Wien Museum

Fischer von Erlach: Der barocke Virtuose der Volumina

Auch mit Schloss Schönbrunn hatte Bernhard Fischer von Erlach Gigantisches. Die Realisierung scheiterte am Budget.
Auch mit Schloss Schönbrunn hatte Bernhard Fischer von Erlach Gigantisches. Die Realisierung scheiterte am Budget.Wien Museum
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Baukunst wie aus dem Bilderbuch: Eine neue Ausstellung im Wien Museum gibt Johann Bernhard Fischer von Erlach neuen Raum.

Bilder realisieren sich in den unterschiedlichsten Medien: Kupferstich, Zeichnung, 3-D-Rendering, Fotografie. Oder sogar: Architektur. Eine Stadt wie Wien ist aus Bildern gebaut. An manchen kleben Klischees beharrlicher als an anderen. Manche liefert einfach der Pragmatismus einer Stadt, die auch funktionieren muss, nicht nur beeindrucken. Dafür haben andere auch Baukünstler in die Stadtsilhouette eingezeichnet. Imposant hat sich vor allem eine Phase gestalterisch eingeschnörkelt ins Stadtgedächtnis: der Barock. Jene Ära, in der der Tagesablauf vieler Adeliger zur Zeremonie geriet, Habsburger-Kaiser durch temporäre Triumphpforten marschierten, bevor sie ihre Nichten heirateten. Und etliche Gelübde mit prächtigen Bauwerken einlösten. Für Baukünstler wie Johann Bernhard Fischer von Erlach gab’s also genug zu tun. Denn nachdem die Osmanen vertrieben waren, standen den Ideen des Barocks und seinen Baukünstlern endlich ein weites Feld offen – sprichwörtlich vor den Stadtmauern. Die Adeligen wollten schließlich auch einmal ein eindrucksvolles Bild abgeben – von sich selbst. In Form von Architektur, von Gartenpalais. Da kam Fischer von Erlach gerade recht. Nämlich 1686 zurück nach Wien. Noch dazu mit einer Referenz, an die sich adelige Bauherren am liebsten hielten: seine „Lehrjahre“ in Rom. Und genau dort hakt auch eine neue Ausstellung im Wien Museum szenografisch ein. Mit einer Pyramide. Als Referenz auf die Cestius-Pyramide in Rom, die Fischer so sehr beeindruckt hat. Doch noch so einige Eindrücke mehr haben sich aus seiner Zeit in Rom tief ins künstlerische Verständnis Fischers eingewebt. Auch das zeigt die Ausstellung „Fischer von Erlach. Entwurf einer historischen Architektur“.

Das Hauptwerk: Im Blickkontakt mit dem Wien Museum, aber nicht in Blickkontakt mit der Sonderausstellung.
Das Hauptwerk: Im Blickkontakt mit dem Wien Museum, aber nicht in Blickkontakt mit der Sonderausstellung.Werner Feiersinger

Ganz schön plastisch

Die Pyramide ist nur der erste geometrische Körper, der den Weg durch das Leben Fischers und auch durch die Ausstellung markiert. Würfel, Zylinder, Oktagone, Ellipsen – aus ihnen hat Fischer seine Entwürfe komponiert. „Und auch die Objekte der Ausstellungsgestaltung generieren sich aus der Formenwelt Fischers“, erzählt Werner Feiersinger, selbst Bildhauer und diesmal der Ausstellungsgestalter. Fischer war auch Bildhauer. Und in diesem skulpturalen Verständnis legte er auch seine Bauten an: „Das Experimentieren mit Raum, Bildern und Körpern gehörte da dazu“, sagt Andreas Nierhaus, der Kurator, „die Skulptur war ihm stets viel mehr als nur Dekoration.“ Allein im imposanten Stiegenhaus des Stadtpalais des Prinzen Eugen demonstrierte Fischer das deutlich. Dort tragen vier Atlanten nicht nur die Last, sondern auch die räumliche Wirkung. Und in dem Raum, den das neue Wien Museum jetzt zum ersten Mal seit dem Umbau szenografisch und mit Exponaten befüllt, tragen vor allem auch die Bilder die Ausstellung.

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