Musiktheater an der Wien

Bei diesem „Candide“ sprühen alle Funken

Leichen pflastern seinen Weg, und doch bleibt er ein reiner Tor, wie Parsifal: Matthew Newlin als Candide.
Leichen pflastern seinen Weg, und doch bleibt er ein reiner Tor, wie Parsifal: Matthew Newlin als Candide.Werner Kmetitsch
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Rundum geglückt: Lydia Steier inszeniert Bernsteins Werk mit einem guten Ensemble als Revue mit Widerborsten. Marin Alsop betont am Pult des RSO Wien das Sentiment der Partitur. Am Ende: Jubelstürme.

Natürlich dringt ganz am Ende ein gar nicht so zartes Pflänzchen aus jenem Erdhaufen, in den Candide zuvor ein Samenkorn gebettet, es brav gegossen und dann gewartet und gewartet hat. Schande über all jene, die dabei nicht feuchte Augen bekommen. Was Leonard Bernstein im Epilog seines „Candide“ komponiert, ist eine hymnische Feier des elementaren Lebens – und der bescheidenen wie zugleich weltumspannenden Freude an diesem Wunder.

In der Inszenierung von Lydia Steier allerdings, die nun im Musiktheater an der Wien Herz und Hirn erfreut hat, erhält dieses Finale einen Wermutstropfen. Denn alle anderen überfordert das Warten. Sie kehren Candide den Rücken, dieser guten, unschuldigen Seele, für die Matthew Newlin klanglich etwas verhangene, im Ausdruck aber goldrichtige, weil ehrlich schlicht wirkende Tenortöne findet. Mag der junge Mann auch ungewollt etliche Todesfälle verursacht haben: Man glaubt Newlin den parsifalesken „reinen Toren“, der alle zurückholen und an dem Wunder teilhaben lassen will.

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