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„Rebel Moon“ auf Netflix: Wie „Star Wars“, nur unscharf

Sie wollte eigentlich keine Waffe außer der Sense mehr anfassen: Sofia Boutella als Rebellenanführerin Kora.
Sie wollte eigentlich keine Waffe außer der Sense mehr anfassen: Sofia Boutella als Rebellenanführerin Kora.Netflix
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Zack Snyders neues Fantasy-Epos erzählt in eigenwilligem Stil eine allzu bekannte Story: Ein Amalgam aus „Star Wars“, „Avatar“ und Co. Eine Enttäuschung? Der Regisseur selbst hat schon eine Neufassung angekündigt. Wieder einmal.

Merkwürdig: Während der Promo­tiontour für seinen neuesten Film wird Zack Snyder partout nicht müde, auch etwas anderes zu bewerben. Zusätzlich zum ersten Teil des Science-Fiction-Fantasy-Epos „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ habe er schon etwas viel Besseres für später in petto, nämlich den Director’s Cut desselben. Eine Stunde länger soll er sein, zudem blutiger, sexyer und „weirder“. Eine Ankündigung, die so wirkt, als schämte sich Snyder für die von Netflix auf 135 Minuten und ein jüngeres Publikum zurechtgestutzte Version, die seit 22. Dezember zu sehen ist.

Oder bedient er sich hier gar einer Taktik, mit der er schon einmal, wenn auch unabsichtlich, recht gut gefahren ist? Erst 2021 wurde seine „Justice League“ von einer Online-Kampagne passionierter Fans mit der Parole #ReleasetheSnyderCut ins Leben gehypt, dann auf der Plattform HBO Max ausgestrahlt – und gefeiert. Zumindest im Vergleich zur verrufenen 2016er-Kinofassung, die Snyder aus den Händen gerissen wurde.

Nachdem er sich bisher fast ausschließlich bereits existierendes Material angeeignet hat, betritt er nun unbekanntes Territorium. „Rebel Moon“ ist kein Remake wie der Zombieschocker „Dawn of the Dead“, keine grimmige Comic-Adaption wie der Antik- bzw. Heldenbombast „300“ oder „Batman v Superman“. Dennoch wandelt dieses Amalgam aus bekannten Blockbuster-Franchises auf recht ausgetretenen Pfaden.

Wäre das gut gemacht – überhaupt kein Problem. Fans dürfen sich zwar wieder laben am von vielen geschassten, bedeutungsschwangeren „Signature Style“ Snyders, den auftrumpfend choreografierten Actionsequenzen, in denen sich Zeitlupe und -raffer rhythmisch abwechseln. Das ist auch diesmal ambitioniert inszeniert, aber durchgehend in befremdlicher Fischlinsenoptik: Nur die Bildmitte im Fokus, ist der Rest unscharf und verzerrt. Die Ansicht imposanter CGI-Panoramen exotischer Welten wird so leider den flachen Charakteren geopfert: Eine vertane Chance.

Gute Bauern, böser Sexfreak

„Rebel Moon“ erzählt mit diesem selbst für Snyder eigenwilligen Stilmittel jedoch recht Uneigenwilliges: nämlich schon wieder die Geschichte unterlegener Rebellen, die es mit einem übermächtigen Imperium aufnehmen. Mehr noch als in der Hauptreferenz „Star Wars“ und eher an „Avatar“ geschult, sind die Guten hier besonders gut und die Bösen ausgesprochen böse. In religiösem Hokuspokus üben sich glücklicherweise beide nicht, Erstere aber in reichlich Bauernkitsch. Ähnlich James Camerons blauen Na’vi lebt ein pausbäckiges, friedliches Völkchen aus Landwirten auf dem Rebellenmond ganz im Einklang mit der Natur, streut (in Zeitlupen-Close-up!) Weizensamen hemdsärmelig im Feld aus. Bis ein hyperavancierter Militärapparat, angeführt von einem Sexfreak in schnittiger „Kommunisten-Nazi“-Tracht (von Ed Skrein mit Gusto verkörpert), die Agrarromantik empfindlich stört.

Mit Bauernkitsch wird hier nicht gespart.
Mit Bauernkitsch wird hier nicht gespart.Netflix

Eigentlich wollte die Ex-Soldatin Kora (Sofia Boutella), einst im obersten Dienst des Feindes, nun Teil der Farmidylle, nicht mehr zur Waffe greifen. Nun sieht sie sich gezwungen, in der Galaxie verstreute Willige zum Zweck des Widerstands zusammenzuklauben. Diese Mission ist nach dem immerselben Schema aufgebaut: Jede Episode führt die bunter werdende Rebellentruppe auf ferne, von kuriosen Gestalten bevölkerte Planeten, wo sie immer mehr Schwerter schwingende, Bestien bezwingende, sich als Gladiatoren gefallende Outcasts aufgabelt, die sich dem Kampf gegen die Unterdrücker anschließen. Snyder bezeichnet „Rebel Moon“ u. a. als „Die sieben Samurai“ im Weltall.

Eine Kampfmaschine: Sofia Boutella als Kora.
Eine Kampfmaschine: Sofia Boutella als Kora.Netflix

Ein aufgeblähter Verweishaufen

Da werden also kräftig Science-Fiction- auf Samuraifilm-, Fantasy- auf Western-Zitate geschaufelt. Bis schließlich in diesem aufgeblähten, eklektischen Verweishaufen ein zweiter Teil gärt (sowie multimedialer Franchise-Firlefanz, von Comics bis zu Podcasts): Zu sehen ab dem 24. April 2024 auf Netflix.

Fans aber warten wohl lieber auf die ­Snyder-Schnitte, die das oft farblose „Ur“-Material bisher verlässlich aufgewertet haben. Kurzum: #ReleasetheSnyderCut!

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