Lieferdienste

Teresa Präauers „Lieferdienst Wien“ sperrt zu: Und wer bringt jetzt die Pizza?

<strong>Auf Platz eins</strong> steht wahrscheinlich der Burger. Die Pizza auf Platz zwei. Danach asiatische Nudelgerichte.
Auf Platz eins steht wahrscheinlich der Burger. Die Pizza auf Platz zwei. Danach asiatische Nudelgerichte.Foto: Tobias Steinmaurer/Picturedesk
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Ob Laurin nach seiner Erfahrung als Essenslieferant für sich selbst auch Speisen nach Hause bestelle, frage ich ihn nach einer Stunde Gespräch. „Salami-Pizza und Nutella-Palatschinken“, antwortet er. Und er gebe immer Trinkgeld.

Die Straßen Wiens sind schneebedeckt, es herrschen Minusgrade. Dem Wetter trotzend, ziehen die Fahrerinnen und Fahrer der Lieferdienste zahlreich ihre Spuren durch das frische Weiß. Im Minutentakt flitzen sie vorbei, leuchtend pink- oder orangefarben gekleidet. Wer sind sie, und woher kommen sie? Wer ordert die Pizza, und wer bereitet sie zu?

Nie zuvor ist hierzulande so viel Essen bestellt, verpackt und geliefert worden wie in den vergangenen paar Jahren, verstärkt hat sich dieser Trend noch durch die Ausgangsbeschränkungen in den Jahren der Corona-Pandemie. Einerseits boomen in den sozialen Medien die Zubereitungs­anleitungen von Speisen und das Haltbarmachen derselben – das Fermentieren, Einwecken, Konservieren in Salz hat mittlerweile sein tantiges Image verloren –, andererseits scheint selbst der kurze Weg zum Lokal ums Eck schon mit zu viel Aufwand verbunden. An Sonn- und Feiertagen wirkt das innerstädtische Verkehrsgeschehen auf die Spaziergängerin so, als würde niemand mehr selbst einkaufen und kochen wollen. Als würden die Menschen sich zunehmend weigern, etwas derart Vorgestriges zu machen wie vorauszuplanen und hauszuhalten.

In einem Café im siebten Bezirk habe ich mich mit einem jungen Mann zum Gespräch verabredet. Er hat etwa zwei Jahre lang Essensbestellungen für einen der bekannten Lieferdienste in Wien mit dem Fahrrad transportiert.

Die Aufträge, erzählt er mir, erhält man auf dem eigenen Smartphone, die Bestellung wird daraufhin im jeweiligen Restaurant abgeholt und an die Kunden geliefert. Die Arbeit als Rider, wie die Fahrradboten genannt werden, war sein erster Job nach der Schule und dem Bundesheer. Er selbst ist damals für die Fahrradflotte von Mjam gefahren, das jetzt, nach einem Rebranding infolge von öffentlich-medialer Kritik an den Arbeitsbedingungen und einer strategischen Neuausrichtung, wieder unter dem Namen Foodora firmiert. Wolt, Lieferando, Glovo, Just Eat, Deliveroo, Gorillas, Foodpanda, UberEATS, Lieferheld: Die abgelegten und die neuen Namen der sich rasch verändernden Branche klingen wie die Bezeichnungen für gefräßige Tiere aus dem Zoo.

Der Markt wächst, die Umsätze steigen

Der Dienst Foodora beispielsweise gehört neben zahlreichen anderen Zustellern zum deutschen Unternehmen Delivery Hero, das 2011 gegründet wurde und seit 2017 an der Frankfurter Börse notiert. Der Blick in die veröffentlichten Bilanzen des Unternehmens bestätigt: Delivery Hero hat, wie auch alle ­anderen europäischen Betreiber von Onlineplattformen für die Essenszustellung, in seiner Geschichte noch nie Gewinn gemacht. Dessen ungeachtet wächst der Markt, die Umsätze steigen, die Aktie entwickelt sich gut.

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