Immobilien

Das letzte Kapitel im Drama um Evergrande

Mit 300 Mrd. Dollar ist Evergrande, im Bild die Firmenzentrale in Shenzhen, verschuldet. Nun wird der Konzern zerschlagen.
Mit 300 Mrd. Dollar ist Evergrande, im Bild die Firmenzentrale in Shenzhen, verschuldet. Nun wird der Konzern zerschlagen. Reuters
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Chinas Immobilienriese wird nun endgültig aufgelöst. Die Zerschlagung von Evergrande ist zwar kein „Lehmann-Moment“, aber für Millionen Chinesen eine persönliche Tragödie: Sie stehen vor halb fertigen Bauruinen.

Peking. Das finale Urteil im spektakulären Evergrande-Prozess fiel mehr als niederschmetternd aus. Der chinesische Immobilienriese habe in den letzten eineinhalb Jahren „keinen Umstrukturierungsvorschlag, geschweige denn überhaupt einen tragfähigen Vorschlag“ vorgelegt, entschied die Hongkonger Richterin Linda Chan am Montag. Die Interessen der Gläubiger seien daher „besser geschützt“, würde das Bauunternehmen nun endgültig abgewickelt werden. Damit ist das Ende des am stärksten verschuldeten Bauentwicklers der Welt besiegelt: Evergrande wird per Gerichtsentscheidung aufgelöst.

Seit Jahren bereits schwelt im Reich der Mitte eine Immobilienkrise, die wie ein Bremspedal das Wachstum der Volkswirtschaft lähmt. Denn in keinem anderen Staat von vergleichbarer Größe spielt die Baubranche eine derart große Bedeutung für das Bruttoinlandsprodukt, und nirgendwo ist der soziale Frieden stärker damit verknüpft. Die Causa Evergrande stellt dabei weder die erste noch die letzte Pleite eines Immobilienkonzerns dar, doch mit Sicherheit ist es die spektakulärste: Über 300 Milliarden Dollar Schulden hat Evergrande über die Jahre angehäuft. Zum Glück für das internationale Finanzsystem sind die allermeisten der Verbindlichkeiten jedoch in Festlandchina verortet.

Politische Zeitbombe

Das letzte Wort hat nun die kommunistische Parteiführung in Peking. Diese ist – zumindest theoretisch – nicht dazu verpflichtet, das Hongkonger Urteil tatsächlich umzusetzen. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass Staatschef Xi Jinping dem gefallenen Bauriesen ein umfassendes Rettungspaket schnüren wird. In seinen Reden hat der 70-Jährige mehrfach klargemacht, dass die Unternehmen auch die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssten. Denkbar wäre allerdings sehr wohl eine Art „chinesischer Sonderweg“, wie Jacob Gunter von der Berliner Denkfabrik „Merics“ argumentiert: Demnach würde Peking zwar grundsätzlich mit der angeordneten Liquidierung von Evergrande fortfahren, jedoch den Prozess etwas abfedern und verlangsamen.

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