Unglück

Kabinenteil im Flug verloren: USA und Europa erteilen Flugverbot für Boeing 737-9 Max

Eine Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines.
Eine Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines.Getty Images / Stephen Brashear
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Die US-Luftfahrtbehörde FAA ordnet für mehr als 170 Maschinen des Typs sofortige Inspektionen an. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit übernimmt die Anordnung. Mehrere Airlines rufen die Boeing-Modelle zurück.

Nach dem Abriss eines Kabinenteils samt Fenster an einer Boeing 737-9 Max hat die US-Luftfahrtbehörde FAA ein vorübergehendes Flugverbot für mehr als 170 Maschinen des Typs angeordnet. Die Behörde teilte am Samstag mit, es seien sofortige Inspektionen bestimmter Flugzeuge dieses Modells nötig, die etwa vier bis acht Stunden pro Maschine in Anspruch nähmen. Erst danach könnten die betroffenen Flugzeuge wieder in den Betrieb gehen.

Dies gelte für Maschinen, die von US-Fluggesellschaften betrieben würden oder auf amerikanischem Territorium unterwegs seien - weltweit 171 Flugzeuge. Der Zwischenfall hatte sich auf einem Flug der US-Gesellschaft Alaska Airlines ereignet - auf dem Weg von Portland im Bundesstaat Oregon zum Flughafen Ontario, der östlich von Los Angeles liegt. Die Airline hatte danach bereits von sich aus angekündigt, vorerst alle ihre Maschinen des Typs Boeing 737-9 Max am Boden zu halten und die 65 Flugzeuge einer gründlichen Wartung und Sicherheitsprüfung zu unterziehen.

Beatmungsmasken neben einem Loch im Flugzeug.
Beatmungsmasken neben einem Loch im Flugzeug.Reuters / Instagram/@strawberrvy

Der Vorfall rief auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) auf den Plan. Sie hat die Richtlinie der amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA) für die Boeing 737 Max 9 übernommen. Die EASA stellte jedoch fest, dass keine Fluggesellschaft aus einem EU-Mitgliedstaat „derzeit ein Flugzeug in der betroffenen Konfiguration betreibt“. Die britische Flugsicherheitsbehörde erklärte zuvor, sie würde von jedem Betreiber einer 737 Max 9 die Einhaltung der FAA-Richtlinie verlangen, um in ihren Luftraum einfliegen zu können.

Turkish Airlines teilte am Sonntag mit, fünf Boeing 737 MAX 9 seien „als Sicherheitsvorkehrung“ zu Kontrollen zurückgerufen worden. Sie würden zunächst dort am Boden bleiben, wo sie landen. Auch Aeromexico und die Fluggesellschaft Copa Airlines aus Panama erklärten, Maschinen vom Typ Boeing 737 MAX 9 am Boden zu lassen. Auch United Airlines, die über die weltweit größte Flotte von Boeing 737 MAX 9 verfügt, hat Maschinen der Baureihe zur Kontrolle aus dem Verkehr gezogen.

Großer Knall und Fensterteil löste sich

Medienberichten zufolge hatte sich ein Fensterteil plötzlich gelöst und war davongeflogen. Es habe einen großen Knall gegeben, und dann sei Luft durch das Loch hereingeströmt, berichteten Passagiere der Zeitung „The Oregonian“. Der Sitz direkt neben dem Fenster sei unbesetzt gewesen, aber ein Jugendlicher auf dem Mittelsitz habe Verletzungen vom plötzlichen Druckabfall davongetragen. Berichte über Schwerverletzte gab es demnach nicht. In einer Mitteilung der Airline hieß es, kurz nach dem Start sei die Maschine mit 171 Passagieren an Bord zum Flughafen zurückgekehrt und dort sicher gelandet.

Videos zeigen Loch an Flugzeugseite

Auf Videos von Passagieren war das Loch an der Flugzeugseite zu erkennen. „Das war noch nicht einmal der Notausgang. Es war einfach ein Teil des Flugzeugs“, merkte eine Frau im Video an.

Fehler bei Boeing 737 sorgten für 346 Todesopfer

Anders als beim glimpflichen Ausgang am Freitag endeten zwei Notfälle 2018 und 2019 katastrophal und führten zu einem Startverbot der 737-Max-Reihe. Bei den beiden Abstürzen gab es insgesamt 346 Todesopfer. Als Hauptursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm, das die Maschinen zu Boden lenkte.

Boeing überarbeitete daraufhin den Typ und erhielt nach und nach Wiederzulassungen. Mit Produktionsmängeln hat der Mittelstreckenjet allerdings weiter für Schlagzeilen gesorgt und die Bilanzen des Herstellers belastet. Mit einer verbesserten Version der 737-9 Max hat auch Alaska Airlines seine Flotte in den vergangenen Jahren aufgestockt. Insgesamt führt die Fluggesellschaft gut 300 Maschinen, dabei großteils von Boeing. (APA/dpa)

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