Morgenglosse

Die Streaming-Revolution ist am Ende

Reuters / Lars Hagberg
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Die Filmpiraterie nimmt wieder zu und die Streaming-Anbieter sind nicht unschuldig daran. Steigende Preise, ständig neue Dienste und nun kommt auch ein verhasstes Relikt aus Zeiten des linearen Fernsehens zurück: Werbung. Ein Abgesang auf eine Revolution.

Es ist 2014, das Jahr der Streaming-Dienste. Netflix startet, Amazon Prime wagt sich ebenfalls auf den österreichischen Markt. Für 49 Euro im Jahr bietet Amazon kostenlosen Versand und den Zugang zu Tausenden Serien und Filmen. Jederzeit und ohne Werbung. Zehn Jahre später kostet der Dienst 90 Euro im Jahr, 108 Euro, wenn man sich für eine monatliche Zahlung entschieden hat. Nun gut, werden einige sagen, das Leben ist insgesamt teurer geworden. Eine Verdoppelung ist das eine, doch in den letzten zehn Jahren haben die Streaming-Revolutionäre den Ast abgesägt, auf dem sie sitzen. Und nun fallen sie …

Vom Niedergang der Filmpiraterie hin zum Revival der illegalen Dienste in nur zehn Jahren. Die Filmstudios jammern: Keiner geht mehr ins Kino und die Menschen beginnen wieder, Filme und Serien illegal aus dem Netz zu ziehen. Wundern dürfen sie sich eigentlich nicht. Amazon, Netflix, Disney+, Apple TV+, HBO und Paramount und wie sie sonst noch alle heißen. Jeder Dienst lockt mit Eigenproduktionen und teuer eingekauften Klassikern und Neuheiten. Die Vielfalt ist groß, das Loch im Budget noch größer.

Doch ein verhasstes Relikt des linearen Privatfernsehens wurde nicht angetastet: die Werbung. Sie blieb verpönt. Doch dann kam Netflix. Ein Einsteiger-Abo für fünf Euro pro Monat; inklusive Werbung. Und damit waren die Schleusen geöffnet. Amazon folgte und präsentierte Freevee. Nur wenige Monate später wagt der Online-Riese, der allein im dritten Quartal dieses Jahren einen Gewinn von knapp zehn Milliarden Dollar auswies, die Kosten für Prime weiter zu erhöhen. Es ist ein schlechter Deal: Entweder man akzeptiert die Werbung oder kauft sich frei. Und das bedeutet zusätzliche Kosten von 36 Euro pro Jahr.

Nun mögen einige sagen, dass Werbeunterbrechungen sinnvoll genutzt werden können. Für eine WC-Pause, oder um die Snackschüsseln wieder aufzufüllen. Doch das war bei Streamingdiensten per Pausetaste immer schon möglich. Es ist einfach nur eine weitere Möglichkeit zusätzlich Geld zu verdienen und den Zuschauern Zeit zu stehlen. Aber zum Glück kann man sich diese zurückholen - per Knopfdruck. Baba, Amazon Prime. Immerhin gibt es noch ein paar Dienste, die es ohne Werbung schaffen. Denn am Ende entscheidet der Kunde, ob diese Neuerungen auch wirklich lukrativ für die Unternehmen sind.

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