Klassik-Kritik

Piotr Anderszewski: Chopin-Mazurkas verwandeln sich bei ihm in Muränen

Kein Klavierbanktänzer, Gott sei Dank: Der Pole Piotr Anderszewski.
Kein Klavierbanktänzer, Gott sei Dank: Der Pole Piotr Anderszewski.Michel Neumeister
  • Drucken

Der polnische Pianist sprang für Maria João Pires im Musikverein ein – ein umjubelter Abend.

Piotr Anderszewski als Ersatz für die verhinderte Maria João Pires ist eine Klavierabendluxusbesetzung, bei der sich wohl keiner im ordentlich gefüllten Goldenen Saal im Musikverein beschweren hätte können, weder davor noch danach. Angenehm schon ist, dass sich bei Anderszewski nur die Finger (und Augenbrauen) bewegen; er ist kein Klavierbanktänzer, der einem durch Hampelei zeigen will, was man bitte zu fühlen hat, anstatt es einen durch das Spiel fühlen zu lassen. Seine sanfte Hand, das ausgeprägte Rubato, der feine Ton verwandelten die drei Chopin-Mazurkas op. 59 in Nocturnes, die aus ihrer Gelassenheit immer wieder einmal aufbrodelten und vorwärtsschnellten, wie eine Muräne auf den nackten Taucherzeh. Wo Anderszewski den Mazurkas Zeit stahl, gab er sie ihnen andernorts geballt zurück, so dass die Töne schon einmal in Clustern zu erklingen schienen. Die Bandbreite zwischen träumerisch-entkörpert und rustikal war, zumindest in den Außenbereichen, gut abgedeckt.

Irrlichter und Drollereien

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.