Vierschanzentournee

Der Flugsaurier Simon Ammann

Simon Ammann
Simon AmmannReuters / Kai Pfaffenbach
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Das Schweizer Sport-Urgestein genießt als 42-Jähriger noch das Spektakel. An Aufgabe denkt er nicht, die Pension kann warten. „Ich habe einfach noch so viel Spaß.“

Er ist und bleibt der „Harry Potter“ der Schanzen. Und wenn man ihm zuschaut und seine Freude sieht, stellt sich die Frage einfach nicht, ob eine Skisprung-Größe wie er damit seinen Status demontiert oder besser längst hätte aufhören sollen. Simon Ammann hat einfach Spaß an seinem Job. Er lacht, jeder kennt ihn, selbst manch junger Springer fragt nach einem Selfie. „Das Springen ist mein Leben, weißt du“, gluckste der 42-Jährige glücklich in Oberstdorf. „Ich bin froh, dabei zu sein. Darum mache ich das.“

Vor genau 26 Jahren feierte Ammann just in Oberstdorf bei der Vierschanzentournee sein Weltcupdebüt. Damals, 1997, begann für den nunmehr 42-jährigen Schweizer eine beeindruckende Karriere, die ihn zu vier Olympiasiegen, zwei WM-Goldenen und einem Gesamtweltcupsieg führen sollte. Einzig ein Tournee-Triumph blieb dem Eidgenossen trotz dreier Tagessiege verwehrt. Auch bei seiner 25. Teilnahme am traditionellen Schanzenspektakel ist dieser unwahrscheinlich. Es wäre fürwahr ein Wunder.

Dem dreifachen Familienvater (Théodore, 10, Charlotte, 6, Aaron, 3) ist es gleich, er macht weiter. Er fliegt halt gerne und hat im Lauf der Jahre so gut vorgesorgt, dass er es sich das Skispringen auch ohne Siege leisten kann.

Harry Potter der Lüfte

In Oberstdorf wurde Ammann bei seinem 493. Weltcupstart frenetisch gefeiert. Im Allgäu gewann er 2008 und 2013. 2000 hatte er erstmals die Tournee verpasst, auch im Vorjahr fehlte er. Wer 27 Saisonen unter die Skier genommen hat, kann das verkraften. Der volle Fokus des „Flugsauriers“, in dessen Vita 23 Weltcupsiege stehen, liegt allerdings längst nicht mehr nur auf der Schanze. Nebenbei absolviert Ammann in St. Gallen ein BWL-Studium, auch wenn nicht in höchstem Tempo. Außerdem besitzt er seit 2015 mit ASP Sports eine Agentur für Sportmarketing (gemeinsam mit Martin Schmitt) sowie ein sanierungsbedürftiges Gasthaus in seiner Heimatgemeinde Wildhaus-Alt St. Johann. Fliegen tut Ammann auch gern mit dem Flugzeug, er hat eine Privatpiloten-Lizenz.

Nach dem goldenen Olympia-Doppel 2002 in Salt Lake City erhielt er ob seiner runden Brillen, den Sommersprossen und dem spitzbübischen Auftreten vom „Blick“ schnell den Spitznamen „Harry Potter“ verliehen. Acht Jahre später hängte sich Ammann in Vancouver erneut zweimal Gold (dank der gekrümmten Stabbindung) um. Weltmeister auf der Großschanze wurde er 2007 in Sapporo, Skiflug-Weltmeister 2010 in Planica, die große Kristallkugel im Gesamtweltcup sicherte er sich 2010. Sein bisher letzter Weltcupsieg datiert aus dem November 2014 in Kuusamo. Das ist bald zehn Jahre her, genauso alt wie seine erste Rücktrittserklärung. Die Pension muss warten.

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