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Forschungsprojekt Steinkauz

R.Zink
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Einst war er weitverbreitet und sein prägnantes Rufrepertoire Teil des „Soundtracks“ der Natur. Heute gehört der Steinkauz zu den seltensten und daher streng geschützten Arten in Österreich. Ein Forschungsprojekt in Niederösterreich hat sich jetzt auf die Suche nach geeigneten (Über-) Lebensräumen für die fragile Restpopulation gemacht.

Der Steinkauz zählt zu den kleinsten heimischen Eulenarten. Mit knapp über 20 Zentimeter wird er nicht viel größer als eine ausgewachsene Amsel. Er bleibt damit ein schwer auszumachender Bewohner von offenen Landschaften, in denen er – durch sein gesprenkeltes Federkleid gut getarnt - in Baumhöhlen, Steinmauern oder Bodenhöhlen nistet. Seine „Unsichtbarkeit“ hat ihn aber nicht vor einer rasanten Bestandsreduktion geschützt. So ist die natürliche Population in Österreich und anderen europäischen Ländern in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen. „In Österreich leben noch rund 300 Brutpaare, ein Drittel davon in Niederösterreich“, sagt Richard Zink. Der Biologe arbeitet am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Wien und beschäftigt sich im Rahmen eines Forschungsprojekts intensiv mit den kleinen Vögeln, die mittlerweile auf der Roten Liste der Brutvögel Österreichs als stark gefährdet eingestuft sind. 

Hauptursache für den alarmierenden Rückgang ist unter anderem das von der Intensivierung der Landwirtschaft bedingte Fehlen adäquater Brutplätze in Form von alten hohlen Bäumen. Diese dienen nämlich nicht nur als Nistplatz, sondern auch als wichtige Tageseinstände. Für die Nahrungssuche benötigt der Kauz kurze Vegetation, in der er Mäuse, Regenwürmer und Insekten fangen kann. Die intensiv genutzten Agrarflächen taugen dagegen nur sehr eingeschränkt als Jagdreviere beziehungsweise Brutgebiete.

Ziel der Wissenschafterinnen und Wissenschafter ist es daher, geeignete Lebensräume aus zweiter Hand zu identifizieren und fehlende, für die Brut aber essenzielle Strukturen in der Landschaft zu ergänzen. So wird das Fehlen natürlicher Brutplätze mittels Nistkästen ausgeglichen, um die noch bestehende Population positiv zu beeinflussen und ihr einen neuen Aufschwung zu verleihen. Dafür werden die standorttreuen Steinkäuze unter anderem rund um die Außenstelle der Österreichischen Vogelwarte in Seebarn am Wagram genau beobachtet. Geografisch geht es dabei primär um die Regionen zwischen dem Mostviertel und der tschechischen Grenze. 

Hier nutzen die geschickten Bodenjäger die für die Nahrungssuche benötigten offene Flächen mit niedriger Vegetation. Diese Vorliebe deckt sich im Osten Österreichs sehr gut mit der Verbreitung des Weinbaus. Daher haben sich die wenigen Paare in Österreich besonders in der Nähe begrünter Weingärten, deren Vegetation durch Mahd ganzjährig kurzgehalten wird, niedergelassen. Den Steinkäuzen kommen dabei unbenutzte Weingartenhütten, Hecken, Holzhaufen oder Legesteinmauern zugute. Aber auch Obstwiesen mit Hochstammkulturen oder Parks am Rande von Siedlungen können einen entsprechenden Lebensraum für den Steinkauz bieten. „Sie brauchen einfach Möglichkeiten, um sich verstecken zu können, denn andere Vögel wie Krähen und Greifvögel würden die Steinkäuze sonst attackieren beziehungsweise fressen“, so Zink.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wird das Potential dieser Flächen analysiert. Aufbauend auf dem gewonnenen Wissen und in Zusammenarbeit mit dem lokalen Verein „Wagrampur“ sowie Weinbaubetrieben sollen in weiterer Folge Artenschutzmaßnahmen nachhaltig umgesetzt werden. „Über das Pulkau- und Schmidatal mit Verlängerung über Wagram, Kamptalmündung, Krems, Traisental und bis ins Mostviertel soll eine Verbindungsachse entstehen, damit es nicht zur Isolierung einzelner Vorkommen und damit zur Inzucht kommt“, erklärt Zink die Artenschutzmaßnahmen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sich die bestehende Population auf natürliche Weise ausbreitet und die Bestandszahlen im Optimalfall wieder steigen, hoffen die Ornithologen.

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