Weltwirtschaftsforum

Holzmann: 2024 nicht auf EZB-Zinssenkungen verlassen

„Die geopolitische Bedrohung hat zugenommen, ich denke nicht, dass das, was wir bisher von den Huthis gesehen das Ende ist. Es könnte die Ouvertüre zu etwas viel Umfassenderem sein, was sich auf den Suezkanal auswirken und die Preise dort erhöhen wird”, sagte Holzmann am Montag in Davos.
„Die geopolitische Bedrohung hat zugenommen, ich denke nicht, dass das, was wir bisher von den Huthis gesehen das Ende ist. Es könnte die Ouvertüre zu etwas viel Umfassenderem sein, was sich auf den Suezkanal auswirken und die Preise dort erhöhen wird”, sagte Holzmann am Montag in Davos. Bloomberg/ Michaela Nagyidaiova
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Die Risiken, die sich aus der andauernden Inflation ergeben, werden die Europäische Zentralbank davon abhalten, die Zinsen in diesem Jahr zu senken — auch wenn eine Rezession nicht mehr ausgeschlossen werden kann, so Nationalbankchef und EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann in Davos.

Die Wirtschaft der Eurozone habe zuletzt enttäuscht, und die Ergebnisse für das vierte Quartal würden wahrscheinlich zeigen, dass die Währungshüter zu optimistisch gewesen seien, sagte Robert Holzmann in einem Interview im schweizerischen Davos, wo er am Weltwirtschaftsforum teilnimmt. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass geopolitische Konflikte — wie der im Nahen Osten — die Versorgungsketten und die Energiemärkte stören und den Druck auf die Preise aufrechterhalten, was die EZB nicht ignorieren könne.

„Die geopolitische Bedrohung hat zugenommen, ich denke nicht, dass das, was wir bisher von den Huthis gesehen das Ende ist. Es könnte die Ouvertüre zu etwas viel Umfassenderem sein, was sich auf den Suezkanal auswirken und die Preise dort erhöhen wird”, sagte Holzmann am Montag. „Wir sollten überhaupt nicht auf eine Zinssenkung im Jahr 2024 setzen.”

Zu früh für Zinssenkung

Die Inflation kam Ende letzten Jahres in greifbare Nähe des EZB-Ziels von zwei Prozent, was zu Spekulationen darüber führte, wann die Währungshüter die größte geldpolitische Straffungsmaßnahme seit der Einführung des Euro vor 25 Jahren zurücknehmen würden. Händler wetten auf sechs Senkungen um jeweils einen Viertelpunkt ab April, während Ökonomen mit einer ersten von vier Senkungen im Juni rechnen.

Holzmann bekräftigte eine Argumentation von Ratskollegen, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Chefvolkswirt Philip Lane, dass es “viel zu früh” sei, über eine Senkung der Zinsen zu sprechen.

„Sobald ein solches Datum festgelegt würde, würde das sofort eine Dynamik auslösen, die wir nicht kontrollieren können”, sagte der Nationalbankchef. „Und mit all dem Wissen, das wir derzeit haben, wäre es nicht ehrlich, das zu tun, weil wir nicht wissen, wie sich die Inflation entwickeln wird.”

Die EZB geht derzeit davon aus, dass die Gesamtinflationsrate in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 zwei Prozent erreichen wird, während der zugrunde liegende Preisdruck bis Ende 2026 über dieser Schwelle bleiben dürfte.

Zahlreiche Risiken

Holzmann bezeichnete die jüngste Entwicklung als “Seitwärtsbewegung” und warnte, dass sie sich fortsetzen könnte. Die Lohnforderungen seien noch nicht gesunken, und einige der jüngsten Tarifabschlüsse in Deutschland, Österreich und den Niederlanden deuteten auf “recht hohe” Steigerungen hin.

Und das trotz der schwächelnden Wirtschaft. Deutschland meldete am Montag eine Schrumpfung von 0,3 Prozent im vierten Quartal und einen Rückgang der Wirtschaftsleistung für das gesamte Jahr 2023 in der gleichen Größenordnung.

Die Einschätzung des EZB-Rats sei in den letzten Monaten “leicht skeptischer” geworden, so Holzmann. Die Daten für das vierte Quartal in der Eurozone werden am 30. Januar veröffentlicht, und er befürchte, dass „wir danach auch etwas weniger optimistisch sein werden.”

Er rechnet zwar nicht damit, dass die Region in eine “echte Rezession” fallen wird, könnte aber leicht in eine “durch externe Effekte ausgelöste” geraten.

„Wenn die geopolitischen Risiken dazu führen, dass die Ölpreise steigen, würden die Gaspreise in die Höhe schießen, und das würde auch eine Reihe von Branchen treffen, die bereits betroffen sind. Vielleicht sogar die Dienstleistungsbranche”, sagte er. „Dann ist eine Rezession nicht unwahrscheinlich.” (Bloomberg)

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