Interview

Musiker Norbert Trawöger: „Nicht jeder ist so wahnsinnig wie ich“

Norbert Trawöger: „Manchmal ist es gar nicht schlecht, unterschätzt zu werden.“
Norbert Trawöger: „Manchmal ist es gar nicht schlecht, unterschätzt zu werden.“Clemens Fabry
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Der Musiker Norbert Trawöger war acht Jahre alt, als Anton Bruckner sein Leben veränderte. Seitdem begleitet ihn der oberösterreichische Komponist auf Schritt und Tritt. Staunen hat der Leiter der Kunstexpo Anton Bruckner 2024 nie verlernt. Dass ihn manche für einen Hofnarren halten, stört ihn nicht. Nur provinzielle „Mir san mir“-Mentalität findet er unerträglich.

Als künstlerischer Leiter der oberösterreichischen Kulturexpo Anton Bruckner 2024 versuchen Sie, Menschen für die Musik Bruckners zu begeistern. Wann hat Bruckner Sie begeistert?

Norbert Trawöger: Mit acht Jahren. Zu Hause gab es Schallplatten, die mich magisch angezogen haben. Eines Tages bin ich über die vierte Sinfonie Bruckners gestolpert. Das war ein unfassbares Erlebnis, ich habe nur so gestaunt, dass es so etwas überhaupt geben kann. Die Vierte war meine Höhle, in die ich mich von da an immer wieder zurückgezogen habe.

Beethoven und Mozart konnten nichts dergleichen in dem kleinen Norbert auslösen?

Nein. Und weil Sie Mozart sagen: Ich hatte tatsächlich Gewissenskonflikte, dass Mozart nicht mein Lieblingskomponist ist, sondern „nur“ Bruckner. Als österreichisches Musikerkind wusste ich ja, dass Mozart der Superstar ist. Aber so ist das mit Musik. Man wird von ihr ergriffen, man braucht sie nicht zu verstehen und sich auch nicht auszukennen. Das ist das Schöne. Es gibt kein falsches Staunen.

Staunen Sie heute noch?

Mein Staunen wird immer heftiger, und ich bin jetzt 52. Ich sitze im Konzert, höre Bruckners Vierte oder etwas anderes und löse mich auf.

Seit 2017 sind Sie künstlerischer Leiter des Bruckner Orchesters Linz. „So hat es einfach kommen müssen“, würden Esoteriker sagen.

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