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Was ist denn nur mit dem Bitcoin-Preis los?

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Der Bitcoin-Preis ist nach der ETF-Zulassung gefallen. Das ist auch Umschichtungen aus dem frisch in einen ETF umgewandelten Grayscale Bitcoin Trust geschuldet.

Viele hatten sich von der Einführung der Bitcoin-ETFs (Fonds) in den USA einen Preisanstieg erwartet, da ja nun viel frisches Geld in den Markt fließen würde. Tatsächlich stieg Bitcoin in den Tagen vor der offiziellen Zulassung stark an, rutschte aber danach deutlich ab. Am Freitagnachmittag kostete ein Bitcoin 41.300 Dollar. Das ist um 97 Prozent höher als vor einem Jahr, aber um drei Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Seit 11. Jänner, dem Tag nach der ETF-Zulassung durch die US-Börsenaufsicht SEC, hat der Preis um 15 Prozent nachgegeben. Den Bitcoin-Experten und Sachbuchautor Marc Friedrich („Die größte Revolution aller Zeiten“) wundert das nicht.

Er habe bereits mit einem „Sell the news“-Event gerechnet, also dass der Preis nachgeben werde, wenn die lang erwartete ETF-Zulassung endlich erfolgen würde. Der Preis sei an einem wichtigen charttechnischen Widerstand abgeprallt und könne nun auf 35.000 Dollar fallen. Im ersten Halbjahr dürfte es auch an den Aktienbörsen Turbulenzen geben, weil es doch nicht so viele Zinssenkungen geben dürfte wie erwartet. Bitcoin werde genauso wie der Aktienmarkt von Liquidität getrieben und könne sich noch nicht abkoppeln. Mittel- bis langfristig sei er aber „bullish“, wie Friedrich betont. Mit dem „Halving“-Ereignis im April werde es wieder nach oben gehen. Doch von den Aktienmärkten abkoppeln werde sich Bitcoin erst, wenn die breite Masse Bitcoin tatsächlich als wirkliche Alternative zum gegenwärtigen Geldsystem verstehe.

Dabei erfreuten sich die neuen ETFs durchaus starken Zuspruchs. So flossen in den ersten fünf Handelstagen 1,17 Milliarden Dollar in den iShares Bitcoin Trust von Blackrock, wie Daten von Bitmex Research zeigten. Der Fonds von Fidelity zog eine Milliarde Dollar an, jener von Bitwise 393 Millionen, der Fonds von Ark und 21 Shares 320 Millionen, das Produkt von Invesco 194 Millionen. Die anderen ETFs blieben vorerst unter einem Volumen von 100 Millionen Dollar. Das ist durchaus beeindruckend, denn erstens werden die Daten verzögert eingemeldet, das Volumen könnte also schon umfangreicher sein, und zweitens legen ETFs üblicherweise einen weniger eindrucksvollen Start hin.

Umschichtungen

Es gibt aber einen Faktor, der dem entgegenwirkt: der Grayscale Bitcoin Trust. Dabei handelt es sich um einen Bitcoin-Treuhandfonds, der nun in einen ETF umgewandelt wurde. Grayscale verwaltete zuvor 600.000 Bitcoin im Wert von 25 Milliarden Dollar. Lange Zeit wurden die Fondsanteile mit einem Abschlag zum Bitcoin-Preis gehandelt. Als der Anbieter im vorigen Sommer vor Gericht gegen die US-Börsenaufsicht SEC einen Sieg erzielte, wonach die Behörde die Umwandlung in einen ETF zu Unrecht verboten habe, wurde darauf spekuliert, dass sich die preisliche Lücke zu Bitcoin mit der ETF-Zulassung schließen würde. JP Morgan schätzte im Vorfeld, dass 2,7 Milliarden Dollar allein aus diesem Grund in den Treuhandfonds flossen. Die Spekulation ist nun aufgegangen, und einige dieser Anleger ziehen ihr Geld aus dem Grayscale Bitcoin ETF ab. Das zeigen auch die Daten von Bitmex, wonach die Anleger an den ersten fünf Handelstagen 2,2 Milliarden Dollar aus dem Grayscale-Fonds abgezogen haben, während die anderen ETFs 3,33 Milliarden Dollar angezogen haben.

Hinzu kommt, dass der Grayscale-ETF im Vergleich zur Konkurrenz relativ hohe Gebühren verrechnet. Das könnte dazu führen, dass weitere Anleger ihr Geld zu anderen ETFs umschichten. Und das wiederum würde bedeuten, dass zunächst Bitcoin verkauft werden, bis wieder neue erworben werden. Auf jeden Fall können die Umschichtungen noch eine ganze Weile zu einem Verkaufsdruck bei Bitcoin führen, bis endlich die positive Wirkung der ETFs einsetzt.

Nun gibt es heuer noch ein Ereignis, von dem viele hoffen, dass es den Bitcoin-Preis antreibt: das „Halving“, das im April ansteht. Dann erhalten Miner für die Erstellung eines neuen Blocks nicht 6,25 Bitcoin wie derzeit, sondern 3,125 Bitcoin. Gleich bleibt aber, dass nur etwa alle zehn Minuten ein Block entsteht. Das bedeutet, dass das Angebot an neuen Bitcoin verknappt wird. Ein solches „Halving“ gab es bereits 2012 (als die Belohnung von 50 auf 25 Bitcoins sank), 2016 und 2020. Alle diese Jahre endeten mit einem starken Plus für den Bitcoin-Preis, und im jeweiligen Folgejahr gab es ein neues Rekordhoch. 2013 hatte das zu einem Preis von 1160 Dollar geführt, 2017 zu 19.000 Dollar, 2021 schließlich zu 68.000 Dollar.

Hoch im Oktober 2025?

Die beiden letzten Bullenmärkte dauerten vom Tief bis zum Hoch jeweils 36 Monate. Wäre das diesmal wieder so, gäbe es im Oktober 2025 das nächste Mehrjahreshoch. Die Experten von Incrementum haben in ihrem jüngsten „Bitcoin-Kompass“ ausgerechnet: Steigt der Bitcoin-Preis wieder so stark wie während des letzten Bullenmarkts, dann ergäbe sich ein Preis von 342.000 Dollar. In einem weniger optimistischen Szenario wären es 178.000 Dollar.

Nun ist freilich nicht gesagt, dass sich das Muster fortsetzt. Bitcoin ist noch jung, in seiner 15-jährigen Geschichte gab es noch nicht so viele Zyklen, dass das Muster wirklich zuverlässig wäre. Hinzu kommt, dass Bitcoin immer wieder für Überraschungen gut ist: Im November 2022 schreckte es die Anleger damit, dass es erstmals in seiner Geschichte unter das Hoch des vorigen Zyklus fiel. Doch inzwischen hat es sich eindrucksvoll erholt.

Auf einen Blick

Bitcoin ist die Einheit eines dezentralen Geldsystems, das ohne Staat oder Zentralbank auskommt. Die Anzahl ist begrenzt: Ein Bitcoin ist immer ein 21-Millionstel des Ganzen, egal, wie hoch der Preis in Euro oder Dollar ist.

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