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Oprah, Königin des menschlichen Dramas, ist 70

Oprah Winfrey 2011
Oprah Winfrey 2011Reuters / Mario Anzuoni
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Mit tränenreichen Interviews hat sie eine märchenhafte Karriere gemacht. Ihre Couch wurde zur Institution.

Legendäre Momente gab es schon auf ihrer TV-Coach (und anderen Sitzmöbeln) schon massenhaft. Denn hierhin kommt die Prominenz, wenn es wirklich wichtig ist. Ob Prinz Harry und Herzogin Meghan, nachdem sie Großbritannien verlassen hatten, Barack Obama auf dem Weg ins Weiße Haus oder Radprofi Lance Armstrong, nachdem Dopingvorwürfe gegen ihn laut geworden waren.

Die Moderatorin, die am heutigen Montag 70 Jahre alt wird, wird auch als Päpstin der Talkshows bezeichnen. Wobei man freilich fragen kann: Ist ihr gesellschaftlicher Einfluss in den USA nicht weit größer als der des Papstes? Wenn sie ein Buch empfiehlt, ist es auf Platz eins der Bestsellerlisten. Wenn sie einen Ort lobt, steigen dort die Immobilienpreise. Und wenn die „Beichtmutter der Nation“ vergibt, gleicht das einer sozialen Absolution.

Priscilla Presley and ihre Tochter Lisa Marie gaben ihr erstes TV-Interview zusammen bei Oprah (2005) - und sprachen über Elvis Presley - und ihre Beziehung.
Priscilla Presley and ihre Tochter Lisa Marie gaben ihr erstes TV-Interview zusammen bei Oprah (2005) - und sprachen über Elvis Presley - und ihre Beziehung. IMAGO/NBC / Avalon

Das Fühlen, sich einfühlen, mitfühlen, ist ihr Markenzeichen. So bringt sie ihre Gäste dazu, sich auch zu sehr persönlichen, auch unangenehmen Themen ausführlich und offen zu äußern – das können Unbekannte ebenso sein wie Michael Jackson und Tom Cruise (der dort sehr aufgeregt seine Liebe zu Katie Holmes gestand). Sie lockt damit Millionen Zuschauer vor die Bildschirme, nach wie vor. Und gar nicht so wenige ihrer Fans hätten sie auch gern als Präsidentin der USA gesehen.

Was sie nicht will, sie hat es immer wieder klargestellt. Ihre Favoriten – wie beispielsweise Obama oder die Demokratin Stacey Abrams – hat Winfrey in den vergangenen Jahren stets tatkräftig unterstützt, aber eine eigene Kandidatur immer ausgeschlossen.

Kurz vor ihrem Geburtstag kam ihr lebensgroßes Porträt in die National Portrait Gallery der Vereinigten Staaten. Es zeigt sie, wie man sie von der Sendung kennt: Mit strahlendem Lächeln und großmütiger Geste. In der Hand hält sie einen Olivenzweig. Wenig überraschend trägt sie Lila: Eine Farbe mit Bedeutung. Als Schauspielerin hatte sie in Steven Spielbergs „Die Farbe Lila“ debütiert, einem Drama über schwarze Südstaatenfrauen zwischen Missbrauch und Selbstbehauptung, das sie später als schicksalhaft deutete: Sie selbst, stammend aus desolaten Familienverhältnissen im tiefen Mississippi, war als Kind missbraucht worden, wurde mit 14 schwanger und verlor ihren Sohn bald nach der Geburt.

Ihr Aufstieg ist der uramerikanische Traum. Geboren wurde sie 1954 als Tochter einer minderjährigen Mutter im rassengetrennten Mississippi. Nach der äußerst schwierigen Kindheit zog Winfrey nach Tennessee – und bekam schon in der Highschool einen Job beim Radio. Rasch wurde wurde sie nach der Schule Nachrichtensprecherin bei einem lokalen TV-Sender.

Oprah Winfrey vor ihrem Porträt in der National Portrait Gallery in Washington.
Oprah Winfrey vor ihrem Porträt in der National Portrait Gallery in Washington.Reuters / Kevin Lamarque

Ihr Stärke waren von Anfang an einfühlsame Interviews, sie wurde in ein Talkstudio versetzt. Und verließ es sozusagen nicht mehr. Ihre steile Karriere begann 1983, als sie als 29-Jährige eine lokale TV-Morgenshow namens „AM Chicago“ übernahm. In nur wenigen Monaten brachte sie die Show vom letzten Platz im Zuschauerranking auf den ersten. 1986 bekam die Show ihren Namen, ging US-weit auf Sendung und arbeitete sich auch hier auf den ersten Platz vor – unter anderem mit Werbegags wie dem, allen Live-Zuschauern im Studio ein brandneues Auto zu schenken.

Oprah Winfrey 2007 mit Barack Obama
Oprah Winfrey 2007 mit Barack ObamaUnbekannt

Die „Oprah Winfrey Show“ wurde zur erfolgreichsten Talkshow in der Geschichte des US-Fernsehens. Und sie Talkmasterin, Medienunternehmerin und Milliardärin. 2011 beendete sie die Sendung nach 25 Jahren als Gastgeberin, im selben Jahr startete sie ihren eigenen Fernsehkanal OWN (Oprah Winfrey Network). Und setzt ihre Gespräche sporadisch fort, bei wichtigen Gelegenheiten. 2,8 Milliarden Dollar schreibt ihr das „Forbes“-Magazin als Vermögen zu.

Zu ihrem Freundesnetzwerk gehören Dutzende einflussreiche und berühmte Menschen wie etwa die Obamas. Winfrey ist und bleibt vor allem auch für schwarze Menschen in den USA eine tragende Stimme. Sie selbst sieht ihren Erfolg als „Wiedergutmachung“ für all diejenigen, die im langen Kampf für Gleichberechtigung in USA mehr leiden mussten als sie.

Oprah mit Nelson Mandela. Er war ihr Idol.
Oprah mit Nelson Mandela. Er war ihr Idol.(c) REUTERS (JUDA NGWENYA)

Sie gilt als reichste Afro-Amerikanerin der USA – und einzige schwarze Milliardärin. Mit ihren Millionen kauft Oprah nicht nur Häuser auf Maui und in Florida, sondern baut unter anderem Schulen für benachteiligte Mädchen in Südafrika. Innerhalb der USA half sie vor allem afro-amerikanischen Frauen. Für Humanitäres spendete sie bereits mehrere hundert Millionen Dollar aus ihrem Privatvermögen. (rovi)

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