Kanye West

König Ye beißt jetzt auf Titan

Kanye West
Kanye West River Callaway
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Kanye „Ye“ West fällt wieder einmal auf, er hat sich seine Zähne durch zwei Titan-Schienen ersetzen lassen. Zwei Theorien zum Thema.

Kanye „Ye“ West, Spitzname Yeezus, ist ein US-Rap-Mogul, der sich in erster Linie auffällig und in zweiter am schmalen Grat des verrückten Genies bewegt. Dass er mit Donald Trump sympathisiert, Antisemitismus nicht ablehnt (in Worten: „Ich liebe Nazis“ und „Ich sehe das Positive an Hitler“) oder mit Softpornos seiner Frau Bianca Censori das Internet volllädt, gehört zum Image. Also mehr oder weniger, seit einigen Jahren ist bekannt, dass er an einer bipolaren Störung leidet. Und dass er als Kind eines Black-Panther-Aktivisten und einer Englisch-Professorin nie zu den anderen vergleichsmäßig härteren Biografien seiner Ghetto-Gangster-geprüften Kollegen passte, hat vielleicht auch etwas damit zu tun. Er ist ein Außenseiter im Hiphop und musste deshalb vielleicht immer noch ein bisschen mehr auffallen. Aktuell tut er das mit seinem neuen Gebiss.

West hat sich Implantate aus Titan fertigen lassen, der Überlieferung zufolge soll er die futuristischen Leisten auch selbst entworfen haben. Die Zahnarztrechnung lag bei geschätzten 780.000 Euro, wird geschrieben. Ob das gesund ist, ob das praktisch ist? Wer weiß. Medien haben jedenfalls schon ein paar Zahnärzte konsultiert, um eine professionelle Meinung in die Debatte zu bekommen. Die Experten sind durchwegs skeptisch, weil sich die Dinger wahrscheinlich schlecht reinigen ließen, was zu Infektionen führen könnte. Und dann ist da noch diese Verdickung auf Wests Lippe, die seine Fans zurzeit irritiert. Wenigstens diese Sorge muss man sich nicht machen, den Dippel hatte er nämlich immer schon.

Von zahnlosen Königen und goldenen Kerlen

Zwei Theorien zum Thema: Kanye West wollte mit den neuen Implantaten den eingeschlafenen 90er-Hype rund um „Grills“ wieder aufwärmen. In der HipHop-Kultur waren die Zahnkronen aus Gold oder Platin viele Jahre ein Renner. Erfunden hatte sie der afroamerikanische Zahnarzt Eddie Plein, in die Populärkultur eingeführt wurden sie von MC Flavor Flav von Public Enemy. Joseph Williams vulgo „Just-Ice“ erklärte einmal den Sinn dahinter: Goldzähne waren ein Statussymbol, mit dem man zeigen konnte, was man für ein gefährlicher Typ war. So in etwa: Keiner traut sich mit Gold im Mund ins verarmte Ghetto, wenn er keine Waffe in der Hose hat. Ob sich Kanye nun bewaffnet hat, um sein Titan zu verteidigen, ist nicht überliefert.

Kanye West hält sich bekanntlich aber nicht nur für den Erlöser, sondern auch für einen König, und die waren im Laufe der Geschichte tatsächlich meistens zahnlos. Ludwig XV., Sonnenkönig, naschte viel, reinigte seine Zähne wenig und musste sich mit 47 Jahren auf Anraten seines Leibarztes sämtliche Zahnstummel ziehen lassen. Man will nicht wissen, wie es vonstattenging. Historiker schreiben, dass sein Unterkiefer bei der Prozedur gebrochen und ein Loch in den Gaumen gerissen wurde, was ihm das restliche Leben nicht leichter machte. Königin Elisabeth I. von England besaß kaum Zähne und stopfte sich Tücher in den Mund, um die eingefallenen Wangen zu polstern. Zur Schau trug sie eine Frontzahnprothese, mit der sie aber nicht essen konnte. Und der bayerische Märchenkönig Ludwig II., bekannt für seine Leidenschaft für Ästhetik und Schönheit, verlor eben diese an seine Leidenschaft für süße Speisen und flüssige Perlen, die ihm bereits kurz nach der Thronbesteigung zwei Schneidezähne und seine klare Aussprache kosteten. Bis er nicht einmal 41-jährig starb, litt er an Zahnschmerzen. Vier wackelige Schneide- und zwei Eckzähne blieben am Ende über. Ihm und seinen Zeitgenossen wären wahrscheinlich schon Keramikkronen recht gewesen.

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