Olympische Spiele

Pariser Museum widmet sich in Ausstellung „Mode und Sport“

Das Musée des Arts Décoratifs in Paris.
Das Musée des Arts Décoratifs in Paris. TEAM B/imago
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Im Musée des Arts décoratifs beleuchtet man bis April die Wechselbeziehungen von Sportbekleidung, Modedesign und Alltagsgarderobe.

Es ist eine fast zwingende thematische Auseinandersetzung, die derzeit in Paris im Vorfeld der Olympischen Spiele geleistet wird: „Mode und Sport, von einem Podium zum anderen“ heißt eine Ausstellung, die bis 7. April im Musée des Arts décoratifs in der französischen Hauptstadt zu sehen ist. Das Projekt zeige, „wie zwei auf den ersten Blick weit voneinander entfernte Welten an denselben gesellschaftlichen Herausforderungen rund um den Körper beteiligt sind“, so das Museum.

Anhand von 450 Kleidungsstücken und Accessoires, zahlreichen Fotografien, Skizzen, Zeitschriften, Postern, Gemälden, Skulpturen und Videos wird die Entwicklung der Sportbekleidung und ihr Einfluss auf die zeitgenössische Mode dargestellt. Dabei wird auch deutlich, wie das ursprünglich vor allem für die jeweilige Sportausübung zweckmäßige Dress zu einem normalen Teil der vor allem auf Komfort und Lässigkeit abzielenden Alltagsgarderobe wurde, die mit Sport gar nichts mehr zu tun haben muss. Wie wichtig man das Thema genommen habe, hebt das Museum mit einem Verweis auf die einjährige Vorbereitungszeit hervor: Sechs Restauratorinnen seien dabei vier Monate lang in den Werkstätten damit beschäftigt gewesen, 45 Exponate wieder präsentabel zu machen.

Laufbahn wird zum Laufsteg

Die Szenografie von bgc studio hat die alte Architektur des Museumsgebäudes teilweise zur Sportstätte umgebaut: Eine Laufbahn wird so zum Laufsteg für Figurinen in Designer-Dressen. Kuratorin Sophie Lemahieu beginnt allerdings ihren Parcours in der Antike - in der Sport nackt ausgeübt wurde. Doch sobald Kleidung dazugehörte, wurde es nicht nur eine Frage der angemessenen Beweglichkeit, sondern auch der Eleganz - vor allem, da Sportausübung lange der Aristokratie vorbehalten war, die etwa Jagen, Reiten oder Bogenschießen praktizierte.

Im 19. Jahrhundert übernahmen Dressen auch die Aufgabe der Uniformierung bei Mannschaftssportarten wie Rugby oder Fußball - wo bald entsprechende Fußbekleidung in den Ausrüstungsstandard integriert wurde. Radfahren, Tennis, Winter- und Schwimmsport - die Ausstellung zeigt die unterschiedlichsten Anstöße, inklusive mancher einstiger Anstößigkeit. Die Frage, ob Bein oder gar nackte Haut gezeigt werden durfte, war stets mit den jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Konventionen verbunden - wie man nicht zuletzt auch im 21. Jahrhundert bei den Diskussion um als sexistisch gebrandmarkte Kleidungsvorschriften in mancher Frauensportart oder den Verhüllungsgeboten für muslimische Sportlerinnen sehen kann.

Die Zwischenkriegszeit brachte bisher ungekannte Freiheiten, sondern auch ein erwachendes Interesse der Bekleidungsindustrie. Lacostes Poloshirt wurde zu einem Teil der Alltagsgarderobe, Jean Patou, Jeanne Lanvin, Gabrielle Chanel und Elsa Schiaparelli zählten zu den Pionieren, die Haute-Couture und die Welt des Sports miteinander in Beziehung setzten. Manchen von ihnen gelang dies in Person: Emilio Pucci nahm 1936 für Italien an den Olympischen Winterspielen teil, seine ersten Modeentwürfe waren später Teamuniformen für die Skimannschaft seines Colleges in Oregon. Designer Ottavio Missoni wurde in seiner Jugend bei den Olympischen Spielen 1948 Sechster im 400-Meter-Hürdenlauf.

Sportler als Models

In einer Welt des Wettbewerbs bedeuten Fitness und Siege Prestigegewinn bedeuten. Sportler wurden zu Models (etwa Zinedine Zidane für Dior, Naomi Osaka für Louis Vuitton), der Tennisplatz zum Schaufenster. Seit 1983 hat das Modemagazin „Vogue“ eine eigene Sport-Edition. 1998 war Yves Saint Laurent Teil der Eröffnungsshow der Fußballweltmeisterschaft im Stade de France, 2021 ging Dior eine Partnerschaft mit Paris Saint-Germain ein.

Die Ausstellung endet mit den zwei Mega-Trends der vergangenen Jahrzehnte: Einerseits interessiert sich die Haute Couture, von Balenciaga bis Off-White, für Sportswear-Design (zu sehen ist etwa ein buntes Ski-Outfit von Jean-Charles de Castelbajac für Rossignol) oder offizielle Olympia-Dressen, andererseits wurde Sportbekleidung Teil eines Lifestyles weit abseits der Arenen. Jogginganzüge, Baseball-Kappen und Sneakers sind unverzichtbarer Teil der Standard-Garderobe geworden und für viele Menschen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die 2002 begonnene Verbindung von Yohji Yamamoto und Adidas erwies sich als Win-Win-Situation für alle Beteiligten. „Im Streetstyle, aber auch in der Skateszene ist der Designer eine absolute Größe“, wirbt Adidas um junge Kundinnen und Kunden. „In der Y-3 Kollektion findet ihr Sneaker, Accessoires und auch Kleidung mit denen ihr ein Statement setzen könnt.“ (APA)

Ausstellung „Mode et sport, d‘un podium à l‘autre“

Im Musée des Arts décoratifs, Paris, 107, rue de Rivoli, bis 7. April, Di-So, 11-18 Uhr, Katalog: 244 Seiten, 49 Euro, www.madparis.fr)

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