ATP Brisbane

Das letzte Comeback des Rafael Nadal

Locker, lässig, aber fokussiert: Rafael Nadal steht in Brisbane im Mittelpunkt.
Locker, lässig, aber fokussiert: Rafael Nadal steht in Brisbane im Mittelpunkt.APA/AFP
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Der Sandplatzkönig will es nach fast einem Jahr Pause noch einmal wissen. Warum sich Rafael Nadal zurückhaltend gibt, er aber in seiner wohl letzten Tennissaison dennoch Großes vorhat. In Brisbane trifft er auf Dominic Thiem.

Novak Djoković bewundert den Kampfgeist seines Dauerrivalen, Landsmann Carlos Alcaraz sieht ihn gar schon wieder bei „100 Prozent“ – doch Rafael Nadal selbst stapelt vor seinem Comeback, dem womöglich letzten des nimmermüden Stehaufmännchens, ungeheuer tief. „Ich erwarte nicht viel“, sagte der spanische Tennisstar über seine Ziele für das am Sonntag beginnende ATP-Turnier im australischen Brisbane: „Es ist unmöglich, überhaupt daran zu denken, heute Turniere zu gewinnen.“ Fast ein ganzes Jahr hat der 22-malige Grand-Slam-Turniersieger verletzungsbedingt kein Match bestritten, inzwischen liegt er auf Rang 672 der Weltrangliste. Jetzt kehrt der Sandplatzkönig zurück. Aber reicht es in seiner sehr wahrscheinlich letzten Saison noch einmal für den Tennisthron?

»Natürlich habe ich oft gedacht, dass es keinen Sinn hat weiterzuspielen.«

Rafael Nadal

Tennisprofi

„Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird“, sagte der 37-Jährige achselzuckend. Eines könne er nach monatelanger Schufterei in der Reha und im Training aber mit Gewissheit sagen: „Ich fühle mich heute viel besser, als ich es vor einem Monat erwartet habe.“ Zwischendurch, das gibt Nadal unumwunden zu, seien ihm Gedanken ans Aufgeben gekommen. „Natürlich habe ich oft gedacht, dass es keinen Sinn hat weiterzuspielen“, sagte der während seiner Karriere von zahlreichen Verletzungen geplagte Tennisprofi: „Aber ich verdiene so ein Ende nicht.“ Er wolle sein Karriereende nicht auf einer Pressekonferenz verkünden, „ich möchte es auf meine Art beenden“. Und zwar auf dem Platz. Um diese „Illusion aufrechtzuerhalten“, erzählte Nadal, „habe ich gekämpft“. Auch gegen „Zweifel und schlechte Gedanken“.

Den ersten Sieg schon in der Tasche

Diesen Kampf hat der Mallorquiner vorerst gewonnen. „Hier zu sein, ist schon ein Sieg“, meinte Nadal. Ab dem 14. Januar schlägt er bei den Australian Open auf, wo im Vorjahr seine lange Leidenszeit mit einer Hüftverletzung begonnen hat. Das große Ziel ist aber Paris: erst die French Open, die er bereits 14 Mal gewonnen hat, dann Olympia. Beide Highlights werden auf Nadals Lieblingsbelag, Sand, ausgetragen. Es wäre die perfekte Bühne für einen großen Abschied.

Rafael Nadal bei seinem bislang letzten Turnier, den Australian Open 2023.
Rafael Nadal bei seinem bislang letzten Turnier, den Australian Open 2023.Reuters / Loren Elliott

2024 werde vermutlich sein letztes Jahr als Profi, hatte Nadal im Sommer nach seiner Hüftoperation angekündigt. Eine Abschiedstour sei die anstehende Saison aber nicht, „denn am Ende weiß ich nicht, was passieren kann“. Er wolle kein Gefangener seiner eigenen Aussagen sein. Vielleicht wird es ein ganzes Jahr, vielleicht mehr, vielleicht nur ein halbes, vielleicht nicht einmal mehr das. Die Fans sollten jedes Match des Ausnahmekönners genießen.

„Bereit für großartige Dinge“

Nadals Rückkehr sei für die Tenniswelt „ohne Frage großartig“, sagte Djoković. Der Serbe hat Nadal in dessen Abwesenheit den Rekord an Grand-Slam-Turniersiegen abgeluchst. Djoković wünscht sich noch einmal ein Match gegen den Spanier, ehe sich nach Roger Federer auch der Zweite der „Big Three“ in den Ruhestand verabschiedet. Bis dahin hat er Nadal aber als ernst zu nehmenden Titelrivalen auf dem Zettel. Seine Vorahnung: „Er ist ein großer Kämpfer, jemand, der wirklich niemals aufgibt.“

Der Weltranglistenzweite, Alcaraz, glaubt gar, sein spanischer Landsmann sei schon wieder in Topform. „Ich habe einige Videos von ihm im Training gesehen. Ich denke, er ist bereit für großartige Dinge in diesem Jahr“, prophezeite der 20-Jährige.

Den Feinschliff für Brisbane holte sich Nadal am Freitag bei einem Training mit Dominic Thiem. Der 30-jährige Niederösterreicher musste im Gegensatz zu dem mit einer Wildcard ausgestatteten Spanier in die Qualifikation. Das dortige Auftaktmatch gewann Thiem nach abgewehrten Matchbällen am Samstag 2:6, 7:6 (4) und 6:4 gegen den australischen Lokalmatador James McCabe.

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