Ernährung

Pflanzenextrakte wirken im Körper

Ein Apfel am Tag ist bekanntlich eine gute Basis für ein gesundes Leben.
Ein Apfel am Tag ist bekanntlich eine gute Basis für ein gesundes Leben.Pascal Rossignol
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In einem Apfel stecken bis zu 1000 Wirkstoffe. Heimische Forschende blicken auf die Funktion von unterschiedlichen Pflanzenextrakten. Ihre Inhaltsstoffe beeinflussen die Gesundheit von Mensch und Tier.

Der Markt für pflanzliche Produkte, die der Gesundheit guttun sollen, ist groß und breit. Slogans poppen im Internet auf oder prangen in Zeitungsannoncen: „Dieser Fruchtsaft stärkt das Immunsystem!“ „Die Ginkgokapsel hilft Ihrer Gehirnleistung!“ „Mit natürlichen Pflanzenextrakten zum Wunschgewicht!“

„Dass pflanzliche Inhaltsstoffe gesundheitliche Vorteile haben können, ist nichts Neues“, sagt Julian Weghuber von der FH Oberösterreich in Wels. „Wir haben uns jetzt nicht auf eine bestimmte Klasse von Wirkstoffen konzentriert, sondern suchen nach den molekularen Vorgängen, warum und wie welche Substanzen wirken“, sagt der Leiter des Josef-Ressel-Zentrums für phytogene Wirkstoffforschung. So nennt man pflanzenbasierte Wirkstoffe oder Phytochemicals, also Stoffe aus Pflanzen, die im Menschen oder Tier Vorgänge beeinflussen.

Selten so einfach, wie es bei Aspirin war

„Meist befindet sich in Pflanzenextrakten nicht eine einzelne Substanz, sondern eine Mischung aus vielen“, betont Weghuber. „Wenn Sie in einen Apfel beißen, nehmen Sie circa 1000 verschiedene Stoffe auf.“ Selten ist es so einfach wie beim Extrakt der Weidenrinde, die Salicylsäure enthält – also den Stoff, aus dem der Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure stammt.

Für die Pharmaindustrie sind Pflanzenextrakte nicht immer vorteilhaft, da jede Pflanze von ihren äußeren Bedingungen abhängt. „Ein Apfel hat nicht in jedem Jahr die gleiche Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe“, bestätigt Weghuber. Sein Team im JR-Zentrum schaut daher tief in Zellen und Gewebe, um zu klären, welche Moleküle auf welche Weise aktiv sind. Im Fokus stehen der Zuckerstoffwechsel und die Verdauung und Aufnahme von Fettstoffen (Lipidstoffwechsel).

Die Zivilisationskrankheiten Adipositas und Diabetes nehmen in vielen Erdteilen zu. Dabei geht es den Forschenden an der FH OÖ nicht nur um die Gesundheit des Menschen, sondern auch um die unserer Nutztiere. „Aus medizinischer Sicht ist eine Entzündung bei einem Tier ähnlich wie beim Menschen“, sagt Weghuber. Chronische Darmentzündungen plagen nicht nur uns selbst, sondern viele andere Lebewesen. „Bei der Fruchtfliege Drosophila kann man sehr gut die Vorgänge im Darm erforschen“, so Weghuber.

Plötzlich wird die Fliege blau

Verringert man experimentell die Darmbarriere, also die Durchlässigkeit für erwünschte und unerwünschte Stoffe im Körper, lässt sich schnell die Wirkung von Pflanzenextrakten sichtbar machen: Eine Fruchtfliege mit geringer Darmbarriere wird im ganzen Körper blau gefärbt, indem man blaue Farbe ins Futter gibt. Mischt man danach gesundheitsfördernde Wirkstoffe in ihre Nahrung, erkennt man schnell, ob die Darmbarriere wieder dichter wird – wenn die Fliege nicht mehr bis in den Kopf blau aussieht (siehe Bild rechts).

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