Informatik

Weg mit dem lästigen Kabel

Industrieroboter hätten es ohne Kabel leichter, von Raum zu Raum zu wandern.
Industrieroboter hätten es ohne Kabel leichter, von Raum zu Raum zu wandern.Dewine Labs
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Ein Grazer Start-up verbessert Bluetooth-Verbindungen. Mit einem simplen Update sollen bestehende Geräte sicherer und schneller sein. Als Einsatzorte werden Intensivstationen und Industriehallen getestet.

Zu Hause beim Staubsaugen merkt man, wie einschränkend ein Kabel ist, wenn man von Raum zu Raum zieht. So ähnlich fiel es auch den TU-Graz-Absolventen Michael Spörk und Rainer Hofmann auf, die beruflich in der Logistikbranche tätig waren. Da gibt es Lagerhallenmaschinen, die per Kabel gesteuert von A nach B fahren. Solche Roboter wären viel effizienter, wenn sie sich vom Kabel befreien und mit drahtloser Kommunikation durch die Hallen wandern könnten.

Andere Signale funken hinein

„Bisher ist die Bluetooth-Technologie zu störanfällig für große Industriehallen“, sagt Michael Spörk. Da funken andere Signale und Maschinen hinein. Es bräuchte eine stabilere drahtlose Verbindung, um Industrieroboter durch die Hallen zu schicken. Wie fehleranfällig heutige Bluetooth-Geräte sind, spüren wir im Alltag: Kopfhörer verbinden sich nicht richtig mit dem Handy, die Fernbedienung spinnt, das Einrichten der Lautsprecher verzögert die Onlinekonferenz usw.

„Wir haben jetzt eine Software entwickelt, die Bluetooth-Geräte höchst zuverlässig macht“, sagt Spörk, der mit Rainer Hofmann in Graz das Start-up Dewine Labs gegründet hat. Gefördert vom Austria Wirtschaftsservice AWS, der Forschungsfördergesellschaft FFG und der steirischen Wirtschaftsfördergesellschaft SFG setzen sie die Ergebnisse ihrer Dissertationen (Institut für Technische Informatik, TU Graz) in die Praxis um.

Update macht das Gerät schneller

„Wir haben diese Software entwickelt, die auf handelsüblichen Geräten installiert werden kann, um die Kommunikation über Bluetooth sicherer und schneller zu machen“, sagt Spörk. Mit einem einfachen Software-Update werden die Kopfhörer weniger anfällig für Störungen, und die Fernbedienung funktioniert auf jeden Knopfdruck korrekt. „Unser Ziel sind Umfelder, in denen drahtlose Kommunikation äußerst zuverlässig und schnell sein muss“, sagt Spörk.

Das ist einerseits die Logistikbranche mit großen Industriehallen. Andererseits gehen die Informatiker auch in die Intensivstationen: „Im medizinischen Umfeld gibt es viele Situationen, in denen drahtlose Kommunikation, die rechtzeitig am richtigen Ziel ankommt, benötigt wird.“ Solche zeit- und sicherheitskritischen Anwendungen sind die Einsatzgebiete der Dewine-Labs-Entwicklung: Wenn es mit Bluetooth gut klappt, geht der nächste Schritt in die Verbindungen mit WLAN-Signalen. „Wir arbeiten jetzt beispielsweise mit einem Hersteller von Herzschrittmachern zusammen“, erzählt Spörk. Die nächste Generation dieser lebensrettenden Medizintechnik soll rasch erkennen, wenn ein Problem am Herzen vorliegt.

Herzschrittmacher meldet sich

Das moderne System kann die Meldung über Bluetooth an das Smartphone der Betroffenen senden oder in einer digital vernetzten Zukunft auch das Gesundheitswesen informieren. „Das frühere Einschreiten könnte schweren medizinischen Folgen vorbeugen“, sagt Spörk. So ein Gerät muss extrem zuverlässig sein, und „die Batterie muss lang halten“. Denn es brächte den Patientinnen und Patienten nichts, wenn der Herzschrittmacher zwar über Bluetooth sinnvoll kommunizieren kann, man aber alle paar Wochen die Batterien im Körper erneuern müsste. „Das soll so wie herkömmliche Technik über viele Jahre laufen“, sagt Spörk.

»Bisher ist die Bluetooth-Technologie zu störanfällig für große Industriehallen«

Michael Spörk,

Dewine Labs, Graz

Lexikon

Bluetooth überträgt Daten zwischen Geräten über kurze Distanz per Funk. Als Vordenkerin gilt Hedy Lamarr: Die aus Österreich stammende Hollywood-Schönheit erfand in den 1940er-Jahren das Frequenzsprungverfahren.

Mikrochips für drahtlose Kommunikation sind oft anfällig für Störungen. Datenpakete gehen verloren oder kommen zu spät bei Kopfhörer, Fernbedienung usw. an. Die Software von Dewine Labs arbeitet effizienter: Algorithmen messen die Umgebungsbedingungen der Geräte und passen die Signale an.

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