Skiflug-WM

Stefan Kraft und die Vision, auf dem Kulm zu WM-Gold zu fliegen

Stefan Kraft will in Österreich jubeln.
Stefan Kraft will in Österreich jubeln.GEPA pictures / Wrofoto/ Piotr Hawalej
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Nur noch Skiflug-Gold und Olympia-Einzel hat der Salzburger Stefan kraft noch nicht gewonnen. Der Skiflug-Weltrekordler (253,5 Meter) sieht auch im Team absolute Podestmöglichkeiten, das Event in Bad Mitterndorf werde ein Festival.

Der Salzburger Stefan Kraft kommt mit sieben Saisonsiegen im Skisprung-Weltcup und als Gesamtweltcupleader zu den Skiflug-Weltmeisterschaften von Donnerstag bis Sonntag am Kulm in Tauplitz/Bad Mitterndorf. Einzel- und Teamwertung sind die einzigen Medaillenentscheidungen des Winters, das in der Heimat. Über seine Erwartungen für die Titelkämpfe, den Saisonverlauf und darüber hinaus hat der Skiflug-Weltrekordler der APA - Austria Presse Agentur im Interview Auskunft gegeben.

Sind die Weltmeisterschaften der Saison-Höhepunkt für Sie, ist es auf einer Stufe mit der Vierschanzentournee? Welche Wertigkeit haben diese Heim-Titelkämpfe für Sie?

Stefan Kraft: Aktuell in meinem Kopf der Höhepunkt, weil wir kurz davor sind. Es ist ein großes Ziel, eine Medaille zu gewinnen, ein großer Traum. Natürlich ist die Skiflug-WM, wenn sie daheim ist, ganz etwas Besonderes. Das erleben zu dürfen, daheim eine WM zu springen, ist wunderschön und immer etwas Besonderes.

Sie haben schon zwei Skiflug-WM-Bronzemedaillen im Einzel - 2016 am Kulm und 2022 in Vikersund. Ist WM-Gold etwas, das auf ihrer Bucket List steht?

Es ist nicht so, dass ich das unbedingt brauche in meiner Karriere. Das muss passieren. Ich bin in einer super Form. Das erste Skifliegen in der Saison wird sicher spannend. Vielleicht fliegt einer brutal und man hat keine Chance gegen den. Aber ich bin recht zuversichtlich, dass es recht gut fliegen wird bei mir, dass ich sicher einer der Kandidaten für eine Medaille bin. Ich fahre mit großer Vorfreude und mit breiter Brust zum Kulm.

Erst vergangene Woche auf die Normalschanze in Szczyrk, dann auf die Großschanze in Zakopane und jetzt auf die Flugschanze. Das ist von Hillsize 104 über 140 auf 235. Wie schnell können Sie sich da umstellen?

Relativ schnell. Wir sind einmal (2020, Anm.) vom Kulm nach Rasnov auf die 90-m-Schanze gefahren. Ich habe dann dort meine besten 90-m-Schanzensprünge gemacht und gewonnen. Eigentlich habe ich da nicht so große Probleme. Was da funktioniert, wird dort auch funktionieren. Es sind vielleicht ein paar Materialadaptierungen, vielleicht braucht es das Ganze ein bisschen aggressiver. Wenn aber die Basis passt, geht der Sprung überall.

Wie würden Sie den Kulm im Vergleich mit den anderen Flugschanzen charakterisieren?

Der Kulm ist ein bisschen ähnlich von der Flugkurve und vom Druckverhalten von den Skiern wie Vikersund. Es ist nur Planica ein bisschen eigen, weil man eine höhere Flugkurve hat. Kulm und Vikersund tendieren schon so, dass man unten noch einmal so richtig wegfliegen kann. Das mag ich eigentlich sehr gerne. Der Kulm hat auch noch einen sehr steilen Anlauf, das mag ich auch sehr gerne. Das ist eher so wie in Oberstdorf beim Skifliegen. Da wird gleich eine Portion Mut verlangt.

In der Mannschaft hat das ÖSV-Team zuletzt 2012 WM-Skiflug-Gold geholt. Wie sehen Sie da die Chancen?

Die Slowenen sind gerade richtig gut in Form, die wird es sicher wieder zu schlagen gelten. Dann werden natürlich auch die Deutschen und wir die Favoriten für Medaillen sein. Aber natürlich darf man beim Skifliegen auch Norwegen nicht ganz vergessen. Bei uns weiß man, der Michi (Hayböck), der Jan (Hörl) und ich können sehr gut Skifliegen. Der Fetti (Manuel Fettner) braucht meistens ein, zwei Tage, aber kann es dann auch richtig gut. Es sind sicher alle Chancen da.

Gibt es wen, den sie von den Konkurrenten am Kulm ganz stark einschätzen?

Kobayashi fliegt gerade auf der Welle, der trifft gerade fast jeden Wettkampfsprung richtig gut. Der wird sicher ein ganz heißes Eisen werden. Dann noch die Slowenen und (Andreas) Wellinger.

Kobayashi hat vor ihrem Sieg vom vergangenen Sonntag in Zakopane im Weltcup aufgeholt, war bei der Tournee viermal Zweiter und hatte dann einen Sieg. Schauen Sie da auch ein bisschen auf den Gesamtweltcup, ihren möglichen dritten Gesamtsieg.

Sicher schaut man da drauf, auch wenn man nicht will. Aber das Auge hast du auf alle Fälle drauf. Ich bin in einer sehr guten Form, immer ganz vorne dabei. Das ist sehr gut, den Rest kann man nicht beeinflussen. Irgendwann wird es für ihn (Kobayashi) auch schwerer werden, wird er sich schwerer tun. Ich bin immer noch sehr froh mit meiner Form, fast jeder Sprung unter den Top fünf. Da können noch ein paar Stockerlplätze rausschauen.

Sie haben seit dem Wochenende den alleinigen Rekord in der Anzahl an Weltcup-Podestplätzen. Denken Sie, dass Sie einmal auch den von Gregor Schlierenzauer gehaltenen Rekord von 53 Siegen erreichen können? Darauf fehlen Ihnen noch 16 Siege - ist das greifbar für Sie?

Es ist noch ein bisschen weit weg. Wenn ich einmal zehn (Siege) mehr habe, können wir noch einmal reden. Aber die müssen erst einmal passieren. Man sieht immer, wie schwer es ist. Man kann in so einer Topform sein wie der Kobayashi bei der Tournee. Er gewinnt die Tournee und ist aber viermal Zweiter. Also so ein Sieg, da muss immer alles zusammenpassen. Da braucht man Glück, die richtigen Windpunkte. Da muss immer alles passen. Aber ich möchte noch ein paar Jahre skispringen und werde dafür alles tun. Und wenn ich ein paarmal ein Glück habe und alles zusammenpasst, kommt vielleicht noch der eine oder andere (Sieg) dazu. Theoretisch ist es möglich, aber ich schaue nicht darauf.

Einige Jahre also noch skispringen, Sie denken also zumindest mittelfristig voraus. Planen Sie in olympischen Zyklen?

Ich habe schon immer gesagt, 2026, das möchte ich unbedingt erleben - in Europa einmal Olympische Spiele, das ist schon etwas ganz Besonderes. Dann schauen wir. Natürlich, wenn es so läuft und mir Spaß macht und wenn sich das Skispringen so weiterentwickelt, denke ich noch nicht ans Aufhören. Dafür macht es mir noch zu viel Spaß und geht es mir zu gut.

(Das Gespräch führte Thomas Blaschke/APA)

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