Handball

Was Österreichs Handballern vom EM-Märchen bleibt

Mykola Bilyk warf Österreichs Handballer ins Rampenlicht.
Mykola Bilyk warf Österreichs Handballer ins Rampenlicht.Imago / Sanjin Strukic/pixsell
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Platz acht statt Halbfinale, Ernüchterung nach dem Höhenflug oder doch eine Sensation, die Österreichs Handball aus dem Dornröschenschlaf weckt? Der ÖHB hat Ideen, sie umzusetzen wird jedoch schwerer. Die Mitgliederzahl soll um ein Drittel gesteigert werden, die Infrastruktur bleibt das größte Hemmnis.

Die Heim-EM 2010 konnte nur mäßig genützt werden, das Momentum der noch erfolgreicheren Heim-EM 2020 wurde durch Corona gebremst. Nach dem Sensationslauf des Männerteams bei der bis Sonntag laufenden EM in Deutschland und dem enormen medialen Echo will Österreichs Handballverband (ÖHB) nun Nägel mit Köpfen machen. „Wir wollen den medialen Aufschwung nutzen“, betonte Generalsekretär Bernd Rabenseifner. Auch wenn altbekannte Hindernisse bestehen.

Mehrmalige TV-Rekorde mit dem Highlight beim 22:22 gegen Deutschland (570.000 in der Spitze), Interviews in der ZIB2, DJ-Auftritte bei Ö3 und stark gestiegene Aufmerksamkeit auf Social Media. Die überraschend starken Auftritte gegen Topgegner haben der Nationalmannschaft weit mehr Aufmerksamkeit beschert, als vor Turnierbeginn zu erwarten war. „Für die bestehenden Kunden sind das tolle Werbewerte“, freute sich Rabenseifner. Auch wenn die Suche nach weiteren Sponsoren deswegen kein Selbstläufer werde.

APA / AFP / Ina Fassbender

Und jetzt, der Schwung!

Die große Herausforderung für den ÖHB besteht nun darin, diesen Schwung nicht einfach auslaufen zu lassen. Schließlich steht mit der Heim-EM der Frauen im Dezember schon das nächste Highlight vor der Tür. „Wir wollen schauen, dass wir schneller in die Gänge kommen“, versicherte Rabenseifner. Als unmittelbare Maßnahme werde in Kürze eine Social-Media-Kampagne unter dem Motto „Möchtest du Handball spielen wie (z.B.) Mykola Bilyk“ starten, mit der man Kinder für den Sport gewinnen will.

APA / AFP / Ina Fassbender

Schon jetzt sei aber festzuhalten, dass in puncto Aktiven der „Corona-Knick nicht nur weg ist, sondern wir wieder drüber sind“, betonte Rabenseifner. „Die meisten Zuwächse haben wir bei den Kindern, das ist das gute Zeichen.“ Verantwortlich dafür seien zum einen die Vereine, die bei der Akquise „wirklich großartig arbeiten“, ein Teil sei aber auch der Zusammenarbeit mit der Agentur „ML Marketing“ geschuldet, die seit rund eineinhalb Jahren diverse Social-Media-Kanäle bespielt.

Aktuell verzeichnen Österreichs Vereine laut Datenbank von Sport Austria rund 20.000 Mitglieder. „Innerhalb der nächsten drei Jahre peilen wir eine Steigerung um ein Drittel an“, erklärte Rabenseifner. Die Sportart sei schließlich medial gut darstellbar - gerade auf Social Media. „Sie ist schnell, dynamisch, attraktiv, und die Spannung bei den engen EM-Partien hat maßgeblich dazu beigetragen“, sagte Rabenseifner.

Wo sind die Hallen?

So sehr das Bild sich aktuell in strahlenden Farben darstellt, droht es freilich angesichts bekannter Hemmnisse zu verblassen. Stichwort Infrastruktur. „Vereine müssen Kinder wegschicken, weil sie keine Hallenkapazitäten haben“, erinnerte Rabenseifner an ein Problem, das nicht nur die Handballerinnen und Handballer plagt. „Hallen, Hallen, Hallen“, lautet daher sein Appell an die Politik. „Solche EMs helfen, das ist die große Hoffnung“, sagt der 46-Jährige, seit 2005 für den ÖHB tätig und seit 2017 im aktuellen Amt.

Einen Schub hat schließlich auch das Schiedsrichter- und Trainerwesen nötig - quantitativ und qualitativ. Neuerdings muss jeder U15-Spieler einen halbtägigen Schiri-Kurs absolvieren, der Verständnis ebenso wie Interesse am chronischen Mangeljob schaffen soll - und laut Rabenseifner schon einige Anmeldungen für die Ausbildung eingebracht hat. Ähnliche Probleme hat man in Sachen Trainern. „Vor allem wegen der Unsicherheit“, erklärte Rabenseifner. Die Hoffnung ruht diesbezüglich nicht zuletzt auf dem Berufssportgesetz, das von der Regierung ausgearbeitet wird.

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