Verkehr

Ältere Fußgänger sind in Gefahr

Auch auf Schutzwegen passieren immer wieder tödliche Unfälle. Acht Menschen starben in Österreich auf einem Zebrastreifen.
Auch auf Schutzwegen passieren immer wieder tödliche Unfälle. Acht Menschen starben in Österreich auf einem Zebrastreifen.Werner Kerschbaummayr
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In der Steiermark starb eine 74-Jährige auf dem Zebrastreifen. Sie ist nicht die Einzige: Jeder zweite Fußgänger, der im Vorjahr auf Österreichs Straßen getötet wurde, war älter als 65.

Es geschah am Wochenende in Rosental an der Kainach: Eine 74-jährige Frau wurde auf dem Schutzweg von einem Auto erfasst und gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Die 18-jährige Autolenkerin – nicht alkoholisiert – dürfte die rote Ampel übersehen haben. Die Fußgängerin erlitt so schwere Verletzungen, dass sie kurz darauf im Spital starb.

Was am Samstagabend in der steirischen Gemeinde passierte, ist ein tragischer Unfall. Aber nicht nur das: Denn dass ein älterer Mensch überfahren wird, ist kein Einzelfall. 49 Fußgängerinnen und Fußgänger sind im Vorjahr in Österreich bei Verkehrsunfällen getötet worden, die größte Opfergruppe: Senioren. Jedes dritte Todesopfer war älter als 80 Jahre, jedes zweite Todesopfer älter als 65 Jahre. In absoluten Zahlen: 25 der 49 Fußgänger, die bei einem Verkehrsunfall starben, waren 65 Jahre oder älter, 16 Todesopfer 80 oder älter. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ).

Unfälle im Ortsgebiet

„Das Risiko, bei einem Unfall zu sterben, ist für ältere Menschen deutlich höher“, sagt die VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. „Umso wichtiger ist es, dass das Verkehrssystem fehlertoleranter und sicherer für ältere Menschen wird.“ Ältere Menschen würden in der Regel langsamer gehen, benötigten im Schnitt doppelt so lang, um die Fahrbahn zu überqueren. Konkret brauche es mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet: Dort sind drei Viertel der tödlichen Fußgängerunfälle passiert. „Auch damit ältere Menschen Straßen sicher überqueren können, hilft langsameres Tempo des Kfz-Verkehrs. Fahrzeuge können leichter rechtzeitig abbremsen“, sagt Mosshammer.

Der Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) ist demnach bei Tempo 50 auf trockener Fahrbahn doppelt so lang wie bei Tempo 30. „Wird eine Fußgängerin oder ein Fußgänger von einem Auto mit 50 km/h angefahren, entspricht das einem Fall aus zehn Metern Höhe“, erklärt Mosshammer. Auch die Folgen von Ablenkung sind bei 50 km/h noch gravierender als bei 30 km/h. Handy-Telefonieren am Steuer zum Beispiel verlängert die Reaktionszeit etwa um eine halbe Sekunde. Bei 30 km/h werden in dieser halben Sekunde rund vier Meter zurückgelegt, bei 50 km/h sind es dagegen rund sieben Meter.

Jeder sechste getöteten Fußgänger – insgesamt waren das 2023 acht Menschen – wurde auf einem Schutzweg getötet. Ein Problem: Zu wenige Fußgängerampeln nehmen Rücksicht auf das Gehtempo von älteren Menschen, die Grünphasen seien zu kurz, um Menschen, die nicht gut zu Fuß seien, eine Querung ohne Eile zu ermöglichen. „Wir empfehlen Bürgerinnen und Bürgern, Fußgängerampeln mit zu kurzer Grünphase der jeweiligen Stadt, Gemeinde bzw. in Wien dem Bezirk zu melden.“

Die Zahl der Todesopfer, die zu Fuß unterwegs waren, war 2023 mit 49 gleich hoch wie im Jahr zuvor, 2021 waren es 37, im Jahr davor 51 Menschen, die als Fußgänger im Verkehr getötet wurden. Zu den Getöteten kommen noch zahlreiche Verletzte, allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres wurden in Österreich laut VCÖ mehr als 1500 Fußgängerinnen und Fußgänger bei einem Verkehrsunfall verletzt.

Insgesamt 396 Verkehrstote

Insgesamt sind, wie „Die Presse“ vergangene Woche berichtete, auf Österreichs Straßen im Vorjahr 396 Menschen tödlich verunglückt. Das sind um sieben Prozent mehr als im Jahr 2022 – damals waren es 370 Tote im Straßenverkehr –, aber zum vierten Mal seit 2019 weniger als 400 Getötete. Die meisten von ihnen – 178 – waren Pkw-Insassen, 82 waren Motorradfahrer, 49 Fußgänger. 41 Radfahrer wurden getötet, 16 Getötete waren im Lkw unterwegs, zehn mit dem Moped.

Im neuen Jahr war die 74-jährige Steirerin, die am Samstag überfahren wurde, nicht die Einzige, die tödlich verunglückt ist: In der Nacht zum Samstag starb in Wien ein 33-Jähriger, der auf der Schönbrunner Straße bei Rot die Straße überquerte. Der 73-jährige Autolenker, der bei Grün stadteinwärts fuhr, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Der Fußgänger starb gegen drei Uhr früh an der Unfallstelle, seine 24-jährige Begleiterin wurde schwer verletzt. (APA/red.)

Verkehrstote

396 Menschen sind im vergangenen Jahr auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt, darunter 49 Fußgängerinnen und Fußgänger. Jeder Zweite von ihnen war laut einer Auswertung des Verkehrsclub Österreich älter als 65 Jahre, jeder Dritte war älter als 80 Jahre. Drei Viertel dieser Unfälle passierten im Ortsgebiet, jeder sechste Unfall auf einem Schutzweg.

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