Die technikoptimistische Fraktion glaubt an die rechtzeitige Erschließung immer neuer Rohstoffquellen.
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Selber schuld: Warum die Empörung auch uns selbst gelten sollte

Empört euch! Empört euch gegen die, die euch dorthin manövriert haben, wo ihr euch findet – aber, recht verstanden, empört euch auch gegen euch selbst. Wir alle sind Teil der Misere, so oder so. Selbst der Schwache, der Ausgelieferte, das Opfer. Das kluge Tier Mensch muss immerzu und immer neu die alte Frage beantworten: Wer bin ich, was treibe ich hier?

Ob der Weg, den die Französische Revolution uns gewiesen hat, der richtige Weg für uns ist? Was für eine Frage! Sind wir nicht frei, und kommt unsere Freiheit nicht von dorther?

Was ich als vorläufiges Durchschnitts­ergebnis des geschichtlichen Prozesses jetzt vorfinde, ist eine zwischen die unsichtbaren Gitterstäbe aus Marktmechanismen und Medienmacht eingesperrte Masse von Kleinbürgern – die mächtigeren Mitbürger haben sie dorthin gesperrt – rücksichtlos gegen alles, was nicht sie selbst sind, bestimmt von unklaren Ängsten und schrulligen Moralen, auf deren morastigem Grund die Gesellschaft insgesamt zu ruhen scheint.

Die Lage der großen Zahl, der sogenannten Mittelklasse, erinnert mich an Herrn K. in Kafkas Romanen: Er weiß nicht so recht, wie er in die schreckliche Lage kam, in der er sich zuletzt findet. Wohin soll er sich wenden?

„In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der ,Weltgeschichte‘; aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben“, ein Notat Friedrich Nietzsches. Diese Sätze stecken das Feld ab, in dem unsere Bemühungen spielen. Sollen wir unsere Sache also gleich verloren geben? Im Gegenteil: Wir müssen uns etwas einfallen lassen.

Eine androide Welt, die in den Weltraum expandiert

Dass die auf unserem Planeten zur Verfügung stehenden Ressourcen endlich sind, steht außer Frage. Was zu tun ist, die Antwort darauf, fällt unterschiedlich aus: Da haben wir die technikoptimistische Fraktion, sie nimmt an, es wird uns schon gelingen, rechtzeitig immer neue Rohstoff- und Energiequellen zu erschließen, etwa über die Nutzbarmachtung des abundanten Stickstoffs. Hierher gehören auch Hoffnungen, die auf Kernfusion als unerschöpfliche Energiequelle setzen sowie Pläne, die Menschheit auf andere Planeten umzusiedeln. Diese Fraktion steht naturgemäß den Fragen von Eugenik, überhaupt allem, was aus dem Gebiet der Genforschung zu erwarten ist, positiv gegenüber. Eine androide Welt, die in den Weltraum expandiert, sollte es auf Erden eng werden, für diese Fraktion ist das Zielbild und keineswegs bloß Science-Fiction.

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