Reportage

Vor Wahl in Taiwan: „Schaut euch an, was aus Hongkong wurde“

Wahlkampf in Taiwan. Kundgebung der Regierungspartei, der Demokratischen Fortschrittspartei.
Wahlkampf in Taiwan. Kundgebung der Regierungspartei, der Demokratischen Fortschrittspartei. Reuters/Carlos Garcia Rawlins
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Vor der Wahl in Taiwan am Samstag dominiert unter Älteren die Angst vor China, dem großen Nachbarn. Die Jüngeren haben allerdings ganz andere Prioritäten und Probleme.

Es gibt wohl wenige Unternehmer, die leidenschaftlicher gegen die Volksrepublik China poltern als Robert Tsao. Der 76-Jährige – weißes Haar, schwarze Lederjacke – hat in einen unscheinbaren Konferenzraum der Nationaluniversität Taiwan geladen, wo er Dutzende chinesische Exiljournalisten begrüßt. Sie alle wollen darüber debattieren, wie Taiwan mit der Bedrohung durch den großen Nachbarn im Norden umgehen soll. „Dieses Jahr stehen weltweit viele wichtige Wahlen an, aber der Kernunterschied ist, dass es bei uns gleich zwei Parteien gibt, die nicht loyal zu ihrem Land sind, sondern von der kommunistischen Partei Chinas infiltriert worden sind“, sagt Tsao.

Das hitzige China-Thema zieht sich wie ein roter Faden durch den Wahlkampf in Taiwan, wo die 23 Millionen Einwohner am Samstag Präsidenten und Parlament neu wählen. Dabei ist es längst nicht mehr so, dass sich Peking-Kritiker und -Befürworter gegenüberstehen. Keine der drei Parteien strebt derzeit eine Wiedervereinigung mit dem Reich der Mitte an. Die Unterschiede sind eher graduell: Während die oppositionelle Kuomintang (KMT) verstärkt um harmonische Wirtschaftsbeziehungen bemüht ist, setzt die amtierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) mit ihrem Kandidaten Lai Ching-te auf eine stärkere Anlehnung an die USA und mehr Distanz zu Festlandchina. Taiwans Volkspartei (TPP) verfolgt eine Politik der Mitte und will Gespräche mit Peking fördern, um eine Eskalation zu verhindern.

Die drei Präsidentschaftskandidaten bei der Wahl in Taiwan: Lai Ching-te, Hou Yu-ih, Ko Wen-je.
Die drei Präsidentschaftskandidaten bei der Wahl in Taiwan: Lai Ching-te, Hou Yu-ih, Ko Wen-je.

Wiedervereinigung „unausweichlich“

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