Skispringen

Kraft siegt in Bischofshofen, aber Kobayashi gewinnt die Vierschanzentournee

Stefan Kraft feiert einen wichtigen Heimsieg.
Stefan Kraft feiert einen wichtigen Heimsieg.APA / APA / Georg Hochmuth
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Stefan Kraft triumphiert beim Tourneefinale in Bischofshofen, der Japaner Ryoyu Kobayashi gewinnt zum dritten Mal nach 2019 und 2022 die Tournee. 2024 schaffte er es mit einem Kunststück: er gewann wie zuletzt Janne Ahonen 1999 auf keiner der vier Stationen.

Bischofshofen. Egal ob Rückenwind, Schneeregen oder Tauwetter: ist der Japaner Ryoyu Kobayashi in Form, springt der 27-Jährige allen anderen auf und davon. Das bewies er erneut im Rahmen der 72. Vierschanzentournee. Der Athlet aus Hachimantai in der Präfektur Iwate feierte in Bischofshofen mit Sprüngen auf 137 und 139 Meter zwar nicht den Tagessieg, gewann aber zum dritten Mal nach 2019 und 2022 den Schanzenklassiker. Damit ist der Star, der sein eigenes Team (Team Roy) gegründet hat und vom Finnen Janne Väätäinen in Sapporo betreut wird, um einen weiteren „Gold-Adler“ reicher. Als Prämie erhielt er zudem einen Scheck über 100.000 Franken.

Den Tagessieg feierte der Pongauer Stefan Kraft (136,5/140). Es ist erst sein zweiter Heimsieg (36 gesamt) nach Bad Mitterndorf 2020 und sein 107. Podestplatz, es fehlt nur noch einer auf den Rekord von Janne Ahonen. Apropos Ahonen. Kobayashi machte es ihm nach und gewann die Tournee ohne Tagessieg. Er wurde vier Mal Zweiter – Ahonen zeigte es so 1999 vor.

Ryoyu Kobayashi: Er lächelt oft, bleibt aber extrem wortkarg.
Ryoyu Kobayashi: Er lächelt oft, bleibt aber extrem wortkarg.APA / AFP / Kerstin Joensson

Der 1,73 Meter große, 60 Kilogramm leichte Athlet lacht, schweigt, liebt schnelle Autos und trinkt keinen Kaffee. Dass der nunmehr zweifache Gesamtweltcupsieger überhaupt professioneller Skispringer wurde, ist seinem Vorbild zu verdanken. Im Frühjahr 2015 trat er dem „Tsuchiya Home Skiclub“ bei, Noriaki Kasai hatte ihm als Teenager zu diesem Schritt geraten. Angefangen hatte es freilich in den eigenen vier Wänden: der Vater war Mittelschullehrer (Sport) und leitete den Skiclub der Schule. Sein älterer Bruder Junshirō, Schwester, Yuka und der 22-jährige Tatsunao sind ebenso Skispringer.

Porsche, Mode und Musik

Kasai zeigte ihm alle Tricks, er lernte das Skispringen dann richtig lieben und weil Erfolge nicht ausblieben, wurde er in Japan bekannter. Die Auto-Liebe bescherte Kobayashi auch Schlagzeilen: er kaufte sich einen Porsche Cayman auf Kredit, tauschte ihn alsbald gegen einen Lexus LC500. Wie viele Luxusautos er derzeit in der Garage stehen hat? Kobayashi lacht, Geld genug verdient er mit dem Sport, der in Fuschl angesiedelte Sponsor hilft und seine eigene Modemarke ist in Japan gefragt.

Stefan Kraft landete seinen erst zweiten Sieg in Österreich.
Stefan Kraft landete seinen erst zweiten Sieg in Österreich.APA / AFP / Kerstin Joensson

Dass ihm erneut bei der Tournee der Knopf aufging, mag dem Umstand geschuldet sein, dass der ganze Medienwirbel an ihm vollkommen vorbeizieht. Da haben es Andreas Wellinger, der Deutsche patzte in Bischofshofen und war schon nach dem ersten Durchgang in Wahrheit geschlagen, oder ÖSV-Star Stefan Kraft weitaus schwerer. Sie müssen allerorts Rede und Antwort stehen. Die Anzahl japanischer Journalisten, die zur Tournee einfliegen, ist inklusive TV-Team an einer Hand abzuzählen. Damit hat der äußerst wortkarge Kobayashi, der durch tiefe Anfahrtshocke und explosivem Absprung (Wellinger: „Wie ein Pfeil!“) besticht, auch mehr Zeit für sich, weniger Terminstress.

Was ihm in dieser Saison noch gelingen kann? In zwei Wochen wartet die Skiflug-WM in Bad Mitterndorf. Die Tournee ist zumeist ein „Vorschuss“ auf darauf folgende Events. Und da kommt Kraft jetzt ins Spiel: ihm fehlt noch Gold bei einer Skiflug-WM, dann hat er alles gewonnen, was sein Sport zu bieten hat. Oder, fliegt ihm Kobayashi davon?

Bischofshofen: 1. Stefan Kraft (AUT) 288,92 (136,5/140) 2. Ryoyu Kobayashi (JAP) 287,63 (137/139) 3. Anze Lanisek (SLO) 281,84 (134,5/141) 4. Manuel Fettner (AUT) 271,45 (134,5/135) 5. Andreas Wellinger (GER) 267,9 (132/137).

Tourneewertung: Kobayashi 1145,2 vor Wellinger 1120,7 und Kraft 1112,7.

(fin)







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