Der kolumbianische Drogenbaron ließ einst vier Nilpferde in seine Residenz nahe Medellín bringen. Heute haben sich die eingeschleppten Tiere vermehrt und bereiten der Bevölkerung Probleme.
Antilopen, Elefanten, exotische Vögel, Strauße, Ponys und Nilpferde – in den 1970er Jahren ließ Pablo Escobar kaum eine exotische Tierart aus, um den privaten Zoo in seinem opulenten Anwesen Hacienda Nápoles zu schmücken. Nach dem Tod des gefürchteten und kompromisslosen Drogenbarons im Jahre 1993 waren einige der Tiere auf sich alleine gestellt – insbesondere die Nilpferde. Deren Nachkommen sorgen bis heute für Probleme im Großraum Doradal, südöstlich von Medellín, wo sie sich angesiedelt haben.
170 Nilpferde leben hier mittlerweile; in Anlehnung an Escobar werden sie gemeinhin „Kokain-Hippos“ genannt. Im vergangenen Jahr „überfiel“ eines der Nilpferde einen Schulhof in Doradal. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, das Tier interessierte sich lediglich für die Bäume in der Umgebung. Es kam jedoch auch zu Attacken, bei denen einige Einwohner verletzt wurden und behandelt werden mussten. Gegenüber dem US-Sender CBS schildert etwa John Aristides von seiner schmerzhaften Begegnung mit einem Hippo: „Es fasste mich und schleuderte mich über zwei Meter.“
Sterilisation, Umsiedlung und Einschläferung
Die kolumbianischen Behörden sind sich des Problems durchaus bewusst, zumal die Population Experten zufolge im Laufe des nächsten Jahrzehnts auf 1000 Tiere steigen kann. Das Umweltministerium will mit einem Dreistufenplan der unkontrollierten Verbreitung der eingeschleppten Tiere entgegenwirken – dazu gehören Sterilisation, Umsiedlung und sogar Einschläferung.
Seit vergangenen Herbst wurden dem Ministerium zufolge 40 Tiere sterilisiert, weitere Nilpferde sollen offenbar nach Indien transportiert werden. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, was die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und das Ökosystem betrifft“, sagte Umweltministerin Susana Muhamad dazu. Die Kosten für die – für die Tiere risikoreiche – Sterilisation würden sich auf rund 10.000 US-Dollar pro Tier belaufen. Es ist auch ein enormer Kraftaufwand, die riesigen Tiere zu fangen und zu behandeln.
Gefahr für endemische Tierarten
Die Nilpferde fühlen sich in Doradal bzw. am Fluss Río Magdalena zwar wohl, doch sie stellen auch eine Gefahr für endemische Tierarten dar, etwa eine Otterart, diverse Schildkröten und Fische.
Der Legende nach hat Escobar zunächst nur ein – männliches – Nilpferd erworben, soll sich aber um dessen Gemütszustand gesorgt haben. So kamen im Laufe der Zeit drei weibliche Nilpferde in seinen Privatzoo. (red.)