Tirol

Machtkampf im Tiroler Wirtschaftsbund entschieden: Thaler wird Hörl-Nachfolgerin

Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler wurde zur neuen Obfrau des Witschaftsbundes Tirol gewählt.
Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler wurde zur neuen Obfrau des Witschaftsbundes Tirol gewählt. APA / APA / Wolfgang Eder
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Wirtschaftskammerpräsidentin Thaler gewann mit 58,2 Prozent bei der „Landesgruppenhauptversammlung“ deutlich gegen den Wirtschaftslandesrat Mario Gerber.

Der Machtkampf um die Führung im Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbund ist entschieden: Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler setzte sich Freitagnachmittag bei einer „Landesgruppenhauptversammlung“ im Congresspark Igls im gleichnamigen Innsbrucker Stadtteil mit 58,2 Prozent von 290 Delegiertenstimmen deutlich gegen Wirtschaftslandesrat Mario Gerber durch und wurde damit zur neuen Obfrau gewählt. Auf Gerber entfielen 41,8 Prozent.

Drei Stimmen waren ungültig. Die 41-Jährige tritt damit die Nachfolge des bisherigen Obmannes, Nationalratsabgeordnetem Franz Hörl an. Dieser hatte sie im Vorfeld unterstützt, auf eine eigene Kandidatur verzichtet und gleichzeitig heftige Kritik an Gerber geübt. Nun gilt er als einer der Gewinner des freitäglichen Showdowns.

Thaler zeigte sich nach der nicht medienöffentlichen Versammlung im rappelvollen Congresspark sichtlich sehr erleichtert und erfreut. Und vergaß auch nicht, einmal mehr Hörl ausführlich zu loben. So stark wie der Bund heute sei - das sei das Verdienst des Seilbahners und Hoteliers. Ob sie ihn massiv in dessen angekündigter, erneuter Kandidatur für den Nationalrat unterstützen wird, wollte Thaler aber erneut nicht kundtun: „Für den Moment kann ich dazu nichts sagen.“ Dies würden zudem in erster Liste die Gremien der Volkspartei entscheiden. Selbst in den Nationalrat werde sie jedenfalls nicht wechseln.

Ihre Trümpfe seien unter anderem ihr Unabhängigkeit sowie die Aussicht gewesen, mit ihrer Wahl die Jobs der Kammerpräsidentin und der Wirtschaftsbundobfrau wieder in einer Hand zu haben. Mit Gerber verstehe sie sich trotz der Auseinandersetzung „sehr gut“, man werde ebenso gut zusammenarbeiten.

Einfluss von Hörl „sehr groß“

„Überrascht und enttäuscht“ sei er, meinte indes der Wirtschaftslandesrat angesichts des Wahlergebnisses. Im Vorfeld habe es „gute Gespräche“ gegen und er sei mit dem „besten Team“ angetreten. Auf die Frage, welchen Einfluss Hörl auf den Ausgang des Zweikampfes gehabt habe, antwortete Gerber: „Offensichtlich einen sehr großen.“ Der scheidende Obmann habe bei der Versammlung in seiner Rede auch offen eine Wahlempfehlung für Thaler abgegeben: „Ob das fair ist oder nicht, sei mal dahingestellt.“ Gerber bekundete jedenfalls mit der neuen Obfrau, mit der er sich sehr gute verstehe, eng und gut zusammenzuarbeiten.

Der nunmehrigen Wahl vorausgegangen war ein fast halbjähriges „Hauen und Stechen“, das im vergangenen September mit der überraschenden Ankündigung Gerbers, kandidieren zu wollen, seinen Ausgang genommen hatte. Damals warf der Wirtschaftslandesrat seinen Hut noch gegen den wortgewaltigen Zillertaler Seilbahnen-Chef Hörl in den Ring. Ein „Generationenwechsel“ müsse her und Hörl wie von ihm ursprünglich angeblich selbst angekündigt anderen Platz machen, meinte der 43-jährige Gerber in Richtung des Nationalratsabgeordneten. Dieser war darob sehr erbost, ortete Verrat bzw. ein hinterlistiges Spiel und sprach davon, „überfallen“ worden zu sein.

Wende im Jänner

Im Jänner schließlich die Wende: Hörl, der heuer wieder in den Nationalrat einziehen will, verzichtete auf eine Kandidatur zugunsten Thalers. Die erst seit kurzem als Kammerpräsidentin amtierende 41-jährige Noch-EU-Abgeordnete wollte mit einem Sieg auch wieder die vor der Hörl-Ära bestandene „Personalunion“ aus Kammerchefin und Wirtschaftsbundobfrau herbeiführen, die „ein Vorteil“ wäre. Thaler wurde auf ihrem Wahlvorschlag unter anderem von einflussreichen Granden wie dem Wirtschaftskammervizepräsidenten, Landesinnungsmeister und Bauunternehmer Anton Rieder, der als ihr Stellvertreter kandidiert, unterstützt.

Gerber wiederum wartete unter anderem mit seiner Regierungskollegin, ÖVP-Landesrätin Cornelia Hagele, sowie einer Mehrheit der Bezirks-Wirtschaftskammer- und Wirtschaftsbundchefs auf. Der Wirtschaftslandesrat und Touristiker - seit 2022 in der Landesregierung - wandte sich gegen eine „One-Woman-Show“ sowie jene erwähnte „Personalunion“ und warb stattdessen mit seinem Landesratsposten als „Asset“.

Mattle hielt sich heraus

Tirols Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Anton Mattle, selbst Wirtschaftsbündler, hielt sich übrigens aus dem schwarzen Wettrennen, das sich immer mehr zur Zerreißprobe entwickelte, wohlweislich heraus. Dem Landeschef seien beide an der Bund-Spitze recht, verlautete es sinngemäß im Vorfeld.

Der in Igls ebenfalls, neben vielen weiteren Granden, anwesende Mattle meldete sich nach der Wahl umgehend zu Wort: „Meinen herzlichen Glückwunsch an Barbara Thaler und ihr Team zur neuen Aufgabe. Es zeigt sich einmal mehr, dass der Tiroler Wirtschaftsbund sehr breit aufgestellt ist.“ Sein Dank gelte „Mario Gerber und Barbara Thaler für deren Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich innerhalb des Wirtschaftsbundes zu engagieren.“

Sowohl Thaler als auch Gerber - beiden ist karrieretechnischer Ehrgeiz nicht fremd - galten bisher immer wieder als mögliche Landeshauptmann-Nachfolgekandidaten, sollte Mattle in ferner Zukunft sich einmal zurückziehen. Für Thaler stellt die nunmehrige Wirtschaftsbundwahl neben ihrem Aufstieg zur Kammerpräsidentin im vergangenen November einen weiteren Coup dar.

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