Stecklinge“ sind kleine Wald- und Wiesenwesen, die sich neu erfinden lassen: Entwurf von Stella Sachse. 
Spielzeug

Design für Kinder: Spielen, leben, lernen

Kleine junge Menschen sind auch nur Menschen. Und wollen dasselbe wie die Großen: Produkte, mit denen sie interagieren können. 

So viele Ideen. Und doch nur so wenig Platz im Kinderzimmer. „Spielzeug“ ist vor allem auch eines: viel, viel Zeug. „Das ist natürlich eine Frage, der sich auch jeder Gestalter stellen muss: Was braucht die Welt noch? Und welche Dinge braucht ein Kind tatsächlich?“, sagt Karin Schmidt-Ruhland, die Leiterin der Studienrichtung „Spiel- und Lerndesign“ an der Burg Giebichen­stein Kunsthochschule Halle. Und deshalb lässt sie auch genau diese Fragen ausgiebig diskutieren, wenn es im Studium um die Grundlagen geht. Dazu lädt sie auch Gäste ein, die Dinge mitbringen, um sie anschließend von den Studierenden sezieren zu lassen – gedanklich.

Doch eine Conclusio steht für Schmidt-Ruhland trotzdem fest: Für gut gemachte, klug entworfene Dinge ist noch Platz in der Welt. Vor allem an der Basis und an der Spitze der Bevölkerungspyramide, dort dürfen gute Ideen gern kondensieren. Also in jenen Altersphasen, in denen sich sehr kleine und junge Menschen die Welt erst erschließen müssen. Oder: „Sich die Welt aneignen“, wie es Schmidt-Ruhland formuliert. Und das geschehe nun mal vor allem spielerisch: „Spielen bedeutet eben leben lernen.“ Und irgendwann lebt man als Erwachsener zwischen ziemlich vielen Stühlen, Sofas, Tassen und Smartphones. So lang, bis sich die Welt der Dinge allmählich, im fortgeschrittenen Alter, wieder verschließt, schlichtweg deshalb, weil sie Menschen nicht mehr so leicht erfassen können, allein kognitiv.

Karin Schmidt-Ruhland leitet die Studienrichtung „Spiel- und Lern­design“ an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Karin Schmidt-Ruhland leitet die Studienrichtung „Spiel- und Lern­design“ an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule HalleMatthias Ritzmann

Prüfstelle

Doch Schmidt-Ruhland weiß: So etwas wie „Spiel- und Lerndesign“ verfolgt per se einen inklusiven Ansatz. Denn Spielen und Lernen, das ist menschlich. In jedem Alter. Doch umso mehr „muss man die Menschen, für die man entwirft, verstehen“. Um genau das zu lernen, haben Studierende an der Burg Giebichenstein ausgiebig Zeit und noch andere Ressourcen, die man sich später als Gestalter kaum noch leistet. „Denn es ist wichtig, sich intensiv auf die Zielgruppen einzulassen“, sagt Schmidt-Ruhland. Durchaus auch, indem man eine „anthropologische Sicht“ auf das Design appliziert. Und bald schon die ersten Dinge in einem ersten Realitäts-Check auf die Kinder loslässt: Nämlich in der direkt angeschlossenen Kindertagesstätte. Dort findet einer der wichtigsten Zugänge und Methoden des „Spiel- und Lerndesigns“ seine Versuchsanordnung: die Beobachtung. Über sie soll sich jene Empathie entwickeln, die man brauche, um für Menschen zu entwerfen. Und genau dazu will Schmidt-Ruhland ihre Studierenden auch anleiten, sie methodisch entsprechend gut vorbereiten: „Wir gehen dabei von einem problemlösungs- und nutzerorientierten Ansatz aus.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.