Bauernrevolten

Der rebellische Bauer

Sie kämpften für eine gerechtere Welt. Deutscher Bauernkrieg 1525. 
Sie kämpften für eine gerechtere Welt. Deutscher Bauernkrieg 1525. Alamy
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Europas Bauern haben eine lange Tradition im kämpferischen Umgang mit Herren und Obrigkeiten. Über bäuerliche Selbstwertgefühle und Identitätskrisen.

Der sizilianische Schriftsteller Leonardo Sciascia veröffentlichte einmal ein Erntelied, das er in einer Lokalzeitung aus dem Jahr 1876 gefunden hatte. Bauern kommen hier zu Wort, die während der Erntearbeit einen Hassgesang anstimmen. Er richtet sich gegen jedermann, der kein Bauer ist und keine Sichel in der Hand hat. Neben dem Hass auf die anderen kommt hier auch Selbsthass zum Ausdruck, der aus der Hoffnungslosigkeit ihrer Situation stammt: Untrennbar sind sie an eine Gesellschaftsordnung gekettet, die sie knechtet und ausbeutet. Das war im Sizilien des 19. Jahrhunderts und daher wenig überraschend. Es galt aber lange Zeit für die Landbevölkerung Europas generell. „Das tiefverwurzelte Gefühl des Ausgeschlossenseins und die Erbitterung derer, welche die anderen ernähren, aber von diesen gleichsam als Untermenschen betrachtet werden, ist nicht ungewöhnlich“, schrieb der Historiker Eric Hobsbawm 1998.

Jean de la Bruyère, der in seinem Werk „Charaktere“ einen unbestechlichen Blick auf die sozialen Verhältnisse im Frankreich des 17. Jahrhunderts warf, schrieb: „Es gibt eine Art scheue Tiere, von männlichem und weiblichem Geschlecht, die man da und dort auf den Feldern sieht, dunkel, fahl und ganz von Sonne verbrannt, über die Erde gebeugt, die sie mit zäher Beharrlichkeit durchwühlen und umgraben; sie scheinen etwas wie eine Sprache zu besitzen, und wenn sie sich aufrichten, zeigen sie ein Menschenantlitz, und es sind in der Tat Menschen. … Sie ersparen den anderen Menschen die Mühe zu pflügen, zu säen und zu ernten, damit sie leben können, und haben wohl verdient, dass ihnen nicht das Brot mangle, das sie gesät haben.“

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