Vierschanzentournee

Jan Hörl: Ein „Lauser“, der den Traum vom Heimsieg lebt

Bergisel-Sieger Jan Hörl strahlt.
Bergisel-Sieger Jan Hörl strahlt.Imago / Eibner-pressefoto/memmler
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Auf dem Bergisel erfüllte sich für Jan Hörl ein Traum, gewinnt der Bischofshofener jetzt auch auf seiner Heimschanze? ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl tippt auf den Japaner Ryoyu Kobayashi als Gesamtsieger. Warum?

Bischofshofen. Für Adler-Cheftrainer Andreas Widhölzl schloss sich im Rahmen dieser Vierschanzentournee ein Kreis. Als „Swider“ hatte er einst die Tournee selbst gewonnen und im Jahr 2000 den ersten Heimsieg eines Tirolers auf dem Bergisel gelandet. Nun erlebte er als Coach den Augenblick, von dem man im Sport so gerne träumt: Jan Hörl flog in Innsbruck zum Heimsieg. Der erste Tagessieg in Österreichs Skisprung-Epizentrum seit 2013 löste viele Spannungen, zeigte mit Michael Hayböck als Drittem einen Aufwärtstrend und half Widhölzl trotzdem nur gering über den Umstand hinweg, dass keiner der Seinen den Klassiker gewinnen wird.

Am Dreikönigstag ist beim Finale in Bischofshofen (16.30 Uhr, live ORF1) freilich ein weiterer Tagessieg möglich, und auch realistisch, nur den „Goldenen Adler“ nimmt entweder Ryoyu Kobayashi oder der Deutsche Andreas Wellinger entgegen. Der Japaner, der die Tournee bereits 2019 und 2022 gewonnen hat, führt mit 4,8 Punkten Vorsprung. Das sind weniger als drei Meter.

APA / AFP / Kerstin Joensson

Kobayashi? „Brutal in Form!“

Widhölzl hat es jedoch geschafft, eine mehr als schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Die Team-Olympiasieger von Peking stellten fünf Springer in den Top neun auf dem Bergisel, Österreich führt im Nationencup und hat mit Kraft, der fünf Saisonsiege feiern konnte, auch den Weltcupleader. Dass man seit 2016 keinen Tourneesieg feiern kann, trübt die Stimmung. Gold bei der Skiflug-WM am Kulm in Bad Mitterndorf (ab 18. Jänner) wäre der schönste Trost. Widhölzl favorisiert übrigens Kobayashi (er liebt schnelle Autos, trinkt keinen Kaffee) für den Tourneesieg. Souverän, „brutal gut in Form“, ohne einen einzigen Wackler im ganzen Bewerb und seit dem Wechsel in Japan zurück zu Finnen-Coach Janne Väätäinen (Heimtrainer im Team Royu) wieder in ganz anderer Flughöhe unterwegs: am Japaner führe keine Flugkurve umhin.

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In der jüngsten Vergangenheit fing nur 2017 Kamil Stoch den nach Innsbruck führenden Daniel Andre Tande noch ab. In Bischofshofen steht jedenfalls die „Österreicher-Schanze“ unter den vier Tournee-Bakken. Dort triumphierte bereits 24 Mal ein ÖSV-Athlet, zuletzt 2022 der Salzburger Daniel Huber. Für Hörl, 25 und aus Bischofshofen, wäre ein Sieg auf seiner Heimschanze eine besondere Genugtuung. Freundin Tanja, Familie („Papa ist oben auf der Schanze als Starter im Einsatz!“; sagt die Startnummern durch) und Freunde wisse er hinter sich, der Reifeprozess des „Lausers“, wie ihn Widhölzl nannte, sei extrem erfreulich. Dass er beim Olympia-Coup dabei war, war fast in Vergessenheit geraten. Jetzt meldete sich der Pongauer, der gerne in die Sauna geht, Filme schaut und sich die Zeit auf TikTok vertreibt, als Gewinner im Adlerhorst zurück.

Eintrittskarte als Fahrschein

Der Umstand, dass er nur 200 Meter entfernt von der Außerleitner-Schanze aufgewachsen ist, mag einen gewissen Heimvorteil ausstrahlen, doch allen im Feld sei der Bakken und seine Tücken mit dem langen, schnellen Anlauf bekannt. Weil bis zu 15.000 Zuschauer erwartet werden, hat sich Bischofshofen besonders herausgeputzt und etwas für alle Zuschauer parat: die Eintrittskarte gilt auch als Zug- und Busfahrkarte. (fin)

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