Kämpfe

Blutbad am Markt in Donezk: Von Russland okkupiert, von der Ukraine beschossen?

Mehrere Explosionen rissen Dutzende Menschen in Donezk in den Tod.
Mehrere Explosionen rissen Dutzende Menschen in Donezk in den Tod. Imago / Dmitry Yagodkin
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Auf dem belebten Sonntagsmarkt in der von Russland annektierten Stadt ukrainischen Stadt Donezk kommen bei Explosionen 27 Menschen ums Leben. Der Bürgermeister wirft der Ukraine eine „barbarische Attacke vor“, die Ukraine schweigt vorerst.

Beim Beschuss eines Marktes in der von russischen Truppen besetzten ostukrainischen Stadt Donezk sind nach örtlichen Behördenangaben mindestens 27 Menschen getötet worden. Es gebe auch 25 Verletzte, teilte der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, am Sonntag mit. Die Behörden hatten die Angaben zu Toten und Verletzten immer weiter nach oben korrigiert.

Auch in anderen Teilen der Region Donezk habe es weitere Opfer ukrainischer Angriffe gegeben, teilte Puschilin mit. Er bezifferte die Gesamtzahl der Toten damit auf 28, mit 30 Verwundeten.

Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Reaktion. Die Angaben waren von unabhängiger Stelle nicht überprüfbar. Laut Puschilin wurde der Markt in der Früh beschossen, als dort viele Menschen Sonntagseinkäufe erledigten.

Bilder von Explosion und Leichen

Auch einige ukrainische Medien verbreiteten Fotos und Videos von einem verwüsteten Markt. Das russische Staatsfernsehen zeigte Bilder einer schweren Explosion. In den Aufnahmen, deren Echtheit nicht überprüft werden konnte, waren auch auf der Straße liegende Menschen zu sehen. Unter den Schwerverletzten seien auch zwei Kinder, sagte Puschilin. Er sprach den Angehörigen der Toten sein Beileid aus.

Der Donezker Bürgermeister Alexej Kulemsin nannte den Beschuss durch die ukrainischen Streitkräfte eine „barbarische Attacke“ auf einen zivilen Bereich der Stadt. Laut Behörden gab es dort kombinierte Artillerieschläge mit großkalibriger Munition.

Russland wirft der Ukraine „Kriegsverbrechen“ vor

Das russische Außenministerium warf dem „Kiewer Regime“ ein Kriegsverbrechen vor; mit Hilfe der USA und ihrer Verbündeten sei erneut ein Terroranschlag gegen die Zivilbevölkerung verübt worden. Russland kritisiert immer wieder die westlichen Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine, die die Hilfe vor allem für die Verteidigung gegen Moskaus Angriffskrieg nutzt.

Der Markt in Donezk sei mit den vom Westen gelieferten Waffen aus der ostukrainischen Stadt Awdijiwka beschossen worden, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums in Moskau. Das zeige nicht nur erneut, dass der Westen verwickelt sei in den Krieg, sondern auch den „Hass“ des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij gegen die Menschen in Donezk. Russland forderte die internationale Gemeinschaft auf, das Verbrechen an den Zivilisten zu verurteilen. Schweigen hingegen könne Selenskyj zu neuen Gräueltaten ermutigen, hieß es.

Ukrainisches Kriegsziel: Rückeroberung der besetzten Gebiete

Die ukrainischen Streitkräfte hatten immer wieder erklärt, das von russischen Truppen besetzte Gebiet zurückerobern zu wollen. Das Gebiet Donezk wird teils von russischen, teils von ukrainischen Truppen kontrolliert. Die Kämpfe dort gibt es bereits seit 2014, als sich moskautreue Separatisten nach dem Sturz des russlandfreundlichen Präsidenten Viktor Janukowitsch von Kiew lossagten. Die neue prowestliche Führung in Kiew hatte danach mit einem Militäreinsatz vergeblich versucht, die Kontrolle über Donezk und andere Ortschaften im Donbass zurückzuerlangen.

Im Februar 2022 erkannte Kremlchef Wladimir Putin die selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk zunächst als unabhängige Staaten an und begann dann auch unter dem Vorwand, dort russische Staatsbürger zu schützen, seinen Krieg gegen die Ukraine. Im Herbst 2022 annektierte Putin die Regionen zusammen mit den ebenfalls teils besetzten Gebieten Cherson und Saporischschja und gliederte sie in die Russische Föderation ein. (APA/dpa)

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