Wien

Terroralarm zu Weihnachten: U-Haft für zwei Verdächtige verlängert

Zu Weihnachten gab es Hinweisen auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe in Wien, die Sicherheitsmaßnahmen u.a. rund um den Stephansdom wurden verstärkt
Zu Weihnachten gab es Hinweisen auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe in Wien, die Sicherheitsmaßnahmen u.a. rund um den Stephansdom wurden verstärktImago / Christoph Hardt
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Einer der drei Verdächtigen wurde vergangenen Freitag freigelassen. Die anderen beiden sind wegen Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr weiter in Haft. Die Sicherheitsmaßnahmen beim Stephansdom bleiben vorerst aufrecht.

Drei Personen sind vor Weihnachten wegen Terrorverdachts in Wien festgenommen worden. Sie sollen in Anschlagspläne auf den Stephans- und den Kölner Dom eingebunden gewesen sein. Ein Mann ist vergangenen Freitag wieder freigelassen worden. Bei den anderen zwei wurde nun die Untersuchungshaft bis 8. Februar– da muss die nächste Haftprüfung stattfinden – verlängert. Der Grund: Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr.

Der 28-jährige Tadschike und seine Ehefrau sind nicht geständig. Dessen ungeachtet legten die beiden gegen die Gerichtsentscheidung keine Rechtsmittel ein. Der U-Haft-Beschluss ist somit rechtswirksam.

Treffen in Wiener Flüchtlingsunterkunft

Bei dem am Freitag Freigelassenen handelt es sich um einen Tschetschenen. Der dringenden Tatverdacht habe sich nicht erhärtet, teilte die Staatsanwaltschaft dazu mit. Ursprünglich hatte es geheißen, der bisher unbescholtene Familienvater habe gemeinsam mit dem Tadschiken und dessen 27 Jahre alter Ehefrau, die seit 2022 in Wien leben, einem Länder übergreifenden radikalislamistischen Terror-Netzwerk angehört, das Anschläge in Deutschland und in Wien erwogen haben soll. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen die mutmaßliche Zelle der Terrorgruppe „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) wegen terroristischer Vereinigung (§278b StGB) in Verbindung mit terroristischen Straftaten (§278c StGB). 

Im Zug einer Hausdurchsuchung waren bei den vor Weihnachten in Wien festgenommenen mutmaßlichen Islamisten 14 Mobiltelefone sichergestellt worden, die seither ausgewertet werden. Am 8. Dezember des vergangenen Jahres soll es in einer Flüchtlingsunterkunft in Ottakring zu einem konspirativem Treffen gekommen sein. Dort wurden die Verdächtigen vor Weihnachten auch festgenommen.

Stephansdom abgeklopft

Federführend an dem Treffen nahm ein 30 Jahre alter Tadschike teil, der aus Deutschland angereist war. Er hatte den Stephansdom in einer für Touristen untypischen Weise gefilmt, auf Überwachungskameras hin überprüft und das Gemäuer abgeklopft. Der 30-Jährige, der dem deutschen Verfassungsschutz schon seit längerem bekannt war und der daher observiert wurde, soll bis zum 20. Dezember mehrmals den in dem Ottakringer Flüchtlingsheim gemeldeten 28-Jährigen sowie dessen türkischstämmige Ehefrau und womöglich weitere Beteiligte getroffen haben.

Der 30-Jährige befindet sich aktuell in der Justizvollzugsanstalt Köln. Die österreichische Justiz hat bereits ein Auslieferungsverfahren in die Wege geleitet. Dem stehen die deutschen Strafverfolgungsbehörden nicht im Wege. Die Generalstaatsanwaltschaft in Köln kündigte am Montag an, einen Antrag auf Auslieferungshaft zu stellen.

Maßnahmen im Stephansdom bleiben

Indes werden im Stephansdom nach den Feierlichkeiten rund um Weihnachten und den Jahreswechsel die Sicherheitsmaßnahmen und der enge Austausch mit den Sicherheitsbehörden beibehalten. Wie Dompfarrer Toni Faber mitteilte, wird es am Dienstag erneut ein Treffen mit der Wiener Polizeidirektion geben, um über die aktuelle Gefährdungslage informiert zu werden und das weitere Vorgehen abzustimmen.

Erleichtert zeigte sich Faber darüber, dass es während der Weihnachtsgottesdienste zu keinen Zwischenfällen gekommen sei. Auch habe es zu keinem Zeitpunkt Stau bei den Eingängen in den Dom gegeben und die Polizei sei ihrer Aufgabe „mit großer Sensibilität“ nachgekommen, dankte der Dompfarrer den Einsatzkräften. Insgesamt habe sich die Verunsicherung vieler Menschen aber auf die Zahlen der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher ausgewirkt, so Faber. Diese seien „spürbar geringer gewesen als normalerweise“. Auch einige Eltern hätten ihre Kinder aus Sorge bei den Weihnachtsgottesdiensten nicht zum Ministrieren geschickt. (red./APA)

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