Neunzig Jahre nach dem 12. Februar 1934 ist die Erinnerung an das Blutvergießen nicht verblasst. Was immer noch fehlt, ist eine gemeinsame Sicht der politischen Lager auf die Ereignisse von damals.
Was geschah am 12. Februar 1934 in Österreich? Ein politischer Gewaltausbruch, der Menschenleben kostete, ein Blutvergießen, nicht ohne Vorgeschichte, nicht ohne Folgen. Man kann nicht sagen, dass Österreichs (Erste) Republik von dem Geschehen überrascht oder überrollt wurde, Misstrauen, Hass und Feindschaft zwischen den sich bekämpfenden politischen Lagern hatten das Klima bereits vergiftet. Fest steht, dass die Republik und die Demokratie danach nicht mehr dieselben waren wie vorher. Somit war es ein zentrales Ereignis der Zwischenkriegszeit.
Der Ablauf der Ereignisse, die Orte der Kampfhandlungen, die beteiligten Personen sind inzwischen hinreichend bekannt und außer Streit. Am 12. Februar kam es in Linz zu Kämpfen zwischen Regierungskräften des autoritären Regimes unter Engelbert Dollfuß und Einheiten des Republikanischen Schutzbundes, einer paramilitärischen Unterorganisation der Sozialdemokratischen Partei (SDAP). Die blutigen Auseinandersetzungen griffen rasch auf Wien und andere Bundesländer über. Rund 360 Menschen starben, schon nach wenigen Tagen brach der Aufstand zusammen.