SPÖ-Landeschef

Hergovich: „Würde mir wünschen, dass SPÖ und ÖVP wieder verstärkt zusammenarbeiten“

SPÖ-Chef Sven Hergovich
SPÖ-Chef Sven HergovichLukas Aigelsreither
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Niederösterreichs SPÖ-Chef, Sven Hergovich, verteidigt den roten Abgeordneten Andreas Kollross und spricht sich gegen einen Parteiausschluss Alfred Gusenbauers aus. Er plädiert für eine Zusammenarbeit mit der ÖVP – und übt Kritik an den nahenden U-Ausschüssen.

Die Presse: Die SPÖ steht derzeit wegen eines Vergewaltigungswitzes des Abgeordneten und Trumauer Bürgermeisters Andreas Kollross auf Facebook unter Druck, die Frauenministerin fordert seinen Rücktritt, die ÖVP schrieb Ihnen einen offenen Brief, Sie mögen den Mann rauswerfen. Sie sind sein Landesparteichef: Werden Sie das tun?

Sven Hergovich: Andreas Kollross hat mit dieser geschmacklosen Äußerung einen schweren Fehler gemacht. Aber er hat sich sofort dafür entschuldigt und tätige Reue gezeigt, indem er einen namhaften Betrag an eine Frauenorganisation gespendet hat. Und ich bin der Meinung, dass eine Entschuldigung in unserer Gesellschaft schon etwas wert sein sollte. Daher haben die niederösterreichische SPÖ und ich diese Entschuldigung auch angenommen. Das gilt für mich auch für andere Parteien: Ich nehme beispielsweise die Entschuldigung des Finanzministers, dem gerade der Führerschein wegen Gefährdung durch Raserei im Straßenverkehr abgenommen worden ist, genauso an.

Eine Geschwindigkeitsübertretung ist aber nicht dasselbe wie ein Scherz über Vergewaltigungen. 

Richtig. Aber zu Kollross: Taten wiegen schwerer als Worte. Man muss nämlich auch sehen, dass Andreas Kollross nicht nur jemand ist, der einen geschmacklosen Witz gemacht hat. Er hat über Jahrzehnte sehr viel für die Menschen bewegt. Trumau hat viel mehr als andere Gemeinden bei der Kinderbetreuung weitergebracht und hat auf seine Initiative hin das größte hybride Erneuerbaren-Kraftwerk Österreichs gebaut. 

Diese Nachsicht gab es in der SPÖ nicht immer. Etwa damals, als man – letztlich erfolgreich – den Rücktritt des ÖVP-Mandatars Dönmez nach einem sexistischen Posting im Internet forderte. 

Aber ich kann nur für mich selbst sprechen: Ich bin grundsätzlich vorsichtig mit Rücktrittsaufforderungen. Wenn man jahrzehntelang in der Öffentlichkeit steht, können Fehler schon passieren. Entscheidend ist, wie man damit umgeht.

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