Kritik

Solidarität als Form des feministischen Protests

Verena Bogner ist Journalistin und lebt in Wien.
Verena Bogner ist Journalistin und lebt in Wien.Ingo Pertramer
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Provokant, zugespitzt, en vogue: Verena Bogners Debütroman bricht mit der gewohnten Manier im Job.

Diese Autorin lechzt nach Veränderung. Sie will eine Revolution sehen. Zumindest, wenn es um die Arbeitsbedingungen und Zuschreibungen an Frauen im Job geht. Mit knappen Zugeständnissen oder minderwertigen Quoten scheint sich die 31-Jährige nicht mehr zufriedenzugeben. Viel zu lang habe sie sich dem „Selbstoptimierungs-Rad“, angestoßen durch das Streben nach Erfolg, verschworen. Drohte, sich ausbeuten zu lassen – mental und finanziell.

Eine Situation, mit der sich viele Frauen konfrontiert sehen. Jene, die für die gleiche Lohnarbeit weniger als ihre männlichen Kollegen bezahlt bekommen. Jene, die angehalten werden, den Kaffee zu holen oder „ein Schatz zu sein“. Jene, die für die gesamte Care-Arbeit verantwortlich sind. Oft scheint der einzige Ausweg, sich nach der Decke zu strecken. Und das, obwohl die „Ceiling“ für Frauen schwerer zu erreichen ist. So verurteilt die ehemalige Vize-Chefredakteurin in „Not Your Business, Babe“ unter anderem den Glass-Ceiling-Index, der die Situation von arbeitenden Frauen misst. Er veranschaulicht, wie groß die Herausforderung ist, im Job aufzusteigen. Österreich rangiere auf dem 13. Platz.

Schon einmal vom „Girlboss-Hype“ gehört?

Dem zugrunde liegen auch unbewusste, kognitive Annahmen. So umfasst der Affinity Bias, Menschen aufgrund von Ähnlichkeiten einzustellen. Zeigen die in Österreich überproportional vorhandenen männlichen Führungskräfte keine Bereitschaft, entgegenzuwirken, werden Frauen benachteiligt. Um darauf aufmerksam zu machen, kolportiert die Autorin teilweise waghalsige Behauptungen. So hätten Männer bei einem „Nein“ mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen – im Gegensatz zu Frauen. Eine Vermutung, die schwierig zu beweisen ist. Leichter nachzuvollziehen sind Gleichstellungsgesetze. Diese schreiben vor, den Frauenanteil in Aufsichtsräten börsenotierter Firmen zu heben. Angaben der Arbeiterkammer zufolge hat sich der Anteil seit 2018 von 22,4 Prozent auf 35 Prozent erhöht.

Doch der Oberösterreicherin geht es um mehr. Sie will zerschlagen, womit Frauen (strukturell) zu kämpfen haben. Und zwar, von ihren Vorgesetzten verniedlicht oder diskriminiert zu werden. Dafür plädiert sie für Solidarität unter Frauen, die nicht nur in Netzwerken zum Tragen kommt. Wirkungsvoll nutzt sie dafür Analogien zur Popkultur. So ist von der Hustle Culture, dem Girlboss-Hype, Selfcare-Trend und einer toxischen Confidence Culture die Rede. (ere)

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