Gastkommentar

Wo bleibt das Gesetz für Grünes Gas?

Die Branche hat wirklich kein Verständnis mehr dafür, dass das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG) weiter hinausgezögert wird. Die Politik muss endlich handeln.

Das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG) sieht im Entwurf vor, bis 2030 mindestens 9,75% (≥7,5 TWh) des in Österreich eingesetzten Erdgases durch erneuerbare Gase zu ersetzen. Darunter fallen vor allem Wasserstoff aus Ökostrom und Biomethan aus Reststoffen.

Auf die Eckpunkte des Gesetzes hatte sich die Regierung schon Anfang 2023 geeinigt, wobei aufgrund starken und wiederholten Betreibens der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung ein Quotenmodell anstatt eines Marktprämienmodells gewählt wurde. Bei dem Quotenmodell werden für jedes Jahr die zu erreichenden Anteile an grünem Gas vorgegeben, bei Nichterreichen der Quote müssen die Händler für den nicht erreichten Anteil eine Ausgleichszahlung leisten. Dieses Modell wurde gewählt, um einen Wettbewerb unter allen Erzeugern von grünem Gas zu forcieren, da die Händler Interesse haben, immer von den günstigsten Anbietern zu beziehen. Es ist somit das marktähnlichste Modell und sichert die Einhaltung der Quoten zum günstigsten Preis, da jeder Marktteilnehmer die Möglichkeit hat, auch selbst in die Produktion von grünem Gas zu investieren. Dass dieselben Akteure, wie WKO und IV, die zuvor auf das Quotenmodell gepocht haben, dieses nun ablehnen, ist absolut unverständlich.

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Weiters sind die Berechnungen, die in dem „Presse“-Artikel („Das Erneuerbare-Gase-Gesetz auf der Zielgeraden“, 13. 12. 23) angeführt wurden, kritisch zu betrachten, da sie den Wert des Ausgleichsbetrags mit dem Preis für grünes Gas gleichsetzen. Der Ausgleichsbetrag wurde mit 180 bzw. 200 Euro pro MWh bewusst hoch angesetzt, damit jeder Händler ein starkes Interesse daran hat, seine Versorgung mit grünem Gas zu sichern. Dies garantiert bestmöglich die Einhaltung der Quote und das Erreichen der Zielmengen, weil der Anreiz, in die Produktion zu investieren, hoch ist. Der Preis für grünes Gas jedoch ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. In der Branche weiß man, dass bereits unzählige Projekte auf den Startschuss – das EGG – warten und Industriebetriebe als auch Gashändler gewillt sind, in die Produktion einzusteigen. Gepaart mit der sehr sanft gestalteten Hochlaufkurve der Grüngasquote sollte diese Kombination zu einem Preis nahe den wahren Gestehungskosten plus einem adäquaten Gewinnaufschlag führen. Im Gegensatz dazu kann ein Marktprämienmodell zwar den Preis fixieren, jedoch nie die Erreichung der Zielmengen sicherstellen. Es wird daher von all jenen favorisiert, die kein Interesse an einem Hochlauf von erneuerbaren Gasen haben. Damit Inbetriebnahmeverzögerungen nicht zu unnötigen Ausgleichszahlungen führen, ist vorgesehen, dass die in Verträgen hinterlegten Mengen nicht ausgleichspflichtig sind, auch wenn diese Mengen noch nicht in das Gasnetz eingespeist werden können.

Es gibt keine Alternative

Dabei sollten wir uns alle ins Bewusstsein rufen, dass grünes Gas der erneuerbare Energieträger ist, der durch seine saisonale Speicherbarkeit und die vorhandenen entsprechend großen Lagerstätten die Energieversorgung Europas im Winter sicherstellen kann.

Die Alternative dazu ist, die Erderwärmung weiter zu befördern und mit dem Kauf von Erdgas Kriege zu befeuern oder mit als LNG getarntem Fracking-Gas aus den USA die Umwelt zu zerstören. Jeder, der sich nur ein wenig mit den IPCC-Berichten auseinandergesetzt hat, weiß, dass dies keine Alternative ist.

Es gibt in der Branche kein Verständnis mehr dafür, das EGG noch weiter hinauszuzögern, die Politik muss dringend handeln. Je länger wir mit dem alternativlosen Hochfahren der Produktion von grünem Gas warten, desto härter wird uns die Kostenkeule schlussendlich treffen.

Andreas Planegger, Anlagenbetreiber, Biopure Gmbh.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

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