Wissenschaft

Bodenschätze: Mondes Ruhe ist vorbei

Die ersten Spuren, hinterlassen von Neil Armstrong am 20. Juli 1969. Bald sollen gröbere folgen.
Die ersten Spuren, hinterlassen von Neil Armstrong am 20. Juli 1969. Bald sollen gröbere folgen.Picturedesk/Nasa/AFP/Picturedesk.com
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Die Bodenschätze des Trabanten lassen Astronomen einen »Moon Rush« fürchten, durch den einzigartige Forschungsgelegenheiten unter die Räder kommen.

Nun geht es wieder zum Mond, nicht wie vor 65 Jahren bei zwei Großmächten zum Erweis der Überlegenheit des jeweiligen Systems, sondern bei Ländern der halben Erde und Privatfirmen sonder Zahl um ökonomisch und militärisch Nutzbares. Damals hatte die UdSSR die Raketen vorn – am 13. September 1959 schlug Luna 2 als erstes menschliches Artefakt auf dem Nachbarn ein –, aber den Triumph feierten die USA mit dem Apollo-Programm, das Neil Armstrong am 20. Juli 1969 mit seinem „gigantischen Sprung für die Menschheit“ krönte.

Die Sowjetunion gab das Rennen auf, die USA konzentrierten sich auf das nächste Ziel – den Mars – und stellte das Mondprogramm bald ein, ab 1976 hatte er, der 4,4 Milliarden Jahre so stille gegangen war, wieder seine Ruhe. Nur kurz: Ab den 90er-Jahren kamen sporadische Missionen – auch von neuen Spielern: Japan, Indien, China, insgesamt über 200. Einen grotesken Höhepunkt bildete 2019 eine israelische Sonde mit Leben an Bord, dem zähesten, das es auf der Erde gibt: Bärtierchen, sie halten härteste Strahlung aus, extreme Kälte und jahrelange Trockenheit.

Was aus ihnen geworden ist, weiß niemand, aber auch sonst ist der Mond so übersät mit Hinterlassenschaften des Menschen – von Geräten über Müll (inklusive Exkrementen) bis zu Fuß- und Reifenspuren –, dass Justin Holcomb (University of Kansas) gerade gefordert hat, mit dem Einschlag von Luna 2 ein neues Zeitalter beginnen zu lassen, das „lunare Anthropozän“, in dem – analog zum irdischen – nicht mehr die Natur die Geschichte gestaltet, sondern der Mensch (Nature Geosciences 8. 12.).

Auf dem Mond ist viel zu holen, das Wichtigste in den Kratern am Südpol: Wasser

Das wird er bald in großem Maßstab tun, mit Basen zum Ausschlachten der Bodenschächte und Satellitenflotten zum Sichern der Kommunikation. Denn auf dem Trabanten gibt es viel zu holen, von Titan und Seltenen Erden bis zu Helium-3 für die (erhoffte) kontrollierte Kernfusion, von dem wird ein Kilo auf der Erde mit 1,4 Millionen Dollar aufgewogen, auf dem Mond aber liegt so viel, dass manche in ihm den „Persischen Golf des Weltraums“ sehen. All das zu gewinnen würde möglich durch einen noch wertvolleren Bodenschatz: Wasser. Lang galt der Mond als staubtrocken, weil er keine Atmosphäre hat und im Sonnenlicht 130 Grad heiß wird, das hätte mit Transportkosten von einer Million Dollar pro Tonne Wasser von der Erde jede Kolonisierung prohibitiv teuer gemacht.

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