Ökologie

Windräder schaden den Vögeln nicht

Für einzelne Vögel sind die Rotorblätter eine Gefahr, aber statistisch relevant ist sie nicht.
Für einzelne Vögel sind die Rotorblätter eine Gefahr, aber statistisch relevant ist sie nicht. Imago
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Erstmals hat ein Forscher großflächig mit US-Daten die Folgen für ganze Populationen Folgen untersucht. Fazit: Es gibt keine.

Die armen Vögel! Wenn ordentlich der Wind weht, können sich die Rotorblätter von Windrädern mit weit über 200 km/h drehen. Da muss man doch davon ausgehen, dass vorbeifliegende Vögel grausam zerhackt werden – was auch immer wieder passiert. Ob das aber nur Einzelfälle sind oder so viele, dass sich dadurch die Populationen dezimieren, lässt sich schwer feststellen. Studien gibt es genug, aber die meisten basieren auf theoretischen Modellen oder eng begrenzten Beobachtungen, zu einem Windpark oder einer Vogelart, die dann extrapoliert werden. Ein echter Überblick schien nicht möglich. Bis Erik Katovich eine Idee hatte.

Der Umweltökonom an der Uni Genf nutzte für seine Studie (in Environmental Science & Technology, 28. 12.) den „Christmas Bird Count“. Diese Vogelzählung führen Tausende Freiwillige jedes Jahr um die Weihnachtszeit in fast den gesamten Vereinigten Staaten durch – eines der größten und ältesten Bürgerforschungsprojekte weltweit. Unter Anleitung von Organisatoren klappern die Hobbyforscher ihr Areal ab, ein kreisförmiges Gebiet von jeweils 24 Kilometern Durchmesser. Die Wege sind so vorgezeichnet, dass möglichst alle Vögel erfasst und Doppelzählungen minimiert werden. Katovich nutzte die Daten der vergangenen 20 Jahre und schaute sich besonders jene Areale an, in denen in diesem Zeitraum Windparks errichtet wurden. Dabei bestätigte sich die „Nullhypothese“: Es besteht kein statistisch relevanter Zusammenhang. Windräder wirken sich auf den Umfang von Vogelpopulationen nicht aus, auch nicht bei einzelnen Arten.

Fracking ist aber ein Problem

Sehr wohl gilt das aber für die in den USA so beliebten Fracking-Projekte, bei denen Öl und Gas gewonnen werden, indem man durch Einpumpen von Flüssigkeit Risse im Gestein erzeugt und es so durchlässiger macht. Wo solche Bohrungen durchgeführt wurden, sank die Zahl der Vögel im Schnitt um 15 Prozent. In ökologisch besonders wichtigen Gebieten mit Brutstätten oder Rastplätzen für Zugvögel waren es sogar 25 Prozent. Gründe kann es viele geben: durch Öl verschmutztes oder für die Bohrungen abgezapftes Wasser, Lärm, Staub oder Licht bei Nacht.

Zuletzt verglich der Studienautor, wie oft Nachrichtenanbieter das Thema behandeln. Er fand für das Jahr 2020 in Summe 173 Beiträge, die Gefährdungen von Vögeln durch Windräder thematisierten, aber nur 46 darüber, ob und wie Vögel unter Bohrungen leiden. So können sich auch Journalisten irren.

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