Mein Montag

Das vermutlich schönste österreichische Wort

Nein, nicht Krossau – verwordagelt ist vermutlich das schönste Wort.
Nein, nicht Krossau – verwordagelt ist vermutlich das schönste Wort.Clemens Fabry
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Nein, nicht Oachkatzlschwoaf – das sagt doch kein Mensch! Wie wäre es mit verwordagelt?

Österreicher im Ausland neigen ja zum Oachkatzlschwoaf. Dann nämlich, wenn sie Nichtösterreichern ein möglichst schwieriges Wort zum Nachsprechen geben wollen. Dieser kleine Akt der Demütigung hat aber einen gravierenden Nachteil: Das Wort verwendet in Österreich kein Mensch. Will man sich tatsächlich auf das Spielchen einlassen, Anderssprachigen möglichst schwierig auszusprechende Begriffe beizubringen, bietet sich ein anderer Begriff an, der in der Alltagssprache tatsächlich auftaucht: Fawoadagld.

Ein wunderbares Wort für etwas, was irgendwie nicht ganz so gelungen ist. Entstellt, verunstaltet, windschief – aber doch irgendwie auch liebenswert. So lässt sich die Bedeutung des Begriffs zusammenfassen, der allerdings in den meisten Wörterbüchern nicht zu finden ist. Immerhin, das „Österreichische Wörterbuch“ führt ihn mit der Anmerkung „mundartlich“ an – und regional in Ostösterreich verortet. Wie man es schreibt, ist nicht ganz so klar – sowohl verwordagelt als auch verwordakelt ist erlaubt. Verwordackelt hingegen wäre nicht zugelassen, wenn man auch zahlreiche Texte mit dieser Schreibweise findet.

Mit einem Dackel hat es halt nichts zu tun. Aber womit dann? Da gibt es verschiedene Vermutungen. Robert Sedlaczeks „Wörterbuch des Wienerischen“ nennt das mittelhochdeutsche verwohrt, was so viel wie verwirkt oder schlechtgemacht bedeutet. Aber auch eine Kombination von verwürken und dageln im Sinn von teigeln, also bezogen auf misslungenes Gebäck. Nur dass die Bedeutung des Worts mittlerweile weit über aus der Form geratenes Essen hinausgeht.

Es kann universell eingesetzt werden, vom schirchen Kipferl über einen schlecht zusammengeschraubten Schreibtisch bis zu einer nicht ganz stringenten Argumentation. Aber so verwordagelt es auch sein mag – es ist allemal besser als Oachkatzlschwoaf.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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