Tanzen

Wenn sich die Gesellschaft auf dem Parkett trifft

Ball der Wiener Philharmoniker 2024
Ball der Wiener Philharmoniker 2024Vienna Press/A. Tischler
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Wenn es in Wien »Alles Walzer« heißt, dann geht es nicht nur ums Tanzen. Bälle spiegeln immer auch die Gesellschaft. Hier trifft man sich mit Gleichgesinnten und Branchenkollegen – oder auch gerade nicht.

Gedränge, raschelnde Kleider, die ersten Takte der Fächerpolonaise. Wenn es etwas gibt, das Wien im Winter von anderen Metropolen unterscheidet, dann sind es die Bälle. Ja, es gibt auch anderswo Veranstaltungen, die sich so nennen. Aber wer je in einem der Hotels in Los Angeles, Monaco oder Dubai (auch dort fand im Vorjahr erstmals ein „Wiener Ball“ statt) zwischen ein paar wenigen schunkelnden Pärchen an einem Dinnertisch gesessen ist, weiß: Man fühlt sich so wie im „Venetian“ von Las Vegas, wenn man eigentlich auch im echten Venedig sein könnte. Oder wie im Hallstatt von China.

Wiens Ballkultur ist einzigartig, auf vielen Ebenen. Das beginnt bei den prunkvollen Räumen. Wer je in der Hofburg oder im Rathaus, in der Staatsoper oder im Musikverein getanzt hat, will nicht zurück in eine Mehrzweckhalle. Wobei auch die, wenn sie in Wien liegt, jede andere der Welt schlägt: Weil die Ballkultur vom Opern- bis zum Pfarrball von den Menschen getragen wird.

Was „die da oben“ können, könne man selbst auch, vielleicht sogar besser, befanden einst schon die „Wiener Wäschermädel“, als Selbstständige ein stolzer Berufsstand. Ihr Ball in der Vorstadt habe „einen ganz anderen Puls“ als die Bälle in der Stadt drinnen, befand der Schriftsteller Eduard Pötzl, der beobachtete, dass der Wäschermädelball (von dem es sogar Kopien gab) „jetzt auch von vornehmen Herren aufgesucht wird, die sich am selbigen Abend irgendwo auf einem Eliteball recht grimmig gelangweilt haben“.

Tradition und Moderne

Heute sind auch Elitebälle weniger steif. Geblieben ist, dass viele Bälle von Berufsständen organisiert werden; manche seit mehr als hundert Jahren, andere erst seit ein paar wenigen. Denn natürlich kommt man nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Schäkern und Netzwerken unter Gleichgesinnten aus der eigenen Branche. Die Bandbreite reicht vom Ball der Rauchfangkehrer oder Feuerwehrleute bis zu jenen der Ärztinnen, Pharmazeuten oder Juristen. Gleichzeitig gilt: Dabei ist, wer sich rechtzeitig um eine Karte bemüht. Als besonders ausgelassen gelten übrigens die Bälle der Kaffeesieder und Zuckerbäcker. Wobei, der lustigste Ball ist vermutlich doch immer der, auf dem man die meisten Leute kennt.

Blick aus einer  Bühnenloge auf den Opernball 2023.
Blick aus einer Bühnenloge auf den Opernball 2023. Michèle Pauty

In Zahlen

450 Bälle gibt es laut einer Schätzung der Wirtschaftskammer allein in Wien.

560 Tausend Besucher werden heuer auf
den Wiener Bällen erwartet.

320 Euro gibt ein Ballbesucher im Durchschnitt aus, darunter fallen auch Kosten für Schneider, Taxis und Friseure.

180 Millionen Euro Umsatz könnten die heurigen Bälle bringen, die Wiener Wirtschaftskammer hat ihre Prognose dazu zuletzt noch einmal nach oben geschraubt.

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