Kompass

Nachhaltigkeit muss Chefsache sein

Die Energiebranche bekommt ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Die Energiebranche bekommt ein gutes Zeugnis ausgestellt.Imago / Christoph Hardt
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Immer mehr Unternehmen befassen sich mit Nachhaltigkeitsthemen. Weil es sich um eine Querschnittsmaterie handelt, braucht es die Vorbildwirkung des Top-Managements.

Der Druck auf die Unternehmen, etwas in Sachen Nachhaltigkeit zu tun, hält an. Größere, speziell börsenotierte Unternehmen haben Nachhaltigkeits- und ESG-Themen zuletzt vermehrt in ihre Strategien einfließen lassen. Auch weil sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen stärker zu berücksichtigen. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Nachhaltigkeitskompass, den das global agierende Personalberatungsunternehmen H.I. Executive Consulting (HIEC) in Deutschland, Österreich und der Schweiz erstellt hat. Gleichzeitig sieht man im D-A-CH-Raum bei den mittelständischen Unternehmen Verbesserungspotenzial, wie es HIEC-Managing-Partner Michael Baumann ausdrückt.

Sorge um die Reputation

Hauptmotive für Nachhaltigkeitsinitiativen waren 2023 die Reputation (noch stärker als im Vorjahr), die Attraktivität des Unternehmens für die Kunden zu steigern und die Unternehmenskultur zu stärken. Deutlich wichtiger als 2022 war es Unternehmen, den Gesetzen zu entsprechen. An Bedeutung verloren hat es, mit dem Nachhaltigkeitsthema neue Mitarbeitende anzusprechen bzw. bestehende zu binden.

Besonders die Energiebranche (Öl- und Gasunternehmen, Energieversorger, Schwer- und Prozessindustrie) hat sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr intensiver mit Nachhaltigkeit beschäftigt, weniger intensiv die Agrarindustrie. Für Baumann ist das wenig überraschend, weil die Manager dieser Branche nachhaltiges und langfristiges Denken als Selbstverständlichkeit empfänden. Deutlich stärker als noch 2022 erlebte man in den Unternehmen die gestiegenen Kosten als Herausforderung für Nachhaltigkeitsinitiativen. Inflation, Kollektivvertragserhöhungen etc. erhöhten den Druck auf Investments in diesem Bereich. Gleichzeitig wurde in den Unternehmen spürbarer als noch im Jahr davor, dass es an Fachwissen mangelt (siehe Grafik).

Den Aufsichtsrat involvieren

Vom Trend der vergangenen Jahre, eigene Nachhaltigkeitsvorstände zu etablieren, würden sich Unternehmen wieder abwenden. Eine Entwicklung, die Baumann begrüßt: „Besser ist es, im Aufsichtsrat einen Nachhaltigkeits-Ausschuss einzurichten.“ Denn: Nachhaltigkeit sei als Querschnittsmaterie eine Gesamtvorstandsaufgabe, ein Top-Management- und eben kein Expertenthema, das man hauptverantwortlich einer Stabsstelle übergeben sollte.

Auch die (Senior-)Vice-President-Positionen seien dafür nicht geeignet, weil sie nicht bereichsübergreifend agieren könnten. 70 Prozent der für den Nachhaltigkeitskompass befragten Manager meinten zwar, dass das Thema in ihren Unternehmen auf dieser Ebene angesiedelt sei, Baumann kann das aus der Besetzungspraxis allerdings nicht bestätigen.

„Nachhaltigkeit muss an der Spitze gelebt werden, es braucht Vorbilder“, sagt Baumann. Und das gelte daher für alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe. Ganz banal gesprochen: Wer als Führungskraft von den Mitarbeitenden erwarte, dass sie mit dem E-Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen, könne nicht selbst mit dem „fetten“ Verbrenner vorfahren.

Michael Baumann
Michael BaumannHIEC

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