Schellhorn ­am Samstag

Österreich zeigt, wie man das Falsche gnadenlos richtig macht

Österreich buhlt mit Vermögensteuern und schärferen Regulierungen um Investoren. Dieser Versuch steht im Verdacht, kein durchschlagender Erfolg zu werden. 

Ein bekannter österreichischer Medienmanager hat vor mehreren Jahren in einer Ansprache vor der Redaktion einer bürgerlich-liberalen Zeitung, die seit 1848 publiziert, festgestellt, man könne seine Arbeit auf unterschiedliche Arten erledigen. Man könne etwas nicht nur richtig oder falsch machen, sondern auch das Richtige falsch und das Falsche richtig. Nun ist es unerfreulich, wenn man zwar das Richtige will, es aber falsch angeht. Noch viel schlimmer aber ist, wenn man das Falsche richtig macht. Und gerade dafür scheint Österreich ein ausgesprochen gutes Händchen zu ­haben.

Nehmen wir nur die Versuche des Staats, ausländisches Kapital in das Land zu holen. Erst dieser Tage rückte die halbe Bundesregierung zum vierten Wiener Standortkongress aus, um internationalen Investoren die Vorzüge Österreichs schmackhaft zu machen. Zur gleichen Zeit sind in großen Wiener Anwaltskanzleien Heerscharen von Juristen nur noch damit beschäftigt, den Transfer großer heimischer Vermögen in das Ausland vorzubereiten. Privatpersonen und Stiftungen bringen nämlich ihr bereits im Aufbau hoch versteuertes Eigentum vor dem neuerlichen Zugriff des Staats in Sicherheit. Schließlich wird seit Monaten leidenschaftlich darüber debattiert, wann denn nun endlich Erbschafts- und Vermögensteuern eingeführt werden. Die Republik Österreich hat also bereits den Schaden, bevor überhaupt klar ist, ob es für neue Substanzsteuern jemals eine politische Mehrheit geben wird. Richtiger kann man das Falsche eigentlich nicht machen.

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