Mein Freitag

Wir erfrorenen Babys rächen uns mit Liebe

Der Jänner ist kalt, teuer und unbeliebt. Wer im Jänner Geburtstag feiert, bleibt in kleiner Runde.

Als Ende Jänner Geborene war es nicht einfach wegzustecken, dass der erste Monat im Jahr für alle anderen offenbar zu den unbeliebtesten gehört. Wassermänner lieben ihn natürlich: Das Jahr liegt noch so knusprig und neuwertig vor einem, all diese unangepatzten, unverplanten Wochen, und wenn schon Winter, dann ist er im Jänner am schönsten, klirrekalt und mit diesem weißen Licht, das einen zwingt, genau hinzusehen und etwas anzupacken. Was auch immer es ist. Der Jänner hat das, was der November verspricht und der Dezember nicht hält.

Leider ist wenigen zum Feiern zumute, der Jänner ist teuer, die Rechnungen von den Extravaganzen des Jahresendes stapeln sich und die neuen für die Absicherung der Zukunft trudeln bereits ein. In Schulen und auf Universitäten wird geprüft, und wer sonst keine Probleme hat, schwört dem Alkohol und Essen ab und ernährt sich von Krautsuppe. Wer im Jänner Geburtstag feiert, muss mit Absagen rechnen. Also wird es wieder nur eine kleine Party. Vielleicht ein Frühstück.

Bis dahin bläst einen dieser Wind durch die Stadt, der einen an den Meriten des Rückenwinds zweifeln lässt. Also so schnell wollte man auch wieder nicht vorwärtskommen, und vor allem würde man die Richtung gern selbst bestimmen. Die anderen kommen einem mit seltsam verzerrten Gesichtern gegen den Wind kämpfend entgegen. „Wetterhex‘“ hat man früher despektierlich zu Frauen mit zerzaustem Haar gesagt, es war die Zeit des „Dreiwettertafts“. Heute sprühen eher die Burschen ihre Haare zu Beton.

Nach dem Wind kommt die Kälte, aber da frieren nur jene, die im Sommer geboren wurden. Winter­babys sind weniger kälteempfindlich, die erfroren schon als Säuglinge im Kinderwagen, als sie durch die Kälte des Jänners geschoben wurden, und das zahlen sie ihm nun mit Liebe heim.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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