Entrepreneurship

Hochschulen als Treiber der Start-up-Welt

Interdisziplinärer Austausch mit Studierenden anderer Unis ging der Gründung des Foodtech-Start-ups Kern Tec voraus.
Interdisziplinärer Austausch mit Studierenden anderer Unis ging der Gründung des Foodtech-Start-ups Kern Tec voraus. Kern Tec
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Heimische Hochschulen sind eine wichtige Quelle der Innovation. Im Sinne des Wissenstransfers werden Studierende daher bei der Gründung von Start-ups tatkräftig unterstützt.

Rund 360 Start-ups werden jedes Jahr in Österreich gegründet. Eine wichtige Rolle spielen dabei die heimischen Hochschulen: „Fast jedes vierte Start-up hat einen universitären Hintergrund“, sagt Rudolf Dömötör, Direktor des Gründungszentrums an der WU Wien und Leiter des Entrepreneurship Center Network. So würden viele Gründer aus den Reihen der Forschenden und Lehrenden, aber auch der Studierenden stammen. Kein Wunder, haben es sich die Hochschulen doch schon seit Jahren zur Aufgabe gemacht, den Gründergeist zu wecken. „Die meisten Studierenden träumen von einer Karriere in einem großen Konzern und haben Selbständigkeit nicht auf dem Radar“, erzählt Dömötör. Im Rahmen von Entrepreneurship-Talks, bei denen erfolgreiche Gründer ihren Weg beschreiben, will beispielsweise die WU junge Menschen animieren, über diese Alternative nachzudenken.

Rüstzeug für Gründergeister

Dafür wird den potenziellen Gründern das notwendige Rüstzeug mitgegeben. Aufbauend auf den Talks können Interessierte in Workshops mit Schwerpunkt Innovation und Entrepreneurship ihr Wissen vertiefen. „Die Themen reichen von der Ideenfindung über die Entwicklung des Geschäftsmodells hin zur Präsentation und Finanzplanung“, beschreibt Dömötör. Auch an der FH St. Pölten ist die Förderung des Gründergeists ein großes Thema: „Wir vermitteln in so gut wie allen Curricula Entrepreneurship und Innovation-Basics“, sagt Hannes Raffaseder, Geschäftsführer der FH St. Pölten. Darüber hinaus gibt es zweimal jährlich mit den sogenannten Praxisforen eine Art Messe rund um das Thema Gründung. Ebenfalls zweimal pro Jahr geht auch eine Projektvernissage über die Bühne. „Studierende können dabei ihre Projekte vor Lehrenden und externen Kooperationspartnern präsentieren“, erklärt Raffaseder. Dabei würden gezielt Projekte mit Gründungspotenzial gescreent und die Studierenden motiviert, sich für die Aufnahme in den Creative Pre-Incubator, die auch für Alumni möglich ist, zu bewerben. „Es gibt zwei Ausschreibungen pro Jahr, in der Regel werden drei Start-ups ausgewählt“, so Raffaseder. Die Teilnehmer werden nicht nur intensiv betreut – auf dem Programm stehen Workshops zu Themen wie Businessplan, Pitch-Training sowie individuelle Coachings –, sondern sie erhalten während dieses Jahres auch einen Co-Working-Space in der Nähe der FH zur Verfügung gestellt. Ein ähnliches Programm gibt es auch an der WU, pro Semester werden zwischen sechs und acht Teilnehmer aufgenommen und von einem Mentor betreut.

Hauptsache kooperieren

Um mehr Studierende für die Start-up-Welt zu gewinnen, wird Kooperation großgeschrieben: im Rahmen der jährlich an der WU stattfindenden Entrepreneurship Avenue. Diese wird gemeinsam mit rund 30 Hochschulen veranstaltet und besteht aus vier Lab Events sowie einer abschließenden eintägigen Conference. Das Ziel: Studierende aus verschiedenen Fach- und Studienrichtungen Unternehmertum an ihren eigenen Geschäftsideen in interdisziplinären Teams erleben lassen.

Eine andere interdisziplinäre Veranstaltung ist die Entrepreneurship & Innovation Garage, an der Studierende von WU, TU und Boku teilnehmen. „Es war spannend, sich mit Kollegen anderer Unis auszutauschen“, erzählt Luca Fichtinger, einer der Founder des 2018 ­gegründeten Foodtech-Start-ups Kern Tec. Darüber hinaus habe er es geschätzt, dass die Studierenden Zeit und Raum bekommen, sich auf eigene Faust mit Unterstützung von Experten und Mentoren mit dem Thema Gründung zu beschäftigen. „Ziel ist ein kleiner Businessplan. So zeigt sich am Schluss relativ deutlich, ob eine Gründung Sinn ergibt“, so Fichtinger.

Hochschulen stellen aber nicht nur ihre Expertise und niederschwellige Beratungsleistungen, sondern auch ihr Netzwerk zur Verfügung – etwa, wenn es darum geht, Ansprechpartner für rechtliche oder steuerliche Beratung oder Kontakt zu anderen Gründern zu finden. „Das haben wir sehr geschätzt“, sagt Fichtinger. Darüber hinaus können Gründer beispielsweise an der FH St. Pölten etwa im Rahmen von Forschungskooperationen die dortigen Speziallabore nützen.

Dass Hochschulen Studierende bei der Start-up-Gründung fördern, ist für Raffaseder aus verschiedenen Gründen sinnvoll: „Zum einen ist es für den Wissenstransfer und den gegenseitigen Austausch wichtig, der beide Seiten befruchtet“, sagt der Geschäftsführer der FH St. Pölten. Zum anderen wird die Innovationskraft der Hochschulen gesteigert und deren Profilbildung unterstützt.

Information

Das ECN, das interdisziplinäre Entrepreneurship-Netzwerk österreichischer Universitäten und Fachhochschulen, hat eine Plattform ins Leben gerufen, wo Startupteams Teammitglieder und umgekehrt finden können.

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