Mitten im Schnee: James Turrells begehbare Installation „Skyspace“ schmiegt sich in die Landschaft bei Lech.
Kultur im Skigebiet

Es müssen nicht immer Partyschlager sein: Après-Ski-Tipps für Kulturjunkies

Das Kulturprogramm im Skiurlaub muss nicht bei der Ballermann-Beschallung enden. Wir geben Tipps, was man nach einem Pistentag – oder auch stattdessen – sehen und hören kann. Sogar in Skischuh-Gehweite.

„Däpp, Däpp, Däpp, Johnny Däpp, Däpp, Johnny, Johnny Däpp, Däpp, Däpp …“ Wenn Ihnen zu diesen profanen Silben sofort die passende – nicht minder profane – Melodie einfällt, dann waren Sie in den letzten Jahren vermutlich zumindest einmal nach Pistenschluss auf einer Skihütte. Oder auf Mallorca am Ballermann. Dass in den Alpen zu Bombardino und Jagatee weitgehend dieselben Partyschlagerklänge gereicht werden wie auf den Balearen zum Sangria, ist ein interessanter Fall von kontextübergreifender musikalischer Tradition. „Ich will Malle zurück“, heißt es im eingangs zitierten Lied, was auch Feiernden in Skischuhen und feuchter Funktionswäsche erstaunlich leicht über die Lippen geht.

Das Bedürfnis nach Exzess, nach Chorgesang ohne viel textliche Herausforderungen, auch nach seliger Gemeinschaft lässt sich in der Skisaison jedenfalls leicht befriedigen. (Es soll ja auch Urlauber geben, die hauptsächlich deshalb anreisen.) Für musikalisch sensiblere Seelen bleibt der Skiurlaub kulturell meist eher ereignisarm. Als Après-Ski-Alternative für die Abende gibt es Sauna und Brettspiele. Kulinarisch wird am Berg mittlerweile viel geboten, aber kulturell?

Tatsächlich gibt es hier und da spannende Programmpunkte, die sich nach dem Skifahren und Boarden anbieten. Oder stattdessen, wenn Wetter, Muskeln oder Laune einen nicht auf die Piste locken wollen. Man muss sie nur finden. Wir haben uns für Sie in und in der Nähe von Skigebieten umgesehen.

Und sind etwa auf eine Kunstgalerie gestoßen, die man von der Piste aus sogar in Skischuhen erreichen könnte. Auf Konzerte und Clubbings im Schnee, bei denen auch Feierwütige mit anspruchsvolleren Ohren auf ihre Kosten kommen. Auf Lesungen, Konzerte, Museen und Kunsterlebnisse, die nach einem Tag auf den Brettern das Herz massieren und das Hirn stimulieren. Und auf Opern- sowie Theaterproduktionen, für die es sich lohnt, den Weg aus den Tälern heraus in die nächste größere Stadt auf sich zu nehmen. Kurzum: Vorschläge für all jene, für die das übliche Après-Ski-Erlebnis – um wieder einen Partyschlager zu zitieren – die „Hölle, Hölle, Hölle“ ist.

Kunst mitten im Schnee: James Turrells „Skyspace“

Lech. Wer in Lech urlaubt und in die Faszination von Licht tauchen möchte, darf den „Skyspace“ des amerikanischen Künstlers James Turrell nicht verpassen. Zwischen Oberlech und dem Saloberkopf schmiegt sich die Installation in die Landschaft. Eine weiße Kuppel mit ovaler Öffnung gibt einen kleinen Ausschnitt des Himmels frei. Je nach Wetter und Uhrzeit verändert sich die Farbe des Himmels. Besonders beeindruckend ist ein Besuch zu Sonnenauf- oder -untergang. Dann läuft Turrells eigens komponiertes Lichtprogramm – eine transzendente Erfahrung.

Après-Ski-Tipp: Perfekt zum Sonnenuntergang. (ek)

Hier verändert sich die Farbe des Himmels: Im „Skyspace“ in Lech.
Hier verändert sich die Farbe des Himmels: Im „Skyspace“ in Lech.Florian Holzherr

Pop neben dem Sessellift: Nina Chubas schöne Reime

Ischgl. Wer Butter am Kopf hat, sollte im Falle der deutschen Sprechgesangskoryphäe Nina Chuba lieber in der angebotenen Tiefgarage parken. Denn in „Ich hass dich“ packt sie ihre Wut bezüglich unsympathischer Siegertypen in formschöne Reime. „Ich glaub’, ich hass’ dich, deine Frise, deinen Charme, deine fette, fette Karre und die Art, wie du sie parkst.“ Nur den Lieben serviert sie am 31. 3. Köstlichkeiten wie „Mangos mit Chilli“ und „Wildberry Lillet“.

Après-Ski-Tipp: Jausenpaket mitnehmen, denn Nina nimmt sich „alles vom Buffet“. (sam)

Nina Chuba kommt nach Ischgl.
Nina Chuba kommt nach Ischgl.APA / Florian Wieser

EDM und Soul mit John Newman: Tanzwütig im Schnee

Sölden. Unplugged am Berg, das war früher einmal. Seit der Strom auch die Welt der Gipfel erklommen hat, zischelt es auch gefährlich am Juchhe. Im Falle des von 8. bis 12. April währenden Electric Mountain Festival gleich mehrtägig. Auf dem Giggijoch-Areal auf 2300 Meter Seehöhe wackeln dann bis zu 18.000 Tanzwütige gleichzeitig zu grimmigen EDM-Beats. Mit John Newman gastiert am 10. April ein Soulsänger, der u. a. mit Rudimental zu Weltruhm gelangte.

Après-Ski-Tipp: Auf funktionierende Reißverschlüsse achten: Es wird heiß werden. (sam)

Kunst: Die Pop-up-Galerie „Höhenflug“

Lech. Zu den schönsten Skirunden am Arlberg zählt der Weg von Zürs über das Madloch nach Lech. Direkt am Ende der Madloch-Abfahrt landet man neben der Kunstgarage der Galerie Sturm & Schober. „Höhenflug“ nennen Gabriele Schober und Michael Sturm das Kunst-Pop-up, das sie seit dem Coronajahr 2020 während der Skisaison in der Garage des Hotels Kristiania betreiben. Heuer zeigen sie Skulpturen und Malerei des deutschen Künstlers Wolfram Ullrich, farbenfrohe Arbeiten der kolumbianischen Künstlerin Beatriz Olano und den holländischen Konzeptkünstler Herman de Vries. 

Après-Ski-Tipp: Abschwingen in die Kunstgarage! (ek)

Klassik: Der Meister der Harfe

Salzburg. Romantische Harfenklänge aus der UdSSR ebenso wie spanisches Temperament: Das bringt das Basque National Orchestra mit dem wohl bekanntesten Harfenisten unserer Zeit, Xavier de Maistre, von 7. bis 9. Februar ins Große Festspielhaus. Erst wird Reinhold Glières Konzert für Harfe und Orchester aus dem Jahr 1938 mit Dmitri Schostakowitschs 10. Symphonie kombiniert, dann Ravels „Bolero“ mit Alberto Ginasteras Harfenkonzert und Bizets Carmen-Suite. Wer den Pistentag verkürzt, kann sich beim Einführungsvortrag vorinformieren. 

Après-Ski-Tipp: Aus dem Skianzug in die Abendrobe! (tst)

Klassik: Ein Piano-Paar zeigt sein Talent

Erl. Zwei kleine Söhne sind die Hauptsache, sonst dreht sich bei diesem jungen litauischen Paar alles ums Klavier: Anna Geniushene und Lukas Geniušas, beide 33, beweisen schwarz auf weiß ihr Talent – mit je einem Rezital und einem Abend mit dem Festspielorchester Erl, an dem Lukas Chopins e-Moll-Konzert spielt. Außerdem lassen sich in einer Benefizmatinee für Concordia Sozialprojekte u. a. Schubert und Beethovens „Pastorale“ genießen (21.–24. 2.).

Après-Ski-Tipp: Nahtlos vom Torlauf zum Tastenlauf. (wawe)

Haben Erfahrung mit Konzerten in Pistennähe: Die Band Folkshilfe, hier bei der Eröffnung der Skiflug-Weltmeisterschaften am Kulm in Bad Mitterndorf.
Haben Erfahrung mit Konzerten in Pistennähe: Die Band Folkshilfe, hier bei der Eröffnung der Skiflug-Weltmeisterschaften am Kulm in Bad Mitterndorf. APA / Georg Hochmuth

Synthie-Pop mit Quetschn: Folkshilfe

Silvretta/Montafon. Dass sich mit klassischen Instrumenten wie der Knöpferlharmonika auch moderne Musik machen lässt, das werden Folkshilfe diesfalls am 16. 3. beweisen. „Quetschn-Synthiepop“ nennen sie ihr Genre. Ihre Alben stoßen dabei regelmäßig in die Top drei der hiesigen Charts vor, was um so bemerkenswerter ist, als sie durchaus sozialkritisch agieren. Etwa gegen Kinderarmut und Klimakrise. Dabei bleiben ihre Sounds hochtourig und gemütsaufhellend.

Après-Ski-Tipp: Ein Bahö, der den wichtigsten Muskel, nämlich das Herz, stimuliert. (sam)

Lesung und Konzert: Trojanow, Berg und Bach

Hall. Eine Lesung? Ein Konzert? Beides zusammen und mehr bieten Schriftsteller Ilija Trojanow sowie Dietmar Wiesner und Sava Stoianov an Flöte und Trompete rund um Trojanows utopischen Zeitreiseroman „Tausend und ein Morgen“, in dem nichts so unberechenbar ist wie die Vergangenheit (6. 2.). Und das Ensemble Wirkfabrik schlägt eine berührende Brücke von Alban Bergs wehmütigem Violinkonzert zurück zu Bachs Cellosuiten und Violinpartiten (20. 2.).

Après-Ski-Tipp: Lohnendes Einkehrschwungtraining. (wawe)

Musiktheater „The Fairy Queen“: Eine Electronic-Barock-Fee

Innsbruck. Nicht Henry Purcells Original „The Fairy Queen“, sondern ein Electronic-Barock-Musiktheater auf dessen Basis steht im Tiroler Landestheater zur Premiere an: Inspiriert von der Semioper Purcells von 1692 hat Albrecht Ziepert eine Uraufführungsproduktion geschaffen, die in englischer, deutscher, russischer und kroatischer Sprache von Liebeswirren frei nach Shakespeare ab 10. 2. erzählt. Akrobatik und Tanz zu elektronischen Klängen ergänzen die kreative Vielfalt.

Après-Ski-Tipp: Ein Sommernachtstraum mitten im Winter. (tst)

Filmmusik: Hans Zimmer und „Batman“ vor dem geistigen Auge

Zell am See/Schladming. Der Faszination von Filmmusik nachspüren – das kann man am 11. 2. in Zell am See und am 23. 2. in Schladming: „The Music of Hans Zimmer & Others“ wird geboten. Man kann sich auf Musik aus „Fluch der Karibik“, „König der Löwen“, „Mission Impossible“, „Gladiator“, „Interstellar“, „Batman“ freuen – und die Filme vor dem geistigen Auge abrufen. Unterstützt von einer Lichtshow und Projektionen ausgewählter Szenen. 

Après-Ski-Tipp: Das geht sich auch nach einer späten Abfahrt noch aus. (tst)

House-Party auf der Berghütte

Hochzillertal-Hochfügen. „Erst carven, dann grooven“ lautet das Motto des Alpicon-House-Music-Festivals, das am 22. und 23. März über die verschneite Bühne gehen wird. Auf zahlreichen Berghütten gilt es, nach der Schlemmerei die rhythmische After-Work-Party anzugehen. DJs, einige auch aus dem Flachland, werden dafür sorgen, dass sich kein unnötiges Gramm Fett auf die sportlichen Leiber heften kann. Mit Happy House à la Purple Disco Machine und Wankelmut wird das zweifelsfrei gelingen.

Après-Ski-Tipp: Metamorphose! Verwandelt den Körper von einem Sportgerät in ein Rhythmusinstrument. (sam)

Mozarts „Lucio Silla“ in Salzburg.
Mozarts „Lucio Silla“ in Salzburg.SLT / Christian Krautzberger

Musiktheater in Salzburg: Mozart, nochmal Mozart und Familie Trapp

Salzburg. Ob Operngenuss mit Mozarts „Lucio Silla“ (4. und 8.2.) in Regie von Amélie Niermeyer. Ob das vor allem von Ausländern eng mit der Stadt verbundene Musical „The Sound of Music“ mit Lukas Perman (6. und 10.2.). Oder ob Andreas Gergens neue Inszenierung von Peter Shaffers „Amadeus“ (9.2. u. a.) in Kooperation mit der Mozartwoche mit dem Ziel, ein zeitgenössisches Mozartbild zu präsentieren: Im Salzburger Landestheater kann man aus einer großen Vielfalt wählen.

Après-Ski-Tipp: Bei diesen Klängen wird einem sicher wieder warm. (tst)

Innsbruck Winter Dance Festival: Tanzen zum Klang von Kuba

Innsbruck. Die Landeshauptstadt als Tanzstadt im Winter etablieren: Das will das Innsbruck Winter Dance Festival. Etwa mit der Uraufführung von „Lágrimas Negras“ (ab 9. 2.). Darin verbindet die Limonada Dance Company von Enrique Gasa Valga kubanische Musik mit romantisch-melancholischem Tanztheater. Die Zerrissenheit der Insel in den vergangenen 100 Jahren wird durch Bewegungen auf die Bühne gebracht. Von den 1920ern über die Revolution Castros bis ins Heute wird das Schicksal kubanischer Familien verarbeitet.

Après-Ski-Tipp: Mitwippen schützt vor Muskelkater. (tst)

Aus Sigalit Landaus Video-Installation in Bad Ischl.
Aus Sigalit Landaus Video-Installation in Bad Ischl.Sigalit Landau

Kulturhauptstadt in a Nutshell: Gutes Essen, schöner Lärm

Bad Ischl. Hier bekommt man noch den konzentriertesten Eindruck der doch weit, auf 23 Gemeinden, verstreuten EU-Kultur-„Hauptregion“ Salzkammergut, die gerade eröffnet wurde. Und zum Zauner kann man ganz nebenbei auch gehen. Oder sehr gut essen im von den HBLA-Schülern wachgeküssten Bahnhofsrestaurant. Alle Infos bekommt man in der Trinkhalle in Ischl Zentrum. Gleich ums Eck ist auch schon eine poetische Gruppenausstellung im alten Salz-Sudhaus (mit u. a. der israelischen Künstlerin Sigalit Landau). Unbedingt anschauen sollte man sich auch das „Ballet Mechanique“ im heruntergekommenen Lèhartheater, ein lustig lärmendes Maschinenorchester mit selbst spielenden Klavieren, Sirenen und viel anders Lärmendem. Einlass ist jede halbe Stunde Do–Fr ­14–19 Uhr und Sa–So 10–15 Uhr.

Après-Ski-Tipp: Wenn das Wetter wirklich schlecht ist. (alm)

Kinder- und Jugendtheater: Drama statt Skikurs

Salzburg. Für den Skipausentag: Im Probenzentrum Aigen wird in den nächsten Wochen Sarah Crossans „Die Sprache des Wassers“, nach dem gleichnamigen Roman, für Jugendliche ab zehn Jahren gespielt. Ein Stück über Fremdheit und Identitätsverlust, aber auch über die Suche nach einem Weg, um sich an neue Situationen anzupassen und sich trotzdem treu zu bleiben.

Après-Ski-Tipp: Wenn die Füße einmal schmerzen. (tst)

Klassik: Junge Musiktalente aus vier Ländern

Vorarlberg. „Quarta“: Das ist eine Vier-Länder-Jugendphilharmonie, die seit 2016 in Orchestercamps herausragenden Talenten von 14 bis 26 Jahren aus dem ganzen Bodenseeraum Gelegenheit bietet, unter Christoph Eberle im Ensemble Erfahrungen zu sammeln und zu glänzen. Aktuell vor allem die Bläser – mit der Harmoniemusik aus Mozarts „Figaro“ sowie Dvořáks stimmungsvoller Serenade op. 44, in Bregenz, Feldkirch, Hohenems und Schwarzenberg (8.–11. 2.).

Après-Ski-Tipp: Lockernder als jede Massage. (wawe)

Literaturmuseum Altaussee: Ein Zaubersee für Literaten

Altaussee. „Altaussee ist kein Dorf, sondern eine Krankheit“, brachte der Schriftsteller Jakob Wassermann den Zauber dieses Orts für so viele Künstler zum Ausdruck. Das dortige Literaturmuseum existiert schon lang, ist aber seit 19. Jänner neu gestaltet.

Après-Ski-Tipp: Für Fin-de-Siècle-Fans, die nicht nur Ski-, sondern auch Spazierstöcke gern schwingen. (sim)

Wittgenstein-Museum: Der philosophierende Dorflehrer

Trattenbach. Im Haus, in dem Philosoph Ludwig Wittgenstein als Volksschullehrer gewohnt hat, ist heute ein kleines Museum, das Wittgenstein- mit historischer Ortskunde verbindet.

Après-Ski-Tipp: Wenige Autominuten vom Skilift entfernt – aber Achtung wegen der (kargen) Öffnungszeiten! (sim)

Jazz: Impro-Granden wie Wolfgang Muthspiel

Bad Gastein/Bad Hofgastein. Die Initiative Snow Jazz Gastein lockt die Skihaserln runter von den Skischaukeln der umliegenden Berge. An unterschiedlichen Schauplätzen wie dem Sägewerk, dem Hotel BLÜ und dem Hotel Miramonte werden vom 13. bis 17. 3. abends improvisierende Granden wie Wolfgang Muthspiel, Raphael Wressnig, Mario Rom’s Interzone und Wolfgang Puschnig aufspielen. Michaela Rabitsch wagt sich gar tagsüber schon swingend in Skihütten.

Après-Ski-Tipp: Bringt urbane Würze ins Winter Wonderland. (sam)

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