Konjunktur

Türkische Mindestlöhne steigen deutlich: Experten warnen vor Inflationswelle

Die Türkei steht Experten zufolge vor einer erneuten Inflationswelle.
Die Türkei steht Experten zufolge vor einer erneuten Inflationswelle.Reuters / Dilara Senkaya
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Die Verdoppelung der Mindestlöhne innerhalb eines Jahres werde die Teuerung in der Türkei erneut anheizen, warnen Experten.

Der Türkei steht Experten zufolge nach der unerwartet kräftigen Anhebung des Mindestlohns eine neue Inflationswelle ins Haus. „Die Preise werden um mindestens 25 bis 30 Prozent steigen“, sagte der Vorsitzende des türkischen Verbands der Schuhhersteller, Berke Icten, am Donnerstag. „Dies wird sich in den Einzelhandelspreisen niederschlagen.“

Arbeitsminister Vedat Isikhan hatte zuvor angekündigt, dass der monatliche Mindestlohn im kommenden Jahr auf 17.002 Lira (523 Euro) steigen wird. Das entspricht einer Erhöhung um 49 Prozent im Vergleich zu dem im Juli festgelegten Niveau. Gemessen zum Jänner 2023 ist es sogar eine Verdoppelung. Etwa sieben Millionen Türken werden von der höheren Lohnuntergrenze profitieren. „Eine zweistufige Erhöhung des Mindestlohns wäre sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber besser gewesen und hätte keinen plötzlichen Inflationsschub verursacht“, sagte Schuhverbandschef Icten.

Ökonomen erwarten „erhebliche“ Auswirkungen

Der Mindestlohn wird in der Regel einmal im Jahr angepasst. Wegen der hohen Inflation und der Schwäche der Landeswährung Lira hat die Regierung ihn in den vergangenen zwei Jahren alle sechs Monate heraufgesetzt. Arbeitgeber bekommen zwar Unterstützung, um die Folgen der Mindestlohnerhöhung für die Produktion zu mildern. Diese falle aber geringer aus als erwartet, erklärten Wirtschaftsverbände.

Die Erhöhung werde sich „erheblich auf die Inflation auswirken“, sagte ein Ökonom, der anonym bleiben wollte. Die Inflationsrate könnte im ersten Halbjahr 2024 rund 70 Prozent erreichen. Trotz der kräftigen Anhebung würde der Mindestlohn damit inflationsbereinigt sinken, wenn es Mitte des Jahres keine weitere Erhöhung gebe.

Aktuell liegt die Inflationsrate in der Türkei bei 42 Prozent. Die Zentralbank hat ihren Leitzins im zu Ende gehenden Jahr von 8,50 auf 42,50 Prozent angehoben, um die hohe Teuerung einzudämmen. (APA/Reuters)

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