Nahost

Israel zeigt Reportern Hamas-Tunnel unter UNRWA-Hauptquartier

Dieses Bild, das während einer vom israelischen Militär organisierten Medientour am 8. Februar 2024 aufgenommen wurde, zeigt Journalisten in einem Tunnel, der nach Angaben der Armee ein „Hamas-Kommandotunnel“ unter einem Gelände des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) in Gaza-Stadt ist.
Dieses Bild, das während einer vom israelischen Militär organisierten Medientour am 8. Februar 2024 aufgenommen wurde, zeigt Journalisten in einem Tunnel, der nach Angaben der Armee ein „Hamas-Kommandotunnel“ unter einem Gelände des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) in Gaza-Stadt ist.APA / AFP / Jack Guez
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Israels Militär zeigte ausländischen Journalisten eine Tunnelpassage. Ein Schacht in der Nähe einer Schule am Rande des UN-Geländes führt 700 Meter lang in die Tiefe. Dort untergebracht: Büro, Tresor, Computerserver.

Israelische Streitkräfte haben im Gazastreifen ein weiteres Tunnelsystem entdeckt. Es sei mehrere Hundert Meter lang und liege teilweise unter dem Hauptquartier des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), teilte die Armee mit. Es seien neue Beweise, wie die radikal-islamische Hamas-Miliz im Gazastreifen operiere.

Reporter ausländischer Nachrichtenorganisationen konnten die Tunnelpassage unter Aufsicht der Armee in Augenschein nehmen. UNRWA war zuletzt in eine Krise geraten. Einige Geberländer hatten ihre Unterstützung zurückgezogen, nachdem Israel einigen Mitarbeitern des Hilfswerks vorgeworfen hatte, auch für die Hamas tätig zu sein. Die Palästinenser werfen Israel vor, mit falschen Informationen gegen das Hilfswerk vorzugehen, das 13.000 Beschäftigte im Gazastreifen hat und wichtige Hilfe für die notleidende Bevölkerung bringt. Es betreibt Schulen, Kliniken und andere soziale Einrichtungen.

Die internationalen Reporter wurden durch einen Schacht in der Nähe einer Schule am Rande des UN-Geländes in die Tiefe geführt. Zwanzig Minuten konnten sie streng bewacht durch das heiße und meist enge Tunnelsystem gehen. Laut Armeeangaben ist es 700 Meter lang und 18 Meter tief, teilweise gebe es Nebenräume. Es habe ein Büro gegeben, mit einem Stahltresor, der geöffnet und geleert gewesen sei. Ein größerer Raum sei mit Computerservern vollgestopft gewesen. Von hier aus habe die Hamas ihre Operationen geleitet. Im Zuge des israelischen Vormarsches scheine sich die Miliz dann zurückgezogen zu haben.

Die Hamas hatte bei einem Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Damals hatten Hamas-Kämpfer im Süden Israels zudem 1200 Menschen getötet. Daraufhin startete Israel einen großangelegten Militäreinsatz mit dem Ziel, die Miliz zu zerstören. Israel greift den von der Hamas kontrollierten Küstenstreifen immer wieder aus der Luft, vom Meer und am Boden an. Nach palästinensischen Angaben sind dort allein in den letzten 24 Stunden 112 Palästinenser getötet worden. 173 Menschen seien verletzt worden. Insgesamt seien somit seit Beginn des Krieges 28.176 Palästinenser ums Leben gekommen und 67.784 verletzt worden.

UNRWA-Lieferung blockiert

Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA sieht sich angesichts der Vorwürfe auch mit wachsenden administrativen Hürden durch Israel konfrontiert: Eine Lebensmittellieferung im Umfang eines Monatsvorrats sei im Hafen blockiert worden, sagt UNRWA-Leiter Philippe Lazzarini. UNRWA sei von einem Auftragnehmer, der Umschlagdienste im Hafen von Ashdod erbringt, darüber informiert worden, dass er auf Anweisung der israelischen Behörden nicht mehr mit dem Hilfswerk zusammenarbeiten könne.

Infolgedessen sei eine Lieferung aus der Türkei, die aus 1049 Containern mit Hilfsgütern wie Mehl, Kichererbsen, Zucker und Speiseöl bestand und den Bedarf von 1,1 Millionen Menschen für einen Monat decken sollte, im Hafen blockiert. Israel wirft UNRWA vor, mehrere ihrer Mitarbeiter seien in den Hamas-Überfall auf israelisches Grenzgebiet verwickelt, bei dem rund 1200 Israels getötet und über 200 verschleppt worden seien. Am Wochenende meldete die israelische Armee zudem den Fund eines Hamas-Terrortunnels unter dem UNRWA-Hauptquartier in Gaza-Stadt. (APA/Reuters)

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