Mein Montag

„Ich liebe dich“ kann man nicht auf Steirisch sagen

Waren Sie schon einmal in Föe-boch?
Waren Sie schon einmal in Föe-boch?panthertubi via imago-images.de
  • Drucken
  • Kommentieren

Dennoch gebührt dem Gebell meiner Landsleute mehr Liebe. Niemand würdigt Vokale so wie sie.

Als Vertreterin der Steirerinnen in der Redaktion der „Presse“ muss ich an dieser Stelle – pardon, an dera Stölln – einmal eine Lanze brechen für unsere Sprache. Ja, gut, elegant klingt unser Gebell oft nicht. Und man kann auch nicht „Ich liebe dich“ auf Steirisch sagen (falls Sie es können, melden Sie sich bitte!).

Und doch sind die Steirer sprachlich erstaunlich wendig, jedenfalls im Unterkiefer. Niemand kann so viele Vokale so nahtlos ineinander übergehen lassen wie wir. Die Liebe der Steirer zum rau, aber zärtlich verbogenen Vokal geht so weit, dass so mancher Ortsname so gut wie nie so ausgesprochen wird, wie er „nach der Schreibn“ lauten müsste. Ilz – sagt kein Mensch. Üüiz! Oder Feldbach – wird liebevoll zermalmt. Föe – dann eine ganz subtile Pause, fast ein Glottallaut, im Arabischen gäbe es vielleicht ein Zeichen dafür – boch. Besonders schön ist Leoben – lassen sich hier doch sämtliche Vokale des Deutschen in korrekter alphabetischer Reihenfolge artikulieren: Laeioubn.

Trouti! (Oho! Wahnsinn!) Schön sind natürlich auch jene Dialektwörter, für die es in der Hochsprache keine Entsprechung gibt. Stellen Sie sich vor: Sie versuchen, mit einem stumpfen Messer etwas Hartes zu schneiden – und die Klinge rutscht Ihnen schwungvoll ab. Oder Ihr Handgelenk abrupt von der Tischkante, auf die Sie sich stützen wollten. Ist es ein Abprallen, ein Abgleiten? Die Steirer haben das Wort, das das Missgeschick fast lautmalerisch darstellt: Ogöullt! Das schriftsprachliche „Abgellen“ ist so gut wie nicht existent, weist aber auf eine mögliche Wortherkunft hin: Ein „Geller“ ist in der Jagdsprache ein Querschläger.

Überhaupt sind die Steirer weltgewandter, als man meinen könnte. Wie mancherorts die Wochentage genannt werden – Maudi, Irdi, Mitti, Pfingsti, Freidi, Soumsti, Sundi – erinnert Sprach-Connaisseurs gar ans Französische. In diesem Sinne: Schenan Maudi!

E-Mails an: katrin.nussmayr@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.