Quergeschrieben

Adieu, bunter Sari: Mein Kostüm von damals ist heute rassistisch

Stereotypisierende Kostüme lässt man heutzutage besser bleiben. Aber was ist dann der Sinn von Fasching? Warum es uns so schwerfällt loszulassen.

Vor einiger Zeit fand ich Fotos von den Faschingsfesten meiner Volksschulzeit. In der dritten Klasse trug ich einen Sari, den mir mein Onkel von einer Geschäftsreise aus Indien mitgebracht hatte. Im Gesicht hatte ich getöntes Make-up, dazu einen roten Punkt, das Bindi, über der Nasenwurzel. Auf dem Klassenfoto sind auch zwei Pocahontas, ein „Indianer“ mit Federkrone, ein Cowboy und eine „Japanerin“ mit Kimono und langem Lidstrich zu sehen.

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Die Fotos erweckten widersprüchliche Gefühle in mir. Zum Glück haben wir dazugelernt, denke ich mir, einerseits. Ein sogenanntes Brownface, bei dem man sich für ein Kostüm einen dunkleren Teint zulegt, ist heute zu Recht ein rassistisches No-Go. Stereotypisierende Kostüme, die fremde Kulturen verklärend, herabwürdigend oder inkorrekt darstellen, mittlerweile ebenso. Sie reißen Riten – wie den Federschmuck – aus dem Kontext. Die Stereotype haben zudem eine blutige Geschichte: Sie wurden benutzt, um Ausbeutung und Unterdrückung zu rechtfertigen.

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