Hahnenkammrennen

Cyprien Sarrazin: Die Geburtsstunde eines neuen Ski-Superstars

Ein Hahnenkammsieger, der wie gerufen kam: Cyprien Sarrazin.
Ein Hahnenkammsieger, der wie gerufen kam: Cyprien Sarrazin. Getty Images
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Oh, là, là: Ein Franzose zähmt die Streif und schreibt sich im Eiltempo in die Hahnenkammgeschichte. Die Ski-Welt staunt.

Kitzbühel. Es ist kein Zufall, dass die gefährlichste Abfahrt der Welt auch die größten Leistungen hervorbringt. Alle rund zehn Jahre erlebt die Streif eine Fahrt für die Geschichtsbücher, Stephan Eberharter 2004, Didier Cuche 2011 und nun Cyprien Sarrazin 2024. Eine Fahrt als perfektes Zusammenspiel von Skitechnik und Waghalsigkeit, eine 1:52,96 Minuten lange Machtdemonstration, so unerreichbar für den Rest der Skiwelt, dass selbst der große Marco Odermatt (Zweiter; + 0,91 Sekunden) und der ausgewiesene Kitzbühel-Spezialist Dominik Paris (Dritter; + 1,44 Sek.) deklassiert wurden.

Dass Sarrazin schon am Vortag in Kitzbühel gewann, ein Rennen, das im Vergleich zum Spektakel am Samstag mit seinen 40.000 Zuschauern und prachtvollem Winterwetter nur mehr wie ein Vorgeplänkel wirkte, hat ihn noch mehr beflügelt. Zum selten Abfahrtsdouble am Hahnenkamm gratulierte auch sein französischer Landsmann Luc Alphand, der dieses Kunststück im Jahr 1995 vollbracht hatte. Nun aber ist die Streif fester denn je in Händen der Grande Nation. Im Ziel warf Sarrazin im Adrenalin-Rausch seine Skier beiseite, sprang auf die Werbebande und ließ sich feiern.

Der rasante Aufstieg des 29-Jährigen aus der Alpenstadt Gap und dem Dévoluy-Massiv vom nicht allzu erfolgreichen Riesentorläufer zum Speed-Star der Stunde beschäftigt die Skiwelt seit Wochen. Schlüssel war die Zusammenarbeit mit Mentaltrainern und dann Ende Dezember in Bormio der viel zitierte umgelegte Schalter. „Ich habe zu mir gesagt: Du kannst gewinnen, du bist am richtigen Platz wenn du gewinnst. Davor habe ich gedacht, vielleicht verdienst du diesen Platz nicht“, erklärte Sarrazin in Kitzbühel, wo er nun tatsächlich die Streif zähmte und damit jene Strecke, die schon so viele Shootingstars ins Aus befördert hat.

Im Timing unschlagbar

Ein Aufstieg aber auch, der wie gerufen kam. Die vielen Stürze und Verletzungen zuletzt, Kohler, Kilde und Pinturault in Wengen, Rémi Cuche und Szollos im Kitzbühel-Training, hatten den Temporausch in die Kritik gebracht. Nun sorgte die Sarrazin-Show auf der größten Bühne des Skisports wieder für Positiv-Schlagzeilen. Doch auch der frischgebackene Hahnenkammsieger weiß: „Ich muss demütig bleiben in diesem Sport.“

Die Kollegenschaft jedenfalls verneigt sich. „Er ist gnadenlos am Limit und macht keine Fehler“, sagte Vincent Kriechmayr (Platz sechs). „Es geht ihm alles auf, was er sich vornimmt. Ich kann nur den Hut ziehen.“ Daniel Hemetsberger (19.) meinte: „Ich glaube, dass es besser nicht geht. Er ist so schön am Zug von oben bis unten, wir haben in den letzten Jahren selten einen gesehen, der skifahrerisch in so einer Form fährt. Du hast direkt gesehen wie er beschleunigt.“ Und Stefan Babinsky, der beste Österreicher in diesem Rennen und angesichts der Streif-Kulisse mit dem sonst so undankbaren vierten Platz, seinem bisher besten in einer Abfahrt, hochzufrieden, hatte Sarrazins verwegene Fahrt noch am Start verfolgt. „Da hat man schon gesehen, wo das Limit ist.“

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